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Skin Limit Show: Wound Freeze (Review)
Artist: | Skin Limit Show |
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Album: | Wound Freeze |
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Medium: | CD | |
Stil: | Industrial Metal |
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Label: | Lethal | |
Spieldauer: | 38:31 | |
Erschienen: | 13.09.1994 | |
Website: | [Link] |
Verzweiflung. Depression. Beklemmung und Wut. Maschinelle Kälte. Die emotionale Färbung dieser unverdienterweise völlig unbekannten Band deckt alle möglichen Schattierung von grau ab. Grau wie die verfallenden Industriestädte Großbritanniens der 90er Jahre. Die sind heute zwar zum Teil noch verfallener, aber damals hat man sich noch darüber gewundert, war die Dekonstruktion der menschlichen Gesellschaft etwas Neues, das man nicht hatte kommen sehen. Obwohl das Thatcher-Regime die Saat für den sozialen Niedergang des Landes schon Anfang der 80er ausbrachte, brauchten die Working Class Kids einige Jahre, um musikalische Ausdrucksformen zur Vertonung von Trostlosigkeit, Entmenschlichung und der Reduktion des Menschen auf seine ökonomische Verwertbarkeit zu entwickeln. Eine Reihe von Bands schickten sich damals an, die Folgen der neoliberalen Ideologie in Töne zu kleiden – und das auf UK-spezifische Weise, die in anderen Ländern kaum Nachahmer fand.
Monolithische Riffs, ebenso simpel wie massiv, wurden zu monoton anmutenden, stampfenden Manifesten einer von der schönen neuen Welt enttäuschten Jugend gegossen. Durchdrungen vom Klang der Postmoderne und angereichert mit dinglichen Samples, ließen sich die Musiker nicht selten von einem Drum-Computer antreiben – man mag dies als zynischen Kommentar auf den Rollenwechsel zwischen Herr und Diener verstehen oder auch nur als Mangel an guten Schlagzeugern. Die Platten, die dabei heraus kamen, waren atmosphärisch oft dermaßen negativ, dass eine durchschnittliche Black Metal Scheibe fast lebensbejahend dagegen wirkt. Die Zugpferde dieser intensiven, doch auch recht kurzlebigen Spielart hießen GODFLESH und PITCH SHIFTER (damals noch in zwei Worten geschrieben), doch auch der erweiterte Kreis hält diverse schwerst angepisste Brocken bereit. SCORN wären da zu nennen, OPTIMUM WOUND PROFILE oder MEATHOOK SEED, wobei die inhaltliche Motivation letzterer eher persönlicher denn politischer Natur war.
Ein weiteres kleines Meisterwerk lieferten SKIN LIMIT SHOW mit „Wound Freeze“ ab. Gegründet vom Gitarristen der ersten PITCH SHIFTER-Werke „Industrial“ und „Submit“, regiert hier die totale Hoffnungslosigkeit. Der Ansatz ist dabei ein wenig organischer und herkömmlicher am Song orientiert als bei den meisten genannten Referenzen, so besitzen die Songs geringfügig mehr Dynamik und werden von einem echten Schlagzeuger voran geprügelt. Etwas mehr Metal, etwas weniger Industrial als GODFLESH, könnte man vielleicht sagen, doch bewegt sich das in Nuancen – man erkennt die Herkunft der Band und die Zeit, in der das Album entstanden ist, sofort. Auch die beiden Sänger bilden da keine Ausnahme, schlagwortartige Reflexionen der menschlichen Verrohung werden einem wütend entgegen gebellt, repetitive, beschwörende Ausdrücke von Furcht, Perspektivlosigkeit und ohnmächtigem Zorn. Anspieltips kann man sich schenken, solche Scheiben wirken als Ganzes, sollen einen mit Wucht überrollen und platt geschlagen zurücklassen. Das tut „Wound Freeze“ absolut, wie auch die einzig andere Veröffentlichung vor der Auflösung der Truppe, die auf dem kleinen, aber feinen Hannoveraner Epistrophy-Label erschienene EP „Walking Knife“.
FAZIT: Mein persönlicher Favorit dieser Sparte Musik – neben PITCH SHIFTERs „Desensitized“ – gehört zu den Alben, die nicht die Verbreitung fanden, die sie verdient gehabt hätten – was auch an der mentalen Unzuverlässigkeit von Mastermind Stuart Toolin lag, der wohl einfach irgendwann verschollen war. Aber gerade der fehlende Status der Platte macht es relativ einfach, sie auf dem Internet-Schrottplatz für ein paar Kreuzer zu ergattern. Sie wird keinen Fan derartiger Musik enttäuschen, darauf jede Wette.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Engulf
- Biofeedback
- Vehement
- Defaced
- Intolerance
- Gegen
- Wound Freeze
- Machine
- Untitled
- Barrier
- Mind Hate
- Bass - P. Brompton
- Gesang - A. MacEwan, K. Greenham
- Gitarre - S. Toolin
- Schlagzeug - T. Madison
- Sonstige - Programming: S. Toolin - Backing Vocals: Phil Vane
- Wound Freeze (1994) - 13/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Mirko
gepostet am: 13.09.2011 |
Für einen ganz kurzen Moment hatte ich die Hoffnung, gute aktuelle Genrekost entdeckt zu haben. Und dann ist es doch "nur" wieder ein Album aus der Hochzeit dieser Musik. |
hendrik [musikreviews.de]
gepostet am: 13.09.2011 |
Tja, sowas macht leider wirklich keiner mehr. Dabei würden sich auch aktuelle Zustände für Musik dieser Stimmungslage anbieten.
Wenn mir ne Platte unbekannt ist, ist es mir eigentlich egal, ob aktuell oder uralt - solange sie gut ist. Ich suche ständig in der Vergangenheit. Da gibt es immer noch was, das man nicht kennt. Hauptsache neues Futter ;) |
Mirko
gepostet am: 14.09.2011 User-Wertung: 12 Punkte |
Hätte dazuschreiben sollen, dass mir die Scheibe nur entfallen war, ein kurzer Blick in das CD Regal bestätigt die dortige Anwesenheit des Albums. |
hendrik [musikreviews.de]
gepostet am: 14.09.2011 |
Ach so. Ist aber auch schwer, aus der Ecke noch Neues/Unentdecktes zu finden. Es gab damals schon nicht viele, die diese englische, extrem reduzierte, aber maximal negative Variante gespielt haben - die ich im übrigen viel geiler und viel heftiger finde als z.B. die Sachen aus Amerika (MINISTRY, SKREW) oder auch vermeintlich "extremes" Zeug wie RED HARVEST. |