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Ketzer: Endzeit Metropolis (Review)

Artist:

Ketzer

Ketzer: Endzeit Metropolis
Album:

Endzeit Metropolis

Medium: CD
Stil:

Black Thrash Metal

Label: Iron Bonehead / Necroshrine
Spieldauer: 38:09
Erschienen: 01.02.2012
Website: [Link]

Im April 2010 wurde ich mit der jungen deutschen Band KETZER bekannt gemacht, als diese im Vorprogramm des NACHTMYSTIUM-Konzerts im Essener Turock auftrat. Ihr damals schon verdammt tighter Black Thrash Metal gefiel auf Anhieb und so musste das Debüt "Satan's Boundaries Unchained" her. Und der gute Eindruck verfestigte sich nicht nur, sondern führte zur Erkenntnis, dass KETZER ein ganz heißes Eisen im Untergrund sind. Die Begeisterung über dieses Debütalbum ließ die Spannung dann rasant nach oben schnellen, als es hieß, dass der Nachfolger Anfang 2012 erscheinen würde. Und nun ist es soweit: "Endzeit Metropolis" ist da und muss zeigen, dass KETZER tatsächlich eine der geilsten Newcomerbands aus unseren Breitengraden sind.

Nehmen wir das Fazit vorweg: KETZER übertreffen ihr eh schon geiles Debüt nochmals deutlich und setzen sich mit ihrem zweiten Album an die Spitze in Sachen Black Thrash Metal. Da stehen aber schon DESASTER und DESTRÖYER 666? Irrtum. Sie standen dort. Mit dem nahezu perfekten "Endzeit Metropolis" lassen KETZER die gesamte Konkurrenz ein ganzes Stück hinter sich und es ist jetzt schon abzusehen, dass dieses Album zu den absoluten Highlights in 2012 gehören wird. Natürlich fragt der Leser berechtigt, wie das denn sein kann und was an diesem Album so außergewöhnlich ist. Kurz gesagt ist es die Tatsache, dass KETZER ihre Songs so unfassbar grandios arrangieren, dass einem Hören und Sehen vergeht und man mit Maulsperre vor den Boxen sitzt. Ihnen gelingt das Kunststück, Songs zu erschaffen, die auf der einen Seite hart, finster und aggressiv sind und alles beinhalten, was geilen Black Thrash ausmacht, auf der anderen Seite haben die Songs aber unglaublich viele Details zu bieten, die sie höchst spannend machen. Dabei verliert man aber zu keiner Sekunde den roten Faden oder überfrachtet die Songs, sondern kommt perfekt auf den Punkt.

Im Detail: Mit einem markerschütternden "This is the end"-Schrei nach dem perfekten Einstiegsriff startet das Inferno mit dem Titeltrack. Peitschende Blasts, treibende Strophen und ein Midtempo-Refrain zeigen sofort auf, dass effektive und flüssige Tempowechsel an der Tagesordnung sind. Dazu eine superbe Arbeit von beiden Gitarristen und kreatives Drumming. Nach zwei Minuten macht der Song überraschend eine kurze Pause, um dann wieder voll loszupreschen. Dieses Stilmittel der - ich nenne es einfach mal so - Effektpausen nutzen KETZER gerne und mit erstaunlicher Wirkung. Nach einem garstigen Schlusspart endet der Song abrupt. Weiter geht es mit "A Requiem For Beauty", das tatsächlich nochmal einen drauf setzt. Ein schwarzes, rasendes, dezent orientalisch anmutendes Riff führt den Song, der bald in einem göttlichen Midtempopart übergeht, der vom markanten Satz "Lest we forget, let us destroy" geprägt ist. Ein Percussionpart mit dem geflüsterten Satz endet in einer schieren Explosion der Aggression und der Song steigert sich über einen Part zum Recken der Faust zu einem abgefahrenen Bass-Solo (!), auf das ein perfektes Gitarrensolo folgt. Was für ein Song, was für ein Fest.

Man hätte schon jetzt gerne ein Verschnaufpause, die gönnen einem KETZER aber nicht, im Gegenteil. Ein erneutes, diesmal stärker orientalisch wirkendes Riff, das an Großtaten von MELECHESH erinnert dominiert "The Fever's Tide", das ansonsten auf dem Niveau von WATAIN geschrotet wird und in einem herrlich gekrächzten Refrain mündet und ansonsten mit den für die Band üblichen Zutaten glänzt. Nicht weniger hart, aber etwas atmosphärischer geht es im rhythmusbetonten, lässig rockenden "Aesthetics And Ecstasy" zu. Wobei lässig rockend Blastparts natürlich nicht ausschließt. Von der Stimmung her sollte dieser Song auch Anklang bei NACHTMYSTIUM-Fans finden. Weitere gelungene Perkussionseinschübe und ein wiederum starkes Solo runden den Song ab. Mit dem zweiminütigen Instrumental "Farewell, Fade Away" gibt es dann doch eine kurze Phase der Ruhe, hier dürfen die Gitarristen ausgiebig und brilliant melodisch solieren. Mit "Collector Of Worlds" geht es dann wie gewohnt weiter, der markante Midtempo-Refrain und wiederum ein rockiger Grundton machen den Song aus. Dass bei der ganzen Lobhudelei nicht die Höchstnote unter diesem Review steht, liegt an "Redeemed By Truth", das immer noch ein sehr guter Song ist, aber nicht ganz so spektakulär ausgefallen ist, wie die anderen Nummern. Mit dem ruhig startenden "He, Who Stands Behind The Rows" setzen KETZER dann aber noch einen ehrwürdigen, erhabenen Schlusspunkt. Der atmosphärischste Song auf "Endzeit Metropolis" lebt von einem melancholischen Edelriff und durchgehend wehmütiger Intensität und ist der perfekte Abschluss.

Der Nachfolger von "Satan's Boundaries Unchained" ist wegen der vielschichtigeren Songs und auch wegen des Textekonzepts (es geht um Ästhetik, Macht, Dekadenz und Auflösung, im Titeltrack am Beispiel der ungarischen Hauptstadt Budapest) deutlich anspruchsvoller ausgefallen, als das Debüt. Es integriert mehr Black-Metal-Elemente und nutzt sich auch nach zig Durchläufen kein bisschen ab. Auch die Produktion ist nahezu perfekt, so roh, wie es das Genre erfordert, aber so transparent, dass man die spielerischen Feinheiten alle bestens raushören kann. Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass man in der Spielzeit unter 40 Minuten bleibt, dafür gibt es aber nicht mal den Ansatz eines Ausfalls auf "Endzeit Metropolis".

FAZIT: Ein Meisterwerk und ein kommender Klassiker, an dem so schnell keine andere Band, die sich dem angeschwärzten Thrash Metal verschrieben hat, vorbei kommen wird. KETZER setzen damit neue Standards in diesem Genre und legen die Messlatte auch für sich selbst verdammt hoch. Geil, einfach nur geil.

Andreas Schulz (Info) (Review 8937x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Endzeit Metropolis
  • A Requiem For Beauty
  • The Fever's Tide
  • Aesthetics And Ecstasy
  • Farewell, Fade Away
  • Collector Of Worlds
  • Redeemed By Truth
  • He, Who Stands Behind The Rows

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
Kommentare
Mirko
gepostet am: 08.03.2012

User-Wertung:
13 Punkte

Mittlerweile bin ich auch dazu gekommen, das Album in Ruhe zu hören, die Vorschusslorbeeren waren ja enorm. Ich muss mich Andi's Review in vielen Punkten anschließen. Die Scheibe strahlt für mich fast etwas Industrialpostpunk mäßiges aus und gehört im schwarzmetallischen Thrash sicherlich zu den Topalben der letzten 10 Jahre. Bin gespannt, was ich in 6 Monaten darüber sagen werde.
Azrael
gepostet am: 08.10.2014

Das Debüt macht mir mehr Spaß. Wild, roh, sauschnell und trotzdem mit Klasse. Jetzt sind sie reifer und durchdachter: gääääähhhhn! Und dann auch noch zu einem Label gewechselt, das rechtslastiger Gesinnung nicht gerade unverdächtig ist! Schade, aber das wars für mich!
Andy [musikreviews.de]
gepostet am: 08.10.2014

Was sollen diese wagen Andeutungen bzgl. Iron Bonehead, Azrael? Entweder Butter bei die Fische oder Klappe halten.
Mirko
gepostet am: 08.10.2014

Diese Andeutungen lese ich in letzter Zeit immer häufiger in Bezug auf das Label. Aber Niemand will da auf Nachfrage eine vernünftige Antwort geben. Ich selber weiß auch nicht, warum es diese gibt.
Azrael
gepostet am: 09.10.2014

Zunächst ist Bonehead die szeneübliche (Selbst-) Bezeichnung für rechtsradikale Skinheads. Wenn man dann etwas recherchiert und das sollte können, wer sich journalistisch betätigen will, erfährt man Folgendes: Labelbetreiber ist ein gewisser Patrick Kremer. Es heißt, seine aktive Zeit in der rechten Szene sei vorbei und dem werde ich nicht widersprechen, weil ich es schlicht nicht weiß. Fest steht, dass er Mitinhaber des Plattenladens Metal and Hell in Berlin Friedrichshain war, wo unter anderem eindeutige NSBM Platten verkauft wurden sowie rechte Propaganda Magazine. Genug Butter der Herr oder willst du mir weiterhin die Klappe verbieten?
König Klaus
gepostet am: 14.10.2017

Das ist ja wohl ein Witz, Azrael. "Bonehead" ist ein Pejorativ, d.h. eine abwertende, beleidigend gemeinte Bezeichnung welche Linke den rechten Skinheads gaben. Ich glaube dieses Label war einfach zu doof, das Wort "skull" zu finden und hat sich unwissentlich einen mega dämlichen Namen verpasst. Deine journalistische Recherche besteht im Übrigen darin, dass du 2-3 Kommentare eines Antifa-Forums zitierst. Also Hörensagen, nix Journalismus.
Azrael
gepostet am: 29.12.2018

Heute ein König- morgen ein Witz.

Schon richtig: "Bonehead" war ursprünglich eine Beleidigung, wurde dann aber von den Nazi-Honks stolz (wie auch sonst...) adaptiert. Wie das auch die "Yakuza" (japanisch für Abschaum/Dreck) oder manche Schwarze mit "Nigger" machen.

Ansonsten: Toll, wie gut du mich und meine Recherche kennst, Fremder. Ich war persönlich in dem von mir erwähnten Plattenladen und weiß, wer da so hinterm Tresen stand und wie "verständnisvoll" man auf meine höfliche Anmerkung bezüglich des braunen Drecks im Sortiment reagierte. In dem Sinn ist Hörensagen gar nicht mal so falsch, Klausi.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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