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Dunwich: Heilagmanoth (Review)
Artist: | Dunwich |
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Album: | Heilagmanoth |
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Medium: | CD | |
Stil: | Mittelalter-Klassik-Rock |
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Label: | Eigenproduktion | |
Spieldauer: | 54:17 | |
Erschienen: | 25.04.2008 | |
Website: | [Link] |
Keine Kompromisse, so könnte das Motto von DUNWICH lauten. Die italienische Band existiert zwar in verschiedenen Ausprägungen bereits seit vielen Jahren und konnte in den Neunzigern drei Alben veröffentlichen. Aber ”Heilagmanoth” kann doch als Neuanfang und Quasi-Debüt gewertet werden, da der musikalische Kopf Claudio Nigris nach jahrelanger Pause mit neuer Besetzung antritt, und sich die Band entschieden hat, zunächst ohne Hilfe eines Labels alles selbst in die Hand zu nehmen. Und trotzdem wird alles aufgefahren, was zu einer professionellen Produktion gehört. Angefangen beim wunderschönen Digipack und Booklet, in denen mit zahlreichen Illustrationen die Texte dargestellt werden, bis hin zur aufwändigen, erstklassigen Produktion. Über 20 Gastmusiker steuern klassische Instrumentalparts wie Streicher, Percussions, Flöten und Bläser sowie Chorpassagen bei, und die Band verwarf auch schon mal komplette Aufnahmen und spielte alles neu ein, bis man wirklich zufrieden war. Die Arbeiten an "Heilagmanoth" zogen sich so insgesamt über mehr als zwei Jahre hin. Wie gesagt, keine Kompromisse.
Der Stil von DUNWICH setzt sich aus vielen unterschiedlichen Elementen zusammen und lässt sich dadurch schwer einordnen, ohne eine ganze Liste an Einflüssen aufzuzählen. Zudem kann mit keiner Nennung einer anderen Band der Sound adäquat beschrieben werden, zu eigenständig und homogen werden ganze Genres miteinander verbunden: mittelalterliche und folkloristische Musik (umgesetzt mit den entsprechenden akustischen Instrumenten), Progressive Rock und klassisch orchestrierte Soundtracks. Metal gibt es nur am Rande zu hören, in Form von einigen wenigen Doublebass-Passagen oder verzerrten Gitarren. Es gibt zwar auch sehr schöne Soli zu hören, oft wird jedoch auf elektrische Gitarren komplett verzichtet, was aber überhaupt nicht weiter ins Gewicht fällt, da die vielen klassischen und akustischen Instrumente meist die Führung übernehmen. Zudem setzt Roberto Fasciani den Bass mit seinem sehr melodischen, harmonischen Spiel oft als Leadinstrument ein und füllt damit den freien Raum der Gitarren. Zusätzlich gibt er dem Ganzen dadurch einen stärkeren Progressive-Rock-Anstrich.
Ansatzweise sind DUNWICH eigentlich nur mit einer Band wie HAGGARD vergleichbar, wobei die Italiener vielschichtiger, komplexer, aber auch weniger eingängig klingen. Konventionelle Songstrukturen oder typische Strophe-Refrain-Schemata finden kaum Verwendung, genau genommen gibt es nicht einmal richtige Refrains im eigentlichen Sinne. Stattdessen wird im Stile von klassischen Soundtracks mit Themen gearbeitet, die bei Wiederholung gerne auch variiert werden. Die Songs sind gar nicht übermäßig lang, meist zwischen fünf und sechs Minuten (die ruhigeren Stücke auch kürzer), trotzdem passiert unheimlich viel in den jeweiligen Tracks. Sie wirken eher wie eine musikalische Reise, wie man auch das Album unmöglich anhand einzelner Songs oder gar von Auszügen erfassen kann, sondern nur als Ganzes. Die Stücke fließen ineinander über, und oft wird fast eher ein Gefühl von aufbrausenden und sich beruhigenden (musikalischen) Wellen vermittelt, anstatt eines genau definierten Songeinstiegs und einem echten Abschluss. Ebenso wird auf durchgehende Schlagzeug-Rhythmen verzichtet. Wenn ein Part rein orchestral oder rein akustisch sein soll, dann wird das auch so umgesetzt.
Die Musik von DUNWICH zeichnet sich darüber hinaus durch eine ganz besondere, mystische und verzauberte Atmosphäre aus, wie ich sie zuletzt auf dem Debüt von THE 3rd AND THE MORTAL gehört habe. Man bekommt wirklich das Gefühl vermittelt, Geschichten aus alten Zeiten und von alten Bräuchen zu lauschen. Hierfür sorgt besonders Sängerin Francesca Naccarelli mit ihren eigenwilligen Melodielinien. Mal singt sie lieblich und sanft, dann wieder kraftvoll im Stile einer Sopranistin und oft auch beschwörend, so dass man vor dem geistigen Auge eine um das Feuer tanzende Zigeunerin zu sehen glaubt. Zum exotischen Ambiente passend werden etwa die Hälfte der Tracks in italienischer Sprache vorgetragen.
Gleich zu Beginn des Albums stellen DUNWICH ihre Vielseitigkeit unter Beweis. "La Casa dell'Alchimista" startet zunächst mit einem dramatischen Opernchor, geht dann in ein ruhiges Zwischenspiel mit Harfe und Flöte über, das anschließend mit furiosem Drumming und Metalriffs ergänzt wird. Danach wird der Gesang mit keltisch angehauchten Melodien präsentiert, nur begleitet von komplexen Basslinien und Akustikgitarren. Und das alles schon in den ersten zwei Minuten! Das folgende "Tales from the Ninth Wave" wechselt immer wieder zwischen balladesken und getragenen, epischen Passagen, um schließlich mit Glocken und Männerchor in einem grandiosen Bombastpart zu gipfeln, der auch MANOWAR gut zu Gesicht gestanden hätte.
Nachdem die ersten beiden Tracks noch recht extrem zwischen allen Facetten hin und her pendelten und auch durchaus metallische Tendenzen aufwiesen, folgt mit "Guardians of the Treshold" der erste von einigen fast rein akustischen Tracks, voller Percussions und dunkler Atmosphäre. Das von H. P. Lovecraft inspirierte "Escape from Innsmouth" ist dagegen hauptsächlich orchestral angelegt und erinnert mit stimmungsvollen Chören ein wenig an die düsteren Soundtracks von Danny Elfman. Mit dem eher beschwingten "Il Falso Principio" folgt dann fast Renaissancemusik (zumindest für einen Klassiklaien wie mich). DUNWICH bieten Abwechslung, ohne dabei bemüht zu klingen, und ohne dass ein Track aus dem Rahmen fallen würde. Allen gemeinsam ist aber eine gewisse Melancholie und Sehnsucht, von fröhlichen Folk-Arien ist man zum Glück weit entfernt.
Das epische "Beowulf" ist wahrscheinlich der eingängigste Song und heimliche Hit auf "Heilagmanoth". Die Vertonung der Legende aus dem 10. Jahrhundert bietet wunderschöne Gesangsmelodien, getragene, bombastische Parts, tolle Gitarrensoli und sogar dezente Power-Metal-Anleihen. Anschließend folgen wieder einige ruhigere, hauptsächlich akustische und sehr stimmungsvolle Stücke, bevor das bombastische "La Lama il Ghiaccio e il Fuoco" das Album beschließt und noch einmal alle Elemente des DUNWICH-Sounds aufbietet.
FAZIT: DUNWICH liefern mit "Heilagmanoth" die aufwändigste und professionellste Eigenproduktionen, die ich je gehört habe. Viel wichtiger jedoch, eines der besten Alben des bisherigen Jahres! Wer bereit ist, sich auf diese Reise einzulassen und entsprechend Zeit zu investieren, wird mit musikalischer Vielfalt und einzigartiger Atmosphäre belohnt. "Heilagmanoth" klingt wie der Soundtrack zu einem imaginären Mittelalter-Film: düster, stimmungsvoll und vielschichtig. Bestellen kann man das wunderschön aufgemachte Digipack für 12 Euro inklusive Porto und Verpackung über die Website der Band (siehe oben) oder ihre myspace-Seite: http://www.myspace.com/dunwichband.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Aranmanoth
- La Casa dell'Alchimista
- Tales from the Ninth Wave
- Guardians of the Treshold
- Escape from Innsmouth
- Il Falso Principio
- Beowulf
- The Flying Fear
- Leaves on the Altars to the Moon
- Terra di Ambra Neve e Fuoco Nero
- La Lama il Ghiaccio e il Fuoco
- Heilagmanoth
- Bass - Roberto Fasciani
- Gesang - Francesca "Elayne" Naccarelli
- Keys - Claudio Nigris
- Schlagzeug - Luca Iovieno
- Heilagmanoth (2008) - 13/15 Punkten
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