Die wunderbaren NOW WE'VE GOT MEMBERS vom ebenso fabelhaften Label Metronomicon Audio haben wieder zugeschlagen - mit einem Tape (!) und zweimal zwei Stücken - erstim Analogsound, dann kaum unterscheidbar digital. Kaputter Gedanke dies, aber wie integer und komplett die Musik …

Meine Fresse, die arroganten Penner des britischen NME müssten sich, so sie sich nicht so viel auf ihre eigene Musikszene einbildeten, nach Norwegen ausstrecken und einen langen roten Teppich knüpfen, um dem Kader dieser Plattenfirma den Weg zum Olymp zu ebnen. Allerdings: "Cassette" lässt den progressiv psychedelischen Sounds den Vortritt, was allein schon die Spielzeit der zwei beziehungsweise vier Tracks aufzeigt. "Mysterious Paths" trötet mit markantem Bläsermotiv vor sich hin, beschaulich fröhlich, dann von Streicherklängen eingenommen und bassig funkig. Die Kirmesorgel knätscht, ohne dass man meint, einer Karrikatur aufzusitzen. Der wie immer versponnene Text wird mit trefflicher Hookline vorgetragen, einem nicht aus dem Kopf zu bekommenden Refrain. Rhythmisch setzen NOW WE'VE GOT MEMBERS auf sperrigen Groove, wenn die Tastenklänge den Taktschläger nicht zu flüssigerem Spiel zwingen. Die lichten Momente besitzen etwas Pittoreskes, das man nicht mit altem Jazz in Verbindung bringen will, aber dennoch muss, wiewohl das Ensemble der urig leidenschaftlichen Attitüde früher Gipfelstürmer verhaftet ist statt den Fahrstuhlbeschallern von heute.

Im Mittelteil des Tracks erfolgt eine auffällige Modulation nebst Tempowechsel, die vollkommen schlüssig zur entspannten Chorus-Reprise führt. Geschickt treiben die Musiker den Song zum Ende hin auf einen dramatischen Höhepunkt mitsamt Mellotron. Dann sind NOW WE'VE GOT MEMBERS beinahe Prog, außergewöhnlich ohne- und weiterhin. "Unchronological Rhythm" klingt im Anschluss zunächst gar nicht nach dem, was der Titel verspricht, sondern fast tänzerisch, da auf nahezu durchgehenden Achteln beruhend. Sissyfus wird von Sara Lena (CENTER OF THE UNIVERSE) am Mikro begleitet, derweil die Musiker durch neuerliches Tempoverschleppen bezeugen, dass sie derlei Dynamikspiel in Vollendung beherrschen und zum Stilmerkmal ihrer Gruppe erhoben haben. Wieder sorgt das Gebläse für Nachhalt im Ohr, derweil das Fundament wie angedeutet unauffälliger bleibt. Da wundert es, dass dieser Song weniger eingängig als der virtuose Einstieg ausgefallen ist, aber wie dem auch sei: Die Schlagzeugarbeit tönt ganz toll, das Harmoniegespür der Gruppe ohnehin, und beide Tracks gehen in welcher Fassung auch immer ans Herz. Pop-Prog-Psych-Folk-Was-auch-immer vom Allerbesten!

FAZIT: NOW WE'VE GOT MEMBERS schieben ein stilistisch deutlich anderes Kurzwerk hinter ihr letztes Superalbum und empfehlen sich wie alle (!) anderen Kollegen ihrer Plattenfirma für die Spitze der internationalen Leichtfuß-Szene, die selbiges weder mit musikalischer noch inhaltlicher Seichtheit gleichsetzt. In die Charts, bitte, aber flott - und dieses Band gleich auf der Labelwebsite eintüten … Bestellt mir eines der netten Shirts mit.