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Gryn: Our New Earth (Review)
Artist: | Gryn |
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Album: | Our New Earth |
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Medium: | CD | |
Stil: | Neo-Thrash |
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Label: | Eigenproduktion | |
Spieldauer: | 42:20 | |
Erschienen: | 19.03.2000 | |
Website: | [Link] |
Mach einer kennt das vielleicht: Man steht vor seinem CD-Regal, schaut so drauf und hat gerade keine Lust auf die üblichen Verdächtigen. Man fragt sich, welche Scheibe man vielleicht nach jahrelanger Staubfängerei einer erneuten Hörprobe unterziehen könnte. Weil das eine oder andere eventuell mit der Zeit gewachsen ist oder der Horizont für bestimmte Gebräue vor Jahren noch nicht weit genug war. Da der Rezensent nun auch noch eine ausgesprochene Schwäche für Bands hat, die nicht wie tausend andere klingen und dafür eine gewisse Sperrigkeit und die Notwendigkeit, sich aufmerksam einzuhören, durchaus begrüßt, blieb der Blick dieses Mal an GRYN kleben. Da war doch was? Vor knapp 12 Jahren aufgrund einer Demobesprechung in Amerika bestellt, war das Ganze etwas kantig, widerständig und nicht recht einzuordnen.
Nun entpuppt sich „Our New Earth“ tatsächlich als echte Wieder-, beziehungsweise Überhaupt-erst-so-richtig-Entdeckung. Die von der Band „Gryncore“ betitelte Musik bedient sich im Großen und Ganzen beim grooveorientierten 90er Neo-Thrash und fügt dem eine Prise Hardcore in Stil und Attitüde bei, wodurch die Eigenbezeichnung sogar irgendwie Sinn macht. Was die Chose zunächst sperrig anmuten lässt, ist die extreme Betonung von Rhythmus. Melodie findet hier nämlich so gar nicht statt.
Die größtenteils recht simplen Stakkato-Riffs werden akzentreich mit dem Schlagzeug verzahnt und ergeben so sehr klare, sich sofort erschließende Motive. Insgesamt erscheint dadurch das Songwriting in gewisser Weise statisch, denn das Fehlen von Melodie, dominierendes Midtempo, unangekündigte Vollbremsungen und harsche Übergänge machen die Songs zunächst seltsam unflüssig. Dennoch besitzen sie durchaus eine eigentümliche Art von Flow, dem man sich allerdings erst eine Weile widmen muss, bevor man ihn recht würdigen kann.
Die „Chacka-Chacka“ (nicht „Chugga-Chugga“, das wäre zu weich) Riffstruktur im Opener „O.N.E.“ etwa mutet an wie ein wiederkehrender Hieb mit dem Zaunpfahl vors Hirn – öffnet man nach dem Einschlag gerade mal so die Augen, kommt schon der nächste dumpfe Hieb. In schrägeren Momenten wie „Shyne“ kommt so etwas wie VOIVOD meets ANACRUSIS meets KKLEQ MUZZIL-Atmosphäre auf. Das ist alles andere als „schöne“ Musik, denn obwohl es Schnelleres, Heftigeres, Technischeres gibt, ist diese Platte auf ihre Art sehr heftig und hässlich. Die Hässlichkeit geht nicht zuletzt auf das Konto des Sängers, dessen angepisstes, ätzendes Geschrei in Verbindung mit nicht übermäßig lebensbejahenden oder gar menschenfreundlichen Texten die kalte, postindustrielle Stimmung noch unterstreicht. Mal kryptisch, dann wieder plakativ und unter Zuhilfenahme einer stattlichen Anzahl „Fuck“s krächzt einem Brett Straight seine desillusionierte Weltsicht entgegen und erinnert in seiner acidmäßigen Färbung sowohl an Gary Nesler (KKLEQ MUZZIL, Review hier), wie aufgrund der kompromisslosen Aggression auch ein wenig an John Tardy (OBITUARY).
Die Produktion hält im Grad der Heftigkeit mit, so klirren die Gitarren mittig bis höhenlastig und sehr metallisch, das Schlagzeug steht weit im Vordergrund und verbindet die Direktheit der alten Schule mit der aufgepumpten Brutalität der PANTERA-Ära. Und obwohl GRYN weniger „Hitpotenzial“ besitzen als PANTERA, haben sie aufgrund ihrer kalten, negativen Grundstimmung in Paarung mit dem eigenständigen Gesangsstil und einer Prise INTEGRITY-Abgefucktheit doch ihre ganz eigene Nische geschaffen, in der zu keiner Zeit Verwechslungsgefahr mit anderen Genre-Vertretern besteht.
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FAZIT: „Our New Earth“ gehört zusammen mit „Collisioncoursewithnoplace“ von HATRIX und RELEASEs "End Of The Light" (Reviews hier) zu den interessantesten unbekannten Vertretern der 90er Version des Thrash Metal. Wer irgendwie auf den Stil kann, sollte probehören.
P.S. Die beiden vorausgegangenen, ebenfalls in Eigenregie entstandenen EPs sind genauso empfehlenswert, klingen aufgrund der Aufnahmen in demselben Studio sehr homogen und ergeben zusammen auf einer CD eine weitere starke 10-Song-Scheibe dieser leider untergegangenen Band.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- O.N.E.
- Tabula Rasa
- Inside Of Me
- Shyne
- Human Warfare
- Piece Of The Puzzle
- Mentality
- Veto II
- The Blood
- G.R.Y.N.
- Bass - Shawn Normandin
- Gesang - Brett Straight
- Gitarre - Ben Bunker, Jason Walters
- Schlagzeug - Jacy McAnn
- Our New Earth (2000) - 11/15 Punkten
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