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Thessera: Fooled Eyes (Review)

Artist:

Thessera

Thessera: Fooled Eyes
Album:

Fooled Eyes

Medium: CD
Stil:

Progressive Metal

Label: ProgRock Records
Spieldauer: 64:53
Erschienen: 2006
Website: [Link]

Innerhalb der letzten Monate tauchen zunehmend Metalbands aus dem südlichen Wendekreis auf, welche die ihren Nachbarn nachgesagte Unbekümmertheit ablegen. Das Naive und hörbar Exotische ging zuletzt den tollen Griechen Wastefall ab, und nun schickt Brasilien THESSERA mit einer nicht gänzlich originellen, aber für ein Debüt beachtlichen Version progressiver Härte ins internationale Rennen. Auch bei ihnen ist der Einfluss von Pain Of Salvation offenkundig, wohingegen sich konzeptionell wie hinsichtlich der Vorliebe für virtuose Selbstbeweise mittlere Dream Theater als Bezugspunkt hervortun.

Fooled Eyes“ erzählt die Story eines glücklich unter die Haube gebrachten Künstlers, der zum Polterabend in einen Traum verfällt und dort seltsame Dinge erlebt, die sich nach dem Aufwachen fortsetzen und zum großen Drama um Liebe und Tod entwickeln. Diese Geschichte hat zusätzlich durch ihre optische Umsetzung im schönen Booklet den Anstrich von „Metropolis“ und ist ähnlich schwierig in ihre Gänze zu verstehen.

Um die nähere Auseinandersetzung mit den Texten reizvoll zu gestalten, sollte die Musik dementsprechend eindringlich sein – dies gelingt dem jungen Sextett überwiegend sehr gut. Als Intro wählt man eine flotte Abfahrt mit dominanten Keyboards und läuft sich dann ins Kontrolliertere aus, um die Geräusche der Sause zum Junggesellenabschied herauszustellen. „The Gallery“ dient schließlich der Ausstellung der hauptsächlichen Bandcharakteristika: Der Tastenmann gibt Pianosounds den Vorzug, Melodien sind fein ausgearbeitet und spannend arrangiert. Der Gesang ist zuweilen rhythmisch oder steigt näselnd in die Höhen – Daniel Gildenlöw lässt grüßen. Auch unerwartete, aber homogene kurze Stilwechsel - etwa mittels funkiger Cleangitarren - und fast thrashige Drums findet man ähnlich beim schwedischen Kreativderwisch.

„Broken Psyches“ treibt sich selbst nach akustischem Start mit eindringlichen Vocals und immer wieder verspielten Fills der Melodieinstrumente voran. Eine Klavierbridge ist einfühlsamer, und jazzige Töne des samtbehandschuhten Gitarristen tragen gleichfalls zum wechselhaften Stimmungsbild bei. Die Unisono-Passagen mit klassischem Anstrich stehen im Gegensatz zum aus hauptsächlich zwei Tönen bestehenden Keyboardmotiv des folgenden Tracks. Die übrigen Instrumente sowie der Gesang orientieren sich daran, was „Candlefire“ recht eingängig macht. „The Leading Roles“ ist mit Piano und gezupfter Klampfe einer- sowie entspanntem Drumming und vertraut wirkenden Vocal-Overdubs andererseits absolut Pain-Of-Salvation-kompatibel...wüsste man es nicht besser...

Der Protagonist wacht nun auf, was durch Stimmen und Barjazz untermalt wird. Zunächst groovt „Party´s On“ forsch, wechselt dann aber ins Verhaltene. Diese Gegensätze wiederholen sich und gipfeln in Pianokaskaden – erneut als Stilmittel der Skandinavier zu identifizieren. Es folgen Regengeräusche und der Weckruf eines Freundes. Nun scheinen die Ereignisse sich zu überschlagen, worauf die Musik mit Doublebass-Parts und einem Zuwachs an Vokalpathos reagiert. Die Geliebte ist scheinbar in Gefahr und muss nachfolgend ihr Leben lassen. Dazu passt das schwermütige „Conflagration“ - Über die Quelle schizophrener Tastenbearbeitung sowie die Art der Shouts und des Sprechgesangs muss man kein weiteres Wort verlieren.

Der Hauptdarsteller ist nun wütend auf einen falschen Freund und Widersacher, hinzu kommen Abgründe der eigenen familiären Vergangenheit. Das alles ist ein wenig konfus, drückt sich aber nicht im relativ konventionell gestrickten Finalsong aus: metallisch der Einstieg, gebremst mit Stimmeinsatz, schließlich energischer und in leidenschaftlich schreiendem Gesang endend. Wieder wird gebeten aufzuwachen – läuft die Geschichte im Kreis, oder ist die vorhersehbare Pointe, dass das erstmalige Erwachen auch geträumt war?

Man merkt, THESSERA haben vieles richtig gemacht und setzen ihre teils geliehenen Ideen abgeklärt um. Das ist mitunter spannend, an anderer Stelle wiederum noch leicht dem Selbstzweck dienend. Einige Raffungen sowie das Kultivieren der eigenen Stärken werden der aufstrebenden Gruppe sicherlich mehr Aufmerksamkeit für zukünftige Werke bescheren.

FAZIT: Ein hoffnungsvoller Newcomer, der den Kitsch und die Formalismen generischen Progmetals bereits mit dem ersten Album recht weiträumig zu umgehen weiß. Hoffen wir, dass der Schmerz der Heilung von diversen Kinderkrankheiten nicht zu vehement ausfällt...

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3104x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Le Chef D´Oeuvre
  • The Gallery
  • Broken Psyches
  • Candlefire
  • The Leading Roles
  • Party´s On
  • Inverse
  • Conflagration
  • Heaven´s Gate

Besetzung:

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