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Rootwater: Visionism (Review)

Artist:

Rootwater

Rootwater: Visionism
Album:

Visionism

Medium: CD
Stil:

Extremcrossover

Label: Mystic Production
Spieldauer: 60:25
Erschienen: 21.02.2010
Website: [Link]

Achachach, ist das herrlich, wenn manche Bands so richtig einen Riss in der Schüssel haben. Schrägoholiker werden dieses polnische Quintett bestimmt schon lange in ihr Herz geschlossen haben, und die, die ROOTWATER noch nicht kennen, sollten das mal ganz, ganz schnell ändern, denn was auf „Visionism“, dem dritten Longplayer, so abgeht, wäre des Verpasstwerdens zu schade.

Die Warschauer sind keine Truppe der Sorte „hauptsache durchgeknallt“, denn neben aller Abgedrehtheit haben es die fünf drauf, richtig feines, ausgereiftes Songwriting an den Tag zu legen. In den meist sehr eingängigen, wenn auch oft langen Songs werden zwar oft Erinnerungen an FAITH NO MORE, MIKE PATTON, WHITE ZOMBIE, frühe SLIPKNOT und MUDVAYNE, KYYRIA, SYSTEM OF A DOWN, entfernt auch SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM, PRONG, tribalesken SEPULTURA undundundoderoderoder wach – doch das „Metal meets Hardcore meets Crossover meets Folk meets Ambient meets Oriental meets Klassik meets Elsbeth meets Henner meets Klaus-Dieter meets Kalbfleisch meets Nutella“-Gewusel verfügt über mehr als genug Eigenständigkeit, sodass der Vorwurf einer weiteren, alles zusammenklauenden Stilmix-Kaspertruppe im Falle ROOTWATERs absolut unbegründet bleibt.

Im einen Moment lassen einen die Osteuropäer wie besessen durch die Gegend hopsen, und dann steht man dank der intensiven Atmosphäre so mancher Passagen nur noch mit offenem Mund da. Der Kontrast zwischen den höllischen Grooves sowie beeindruckender Aggression und der irrsinnig schönen Melodien sowie ergreifenden Parts wird auf „Visionism“ kompromisslos ausgereizt und durch den perfekten, die Extreme auslotenden Sound optimal in Szene gesetzt. Einfach nur noch staunen kann man bei dem chamäleonartigen Gesang des Gründungsmitglieds Maciej Taff. Erst ist der Gesang quäkig wie ein Bastard aus Pasi Koskinen, Kärtsy Hatakka und Ville T., dann wird eine Röhre á la „James Hetfield, wenn er besser singen könnte, gekreuzt mit Nick Holmes, wenn er besser singen könnte“ ausgepackt, und hinterher wird fast powermetallisch und rau ins Mikro gekratzt. Eingangs genannter Herr Patton scheint auch nicht gerade selten Einfluss auf Mr. Taffs Gesangskünste gehabt zu haben – und dann tönt das Organ dämonisch-bedrohlich oder einfach nur obsessionsschwanger und völlig meschugge.

FAZIT: Der aktuelle ROOTWATER-Output ist ein Meisterstück des modernen Stil-Gruppensex. Top-Sound, fesselndes Songwriting, Hits im Kaputtnikgewand, unter die Haut gehende Melodien, Überraschungsoverkill. Wahnsinn ohne „Wer ist der Verrückteste?“-Genitalcontest. Aus diesen und vielen anderen Gründen, derer aufzuzählen noch etwa siebenunddreißig weitere Absätze in Anspruch nehmen würde, stellt dieses Ding mal eben so gut wie alle Ultramultigenre-Releases in den Schatten, und ich bin nah dran, „Visionism“ die Höchstpunktzahl zu geben. Doch da ich mir nicht sicher bin, ob diese Geilerei getoppt werden kann – zuzutrauen wäre es ROOTWATER –, gebe ich sehr starke vierzehn Punkte.

Chris Popp (Info) (Review 5933x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Intro
  • Venture
  • Living In The Cage
  • Closer
  • Frozenthal
  • Freedom
  • Timeless
  • Realize
  • Follow The Spirit
  • Alive
  • The Ministry
  • Steiner
  • Under The Mask
  • Visionism
  • Haydamaka
  • Bonus Track

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Mirko
gepostet am: 21.02.2010

User-Wertung:
13 Punkte

Endlich! *g*

Kann mich dem Review nur anschließen. Musik von Weirdos für Weirdos.
Benjamin [Musikreviews.de]
gepostet am: 21.02.2010

Ist Wierdogehabe zurzeit In?
Oder was verleitet immer mehr Bands dazu, immer wildere Stilmixe zu kreieren?

Ich hab zumindest nichts dagegen. Man wundert sich eben nur.
Chris [musikreviews.de]
gepostet am: 21.02.2010

Spaß an der Sache, würde ich sagen. Würde ich selbst wieder Musik machen, würde ich mich kaum auf einen Stil (oder einen Mix aus lediglich 2-3 Stilen) festlegen. Ist doch schön, wenn Bands grenzenfrei agieren und es auch genug Fans gibt, die das mögen. Was das jetzt mit "Gehabe" zu tun haben soll, verstehe ich nicht ganz... vielmehr würde ich das "Weirdo", wie es Mirko meint, eher als "Fan solch verrückter Stilmixe" interpretieren. Mit "Hey, schaut, was für verrücktes Zeugs ich höre" hat das glaube ich nichts zu tun. Ich find's halt herrlich und vor allem ziemlich aufregend. Vor allem kommt aber Leben in die öde, in Genres unterteilte Musiklandschaft. Man sollte nur den Mut (als Musiker) und die Offenheit (als Musiker und Hörer) zu haben. Obendrein scheint es auch immer mehr Labels zu geben, die solchen Stilwirrwarr-Bands auch eine Chance geben.
Mirko
gepostet am: 21.02.2010

@Benjamin
Nein, dass sollte keine "elitäre" Äußerung von mir sein.
Eher was Chris da ausformuliert hat.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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