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Marten Kantus: Catwalk (Review)
Artist: | Marten Kantus |
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Album: | Catwalk |
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Medium: | CD | |
Stil: | Instrumentale Wundertüte |
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Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 52:38 | |
Erschienen: | 19.01.2007 | |
Website: | [Link] |
Ist dieses Album wirklich für die Katz?
Ja!
Und diese Katz(e) heißt PINK (Oh, was schwant mir da? Wo ist der Vogel FLOYD?)! Doch während man noch eine Vielzahl von Namensinterpretationen vornimmt, sollte zuerst klargestellt werden, dass diese Musik definitiv nichts für den Laufsteg, den man bekanntlich auch Catwalk nennt, ist. Kein flachbrüstiges Modell kann nach diesen Klängen ihren bulimiegestylten Körper samt utopischen Klamotten, die zwar kein Schwein, dafür aber jeder neureiche Idiot tragen möchte, durch die Kante schieben. Dafür erfährt man aber, dass Pink dauerhafter Gast im Studio von Marten ist. Ein kleines Bild zeigt diese Katze auch vor der versammelten Studiotechnik, wie sie aufmerksam ein Verstärkerdisplay beobachtet, so als würde es die Anzahl der sich noch im Raume befindlichen Mäuse anzeigen. Außerdem ist „Catwalk“ natürlich Pink gewidmet und muss so ein Album nicht mindestens eine Anspielung auf „Animals“ von PINK FLOYD haben? Es muss! Doch dazu kommen wir später.
Eigentlich ist „Katzenmusik“ seit MICHAEL ROTHER, dem NEU!en Krautrocker, der auf Solopfaden genau den gleichen Weg wie Kantus einschlug – instrumentale, stark von akustischer und elektrischer Gitarre dominierte Musik – nichts Neues. Nur hat Rothers Scheibe bereits 29 Jahre auf dem Buckel und ist erheblich langweiliger als die Catwalkende Gegenwart.
Bereits „Tempelhof“ versprüht die Atmosphäre einer MICHAEL-NYMAN-Filmmusik, in dem sich Mike OLDFIELD und Davis GILMOUR während der Gitarrenpassagen abwechseln oder ergänzen.
Und von diesem Flughafen Tempelhof beginnt dann auch unsere musikalische Reise, aber nicht etwa in die unterschiedlichsten Länder, sondern nur in das magische Erlebnis, das man hat, bevor man ein Flugzeug besteigt, mit diesem startet, eine himmlische Strecke zurücklegt und zur Landung ansetzt. „Catwalk“ ist also Kantus’ Flug(hafen/zeug)musik (Die zum Glück rein gar nichts mit „Music For Aeroplanes“ des nervenden Ambient-Langweilers ENO zu tun hat!) und irritiert mich immer mehr, da auch hier wieder eine Parallele zu Rothers „Katzenmusik“ erkennbar ist, wo nämlich das LP-Cover zu diesem Album nicht etwa mit einer Katze, sondern mit einem Kondensstreifen, den ein Flugzeug am hellblauen Himmel hinterlässt, gestaltet wurde. Zufall oder nicht? Ich weiß es nicht! Sollte es einer sein, dann ist er zumindest schicksalhaft.
Allerdings begeben wir uns, noch bevor wir einchecken, in Richtung Flügel, auf denen in der modernen Technik nicht nur die Flugzeuge daherkommen, sondern bei Pink Floyd auch mal die Schweine und bei MARTEN KANTUS die Fische. Allerdings klingen diese Viecher nach den Tieren, die ORWELL in „Farm der Tiere“ zum literarischen und Pink Floyd zum musikalischen Leben erweckten. Nur dass uns bei Kantus statt der Schafe und Schweine die Hunde entgegenkommen und jeder, der „Dogs“ von Pink Floyd kennt, wird, einem Hund gleich, seine Ohren spitzen, wenn „Fish On The Wing“, ein musikalisches Pink-Floyd-Puzzle, beginnt.
Nachdem man dieses Puzzle in seine floydianischen Einzelteile zerlegt hat, darf man sich zur Belohnung an Bord begeben – entspannt und gelassen beginnt die musikalische Reise von akustischen Gitarren dominiert, so als würden wir dem lieben Gott einen Besuch abstatten wollen.
Doch Vorsicht, unser fast 15-minütiger Flug 2110 wartet mit einigen Überraschungen auf. Zwar ist nicht ganz klar, ob’s hier 1. oder 2. Klasse abgeht – musikalisch zumindest fliegen wir 1. Klasse. Akustische Gitarre trifft anfangs auf verträumte Melodien – wir gewinnen langsam an Höhe. Bis hierhin läuft alles glatt, keinerlei Turbulenzen. Sich wiederholende musikalische Motive treiben an unseren Fenstern wie weiße Wölkchen am blauen Himmel vorbei.
Doch plötzlich ziehen am Horizont ein paar weltmusikalische Zirruswolken auf. Sogar PIERRE MOERLEN sitzt mit seinem GONG im Flugzeug – und der klingt wirklich nicht so mausetot, wie er es leider in Wirklichkeit ist, denn ein „Downwind“ (Titel von Pierre Moerlen, bei dem ihn MIKE OLDFIELD unterstützte!) erhebt sich, der durch die Bläser von mütterlichen Atomherzen unterbrochen wird, um dann wieder an Fahrt aufzunehmen und endlich fliegt auch mal der Herr Oldfield mit seiner Gitarre vorbei, aber nur ganz kurz. Denn auch ein klassisches Piano hat durchaus seine Reize, vor allem dann, wenn es mit einer feinen akustischen Gitarre eine zärtliche Vereinigung bildet. Tschüss Mike, willkommen liebe orgelnde Alt-70er (Jahre)!
Entsetzen! Irgendwas scheint mit dem Kabinendruck nicht zu stimmen: es sieht düster für uns aus. Fallen gleich die Atemmasken auf uns herab? Ja, aber, man glaubt es kaum, sie versorgen uns doch tatsächlich mit Lachgas! Mein Gott, laus’ mich doch der Affe, aber der zweite Teil dieses „druckvollen“ Titels erinnert tatsächlich an DSCHINGHIS KHAN... ja, genau, die Hitparadenstürmer der 70er Jahre, aus denen dann so ein begnadeter Musiker wie LESLIE MANDOKI hervorging. Und das ist definitiv kein Witz meinerseits, musikalisch aber total lustig!
Zeit, um zur Landung anzusetzen. Eine Landung, die nach einer Kombination aus progressivem Bombast gepaart mit akustischer Gitarre und elektronischen Schnipseln klingt. Es holpert ein wenig, bereitet aber Freude, denn der Adrenalinspiegel steigt wieder etwas an, bevor wir befreit unsere ein wenig feuchten Hände aneinanderschlagen, um dem Piloten Kantus Applaus dafür zu spenden, dass er uns wieder auf den Boden der musikalischen Tatsachen gebracht hat. Aber nicht vergessen, danach das Flugzeug mit einer gehörigen Portion Kerosin aufzutanken, während MIKE OLDFIELD den Tankwart spielt.
Ist diese Musik für die Katz?
Definitiv nicht – selbst wenn man ihr den Namen Pink verpasst haben sollte!
FAZIT: Dies ist die erste Rezension, die ich nach dem überraschenden Tod des Keyboarders meiner Lieblingsband PINK FLOYD geschrieben habe. RICHARD „RICK“ WRIGHT – Ruhe in Frieden! Mögen dich die „Fische“ oder „Schweine auf Schwingen“ auf deiner letzten Reise zu deinem besten Freund SYD BARRETT begleiten. Leb’ wohl, während ich noch einmal „Fish On The Wing“ höre!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Tempelhof
- Fish On The Wing
- Before Boarding
- Flight 2110
- Cabin Pressure
- The Descent
- Kerosene
- Bass - Marten Kantus
- Gitarre - Marten Kantus
- Keys - Marten Kantus
- Schlagzeug - Marten Kantus
- Sonstige - Marten Kantus (Mandoline, Violine, Melodica)
- Echology (2003) - 11/15 Punkten
- Insomnia (2004) - 7/15 Punkten
- Celluloid – Music For Imaginary Films (2005) - 13/15 Punkten
- Male (2006) - 14/15 Punkten
- Catwalk (2007) - 12/15 Punkten
- Stratify (2007) - 10/15 Punkten
- Pulmonaire (2008) - 10/15 Punkten
- Airframe (2009) - 10/15 Punkten
- Rotorhead (2010) - 12/15 Punkten
- Nimbus (2011) - 11/15 Punkten
- Elevator (2012) - 13/15 Punkten
- Apostle (2013) - 11/15 Punkten
- Necessary Music (2014) - 13/15 Punkten
- Requiem (2015) - 6/15 Punkten
- Refugi (2016) - 12/15 Punkten
- North (2021) - 13/15 Punkten
- Larynx (2021) - 11/15 Punkten
- Juvenilia (2021) - 12/15 Punkten
- Counterpose (2022) - 12/15 Punkten
- Earthtones (2023) - 12/15 Punkten
- Salvation (2024) - 11/15 Punkten
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