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Ennïs Tóla: Seed (Review)
Artist: | Ennïs Tóla |
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Album: | Seed |
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Medium: | CD | |
Stil: | Rock / Folk / Weltmusik |
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Label: | Anon Islet Records/Just For Kicks | |
Spieldauer: | 37:37 | |
Erschienen: | 06.12.2010 | |
Website: | [Link] |
Und plötzlich sind sie da, die Australier. Verlassen ihren Kontinent, um die Erde zu umrunden. Das ganze Gepäck voller Instrumente, die in ihrem Facettenreichtum weltmusikalische Opulenz versprechen, große Arrangements und eine akustische Weltreise. Doch obwohl ENNÏS TÓLA mit ihrem Debüt irische Pubs, griechische Inseln, israelische Buchten und japanische Gärten besuchen, tun sie dies mit einer geerdeten Selbstverständlichkeit, die bei Debütanten nicht zwangsläufig zum Standardrepertoire gehört.
Zwar sind ENNÏS TÓLA eine Band und nicht etwa ein einsamer Singer / Songwriter namens Ennis, doch die Anlage der meist kurzen Stücke kommt denen eines Liedermachers nahe. Beeindruckend routiniert ledert der Fünfer (mit allen Gastmusikern kommt man auf die stolze Zahl neun) zehn klassische Songarchitekturen herunter; manchmal ziemlich ohrwurmig ("Lucifer's Dance"), manchmal unerwartet experimentell ("Intro"), in den schwächeren Phasen dann leider auch mal allzu nichtssagend ("Turn My World Around"), im Ganzen jedoch stets wohlklingend und einfach zu verstehen, befeuert auch durch oftmalige, elliptische Wiederholung der Kompositionsfiguren (ohne dass die Wiederholung wirklich langweilig wird).
Richtig raffiniert wird es erst beim genaueren Hinhören. Wo auf den ersten Blick bloß gefällige, kompakte Songs stehen, getragen von einer warmen Gesangsstimme und gewürzt mit weltmusikalischen Einlagen, da vereinen sich plötzlich Qualitäten, die an die englische Sprache erinnern: einfach zu erlernende Basisinhalte bei einer ungeahnten Komplexität in der Tiefe. Allgemeingültige Quervergleiche kann man kaum ziehen, allenfalls feuern ENNÏS TÓLA allenthalben mal kurze Blitze ab, in denen man Abbilder von Bekanntem erkennt: welcher Fan von PORCUPINE TREE könnte sich beispielsweise der Art und Weise entziehen, wie auf "The Life You Have Been Given" steile Heavy-Spitzen dem gemäßigten Akustikgeflecht seinen Pfeffer gibt? Wie kann man bei Tomas Fitzgerald angesichts seiner Expressivität nicht an Daniel Gildenlöw (PAIN OF SALVATION) denken, und das, obwohl die Stimmen kaum offensichtliche Übereinstimmungen haben? Wo ist beim extrem markanten Flötenspiel die Schnittmenge zwischen PSYCHOTIC WALTZ / DEADSOUL TRIBE und frühen KING CRIMSON auszumachen? Und wer da für die Vorbereitung des Refrains von "Lucifer's Dance" verantwortlich war, muss er nicht definitiv am Zaubertrank von MUSE genascht haben? In erster Linie jedoch hat man bei all diesen Dingen keine anderen Bands vor Augen, sondern eher Länder, Orte, Eindrücke nicht nur akustischer, sondern auch optischer, haptischer, olfaktorischer und gustatorischer Herkunft voller Kraft und Kernigkeit.
Dass dabei selbst krasse Stilbrüche wie der Einbau eines japanischen Koto ("The Life You Have Been Given") eher positiv als negativ auffallen, ist eine der speziellen Qualitäten von "Seed". Der Facettenreichtum steht der Homogenität des Albums zu keinem Zeitpunkt im Wege. Zum einen, weil die musikalische Reise zwischen weit entfernten Punkten in der Anlage eines jeden Songs zu stecken scheint. Zum anderen, weil markante Elemente wie Klarinette, Flöte, akustische Gitarre und Fitzgeralds erdige Stimme über die gesamte Laufzeit hinweg persistent bleiben.
FAZIT: Zugegeben, "Seed" hätte bei seiner ohnehin schon kurzen Laufzeit keinen Deut länger werden dürfen, denn so wohlig-warm das Album auch die Kehle hinunterläuft, es steht oft kurz davor, zu ermüden – und zwar am Ende sehr vieler seiner zehn Songs. Gerade rechtzeitig bekommt es aber stets die Kurve und bleibt als folkoristischer Tausendsassa in Erinnerung, der seine schillernden Geschichten in einprägsame "Lieder" klassischen Sinns verpackt, die man wegen all der unentdeckten Details gerne in die Dauerschleife legt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Back To Dreaming
- Lucifer's Dance
- Empty Thoughts
- 58th Harmonic
- Enchant Me
- Turn My World Around
- Intro
- Passage
- God's Lament
- The Life You Have Been Given
- Bass - Chris Hitch
- Gesang - Tomas Fitzgerald, Richard Heath, Amarina Waters
- Gitarre - Tomas Fitzgerald, Ryan McRobb
- Schlagzeug - Thom Mann, George Karas
- Sonstige - Tomas Fitzgerald (Piano-Effekte, Percussion), Karen Heath (Bassklarinette, Klarinette, Flöte, Koto, Piano), Ryan McCobb (Effekte), Luke Richardson (Kontrabass)
- Seed (2010) - 11/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Thomas
gepostet am: 03.05.2013 User-Wertung: 9 Punkte |
Nettes Scheibchen; leider bleibt wenig haften |