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Diablo Swing Orchestra: No. 2: Sing Along Songs for the Damned & Delirious (Review)

Artist:

Diablo Swing Orchestra

Diablo Swing Orchestra: No. 2: Sing Along Songs for the Damned & Delirious
Album:

No. 2: Sing Along Songs for the Damned & Delirious

Medium: CD
Stil:

Jahrmarkts-Metal

Label: Ascendance / Soulfood
Spieldauer: 48:17
Erschienen: 18.09.2009
Website: [Link]

Bigband, Chanson, Rockabilly ... Vektoren feuern in alle Richtungen im mehrdimensionalen Koordinatensystem, das sich DIABLO SWING ORCHESTRA zusammengesponnen haben. Der Opener ihres zweiten Albums sowie einer EP sagt aber längst nicht alles darüber aus, was einem im weiteren Verlauf der Spielzeit so begegnet.

Die "Rancid Romance" beginnt im theatralischen Tango, bis die Tanzpartner unter deftigen Zerrakkorden auseinandergehen und Annlouice ihrer Angst vorm Morgenstern allein eine Operette widmet, die ins Psychotische ausartet, sobald Madame - wieder unter deftigem Geriffe und mit südländischer Percussion nebst Buena-Vista-Social-Flair - zum Gackern einatmet. Håkansson beginnt im folgenden "Bedlam Sticks" ein Gespräch mit seiner Frontfrau, doch wieder sind sich beide uneinig und giften sich an. Die Musik dazu swingt; allerdings haben der Sänger und sein Gitarrenpartner immer die Klampfen im Anschlag. Ihr Basser schlägt zuerst den akustischen, dann den eingestöpselten Tieftöner.

Zeit zum Verschnaufen? - Ein wenig, denn "New World Widows" geht gleichwohl weniger hektisch, jedoch nicht minder kurzweilig vorüber. Im Hintergrund vernimmt man Synthie-Arpeggien, was den insgesamt akustisch warmen Sound der Platte nicht beeinträchtigt. Schwerer wiegen für den Gourmet eventuell die fehlenden Widerhaken, obschon er sich so auch nicht gleich beim ersten Durchlauf übersättigt. Wer sich allerdings beispielsweise mit Devin Townsends "Vampira"-Polka von "Synchestra" anfreunden konnte, wird mit dem "Vodka Inferno" eine neue Headbanger-Tanzparty vorfinden, und zwar ganz ohne skandinavische Humppa-Albernheiten. Überhaupt gilt klarzustellen, dass DIABLO SWING ORCHESTRA nicht als Joke funktionieren, denn sie produzieren keinen trivialen Käse; gleichwohl muss das Erzeugnis reifen, und wer verbietet dem Hersteller eigentlich, seinen Spaß dabei hörbar zu machen? Über die gesamte Distanz hat die Gruppe das aber auch gar nicht nötig, denn nicht erst mit "Ricerca Dell Anima" (fette Cello-Riffs, Gitarrentwang) bricht eine weniger aufdringliche Heiterkeit herein, die durchaus ins Bedächtige umschwenken kann (klagende Holzbläser, Akustikgitarre).

Für Reinmetaller: der Metalaspekt bei DIABLO SWING ORCHESTRA beschränkt sich eindeutig auf harte Rhythmusgitarren. Wer den "True"-Spirit nebst ausgefeilter Twinleads etc. sucht, tut das bitte woanders, wobei er hier gewiss ohnehin nicht zu stöbern anfängt. Alle anderen: Hören und nicht nur Spaß haben, denn die Schweden komponieren zwar mit schillernden Farben, lassen diese jedoch nicht nach mehrmaligem Hören abblättern - im Gegenteil. Die Patina bekommt mit der Zeit einen vertrauten und umso heller glänzenden Schimmer. Obacht allerdings beim neunminütigen Abschlusstrack: wer immer etwas mit progressiver Rockmusik anfangen kann, sollte die "Serenade" gehört haben, die sich klassisch mit Leitmotiv und spannungssteigerndem Aufbau inklusive Gesamt-Instrumentenpark der Band für ein Mixtape der Highlights am Ende des Jahres empfiehlt.

FAZIT: Nicht als Comedy abtun! DIABLO SWING ORCHESTRA stehen - wenn auch kaum vergleichbar - dunkleren, sogenannten "Avant-Prog"-Truppen wie Unexpect näher als Distortion-schwangeren Schenkelklopfern, wie man sie in den letzten Monaten wenig substanziell, aber leider häufiger in der hart rockenden Szene antrifft. Statt halbherzig Stil-Standards zu covern, haben die Schweden ihre Genres verinnerlicht und stehen wirklich dahinter. Das macht DIABLO SWING ORCHESTRA wertvoll - Eklektizismus, angenehm frei von Klugscheißertum und Sauertöpfigkeit.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 6240x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • A Tapdancer's Dilemma
  • A Rancid Romance
  • Lucy Fears the Morning Star
  • Bedlam Sticks
  • New World Widows
  • Siberian Love Affairs
  • Vodka Inferno
  • Memoirs of a Roadkill
  • Ricerca Dell Anima
  • Stratosphere Serenade

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Thomas K.
gepostet am: 14.09.2009

User-Wertung:
13 Punkte

Kleine Recherche-Lücke: Frau Loegdlund heißt nun Wolgers! Singt aber immer noch wie früher ;-)

Allerdings wundert mich etwas die gleiche Note für No. 2 wie für das Debüt? Die Neue ist doch eindeutig besser...
Chris
gepostet am: 02.01.2010

User-Wertung:
12 Punkte

Ich finde beide gleich stark. Unterscheiden sich halt ein wenig voneinander.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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