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Zero Hour: Dark Deceiver (Review)

Artist:

Zero Hour

Zero Hour: Dark Deceiver
Album:

Dark Deceiver

Medium: CD
Stil:

Progressive Metal

Label: Sensory Records
Spieldauer: 44:41
Erschienen: 23.05.2008
Website: [Link]

Man spürt, wenn man das erste Mal ZERO HOUR hört, dass diese Band zu Großem fähig sein könnte. Dass sie vielleicht einmal ein modernes „Operation: Mindcrime“ produzieren könnte. Nach einer Eigenproduktion ließ vor allem ihr erstes offiziell erhältliches Album „The Towers Of Avarice“ von 2001 dieses Potential erkennen. Von Beginn ihrer Karriere an gehen die beiden Zwillingsbrüder Jasun und Troy Tipton (Gitarre und Bass) äußerst professionell zu Werke, das reicht vom Coverartwork über den transparenten Sound und die ausgezeichnete Produktion, bis hin zum hervorragenden Gesang. An erster Stelle ist jedoch die außergewöhnliche Spieltechnik der Band zu nennen.

Genau diese steht der Band jedoch beim mittlerweile fünften Album „Dark Deceiver“ im Weg. Die Tipton-Brüder und Drummer Mike Guy sind ein eingespieltes Team und zocken sich traumwandlerisch sicher und tight durch ein Chaos aus verschobenen Rhythmen, vertrackten Stakkato-Riffs und schrägen Läufen. Jasun Tipton scheint keinen Akkord einfach durchschlagen und keinen Ton stehen lassen zu können, und Troy Tipton spielt auf dem Bass meist noch mehr Noten als sein Bruder auf der Gitarre. So beeindruckend das auch klingt, man hat das Gefühl, die drei Instrumentalisten hätten vielleicht eher ein Free-Jazz-Trio gründen sollen und nicht eine Metal-Band mit dem Anspruch, emotionale Musik mit Gesang zu kreieren. Denn gefühlvoll oder wirklich ergreifend klingen die meisten Passagen nicht, „Dark Deceiver“ ist zu oft nur Kopfmusik. Die Aussage des Labels, die neuen Kompositionen seien „technischer als zuvor“ kann man nur bestätigen. Die Musiker selber mag das herausfordern und spielerisch befriedigen, aber eher im Sinne von sportlicher Gymnastik. Oft wirkt das extrem genau definierte Zusammenspiel, bei dem alle Instrumente exakt aufeinander abgestimmt sind und kaum Luft bleibt, fast mathematisch, maschinell und kalt. Andererseits sorgt dies wiederum für die gewisse futuristische Atmosphäre, die ZERO HOUR einzigartig macht. Man meint der Vertonung einer epischen Cyberpunk-Story zu lauschen.

Sänger Chris Salinas erzeugt mit seiner warmen, gefühlvollen Stimme den einzigen Gegenpol. Zum Glück versucht er nicht, der musikalischen Vorlage zu folgen, sondern müht sich redlich, soviel Melodie wie möglich beizusteuern. Meist bleibt ihm jedoch nur übrig, die Töne lang über das Notendurcheinander zu halten, mehr wie eine Art flächiges Keyboard. Lediglich die wenigen ruhigeren Passagen geben ihm die Gelegenheit, wirkliche Melodiebögen zu singen. Während man sich durch die ersten Songs regelrecht „arbeiten“ muss, bietet die zweite Hälfte des überlangen „Inner Spirit“ erstmals eine solche Verschnaufpause.

Anschließend zeigt „Resurrection“ dann doch, dass die Band auch anders kann, wenn sie sich nur ein ganz klein wenig zurückhält. Natürlich ist auch dieser Song wieder relativ vertrackt und rhythmisch anspruchsvoll, aber das Hauptriff ist melodisch und packend, Themen werden öfters wiederholt, und es gibt sogar eine Art Refrain zu hören. Und schon meint man wieder zu spüren, dass diese Band etwas Besonderes auszeichnet. Der Song erinnert sogar an wenig an PSYCHOTIC WALTZ, die Meister im Verbinden von anspruchsvoller Spieltechnik und emotionaler Tiefe. Warum nur können ZERO HOUR diese Balance nicht öfters halten?

Die weiteren Songs sind zwar nicht ganz so anstrengend wie der Beginn des Albums, trotzdem gibt es auch hier immer wieder instrumentale Achterbahnfahrten, durch die man sich regelrecht „quälen“ muss, um dann doch noch mit dem ein oder anderen kleinen Hook belohnt zu werden. Das sich dramatisch steigernde Ende von „The Temple Within“ kann sogar richtig begeistern, wunderschön perlende Bass-Tappings treffen auf melancholischen Gesang.

FAZIT: „Dark Deceiver“ ist eine zwiespältige Angelegenheit. Einerseits eine herausragend musikalische Band, ein fantastischer Sänger und eine hervorragende Produktion. Andererseits kann das „Songwriting“ in weiten Teilen nicht überzeugen und wirkt oft eher wie eine Aneinanderreihung von Finger- und Rhythmusübungen. Schade, denn die Momente, in denen ZERO HOUR atmosphärischer und melodischer zu Werke gehen, lassen erkennen, dass die Band ihr Potential bei Weitem noch nicht ausgeschöpft hat.

Daniel Fischer (Info) (Review 5738x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • Power To Believe
  • Dark Deceiver
  • Inner Spirit
  • Resurrection
  • Tendonitis
  • The Temple Within
  • Lies
  • The Passion Of Words
  • Severed Angel

Besetzung:

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