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Nina Hagen: Personal Jesus (Review)

Artist:

Nina Hagen

Nina Hagen: Personal Jesus
Album:

Personal Jesus

Medium: CD
Stil:

Gospel-Folk-Blues-Country-Peinlichkeits-Tripp mit Texten, die ein weiterer Nagel am Kreuz Christi sind!

Label: Koch Universal Music
Spieldauer: 43:12
Erschienen: 22.09.2010
Website: [Link]

Warum musste gerade mir das passieren????

Beim Wühlen in einem Regal mit schwer an den Mann/die Frau zu bringenden Tonträgern stoße ich, wohl von einem göttlichen Händchen gelenkt, auf „Personal Jesus“ von NINA HAGEN. Gut, für 2 € im Schnäppchen-Regal des Riesaer MediMax kann man das Teil auch ungehört mitgehen lassen.

Vorbelastet durch meine DDR-Vergangenheit verfolge ich durchaus immer wieder aufmerksam, was eine gewisse Dame, die den Osten mit ihrem Song "Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael" in wahre Begeisterungsstürme versetzte, auch heute musikalisch noch so anstellt.

Menschlich jedenfalls scheint besagte Sängerin in einer Welt, die aus UFOs, Voodoo-Zauber, religiösem Irrsinn und anderen Außerirdischen besteht, zu leben und geistig nicht nur umnachtet, sondern auch komplett unberechenbar zu sein. Gerade darum ist sie wohl für die deutsche Fernsehlandschaft auch das ideale gefundene Fressen.

Wie ungerecht eigentlich, wenn ich, in meinen Erinnerungen schwelgend, daran denke, wie sehr ich NINA HAGEN bewunderte, als sie sogar bei der STERN-COMBO MEISSEN sang und nach ihrer Flucht aus der DDR, als gebranntes WOLF BIERMANN-Kind, mit SPLIFF zwei unglaublich starke Punk-Rock-Platten (Nina Hagen Band =1978= / Unbehagen =1979=), die in Deutschland ihresgleichen suchen, einsang.

Eins sollte nunmehr allerdings klar geworden sein: Seitdem sich NINA HAGEN mit beleidigenden Äußerungen von SPLIFF getrennt hatte, ist sie nur noch eine dümmliche Dame mit beeindruckender Stimme, die mehr ihre Blödheit als ihre rrrrrr(ollenden)-Vocals zur Schau zu stellen vermag. Mit „Personal Jesus“ aber hat sie nunmehr auch bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht.

Unglaublich, aber wahr: In der FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) wurde dieses silberglänzende Scheibchen voller englischsprachiger, religiöser Erleuchtungsbotschaften, die in einem sofort den Wunsch auslösen, seinen letzten Weg in Richtung Hölle anzutreten, wenn Frau Hagen im Engelskleidchen das himmlische Obergeschoss besetzen sollte, „Platte des Monats“. Was nur hat die Musik-Redakteure geritten, als sie diese Entscheidung trafen? Wahrscheinlich die „Apokalyptischen Reiter“.

Gegen dieses Album sind die bekehrenden Machwerke eines NEAL MORSE nur noch textliche Messdiener-Ware.
Aber der macht wenigstens gute Musik dazu.
Dagegen versteht sich NINA HAGEN auf „Personal Jesus“ als so eine Art Mutter Teresa des Gospel, Folk, Blues & Country. Doch im Grunde ist sie nichts anderes als die teuflische Musik-Inkarnation extrem schlecht gemachten Bekehrungs-Pops einer wenig ernstzunehmenden singenden Ulk-Nudel, die auf „Personal Jesus“ auch noch mit operettenhaftem Divatum aufzuwarten versucht.

Allein „Personal Jesus“, der Song, den man spätestens seit der extrem zu Herzen gehenden Version von JOHNNY CASH nicht mehr covern sollte, gerät bei Frau Hagen zu einer banalen, albernen Nachahmungskopie nicht etwa von DEPECHE MODE, sondern tatsächlich von der CASH-Version. Peinlich berührt erträgt man zwar noch das gut gewollte, aber schlecht gemachte Country-Feeling samt bluesiger Mundharmonika, aber wenn die gute Nina stimmlich Mr. Cash zu imitieren versucht und immer wieder ihr nunmehr als eklig empfundenes „R“ rrrrrrrrrrollen lässt, möchte man sein Kreuz aus der Tasche holen und im abgewandelten Stile von UDO LINDENBERG: „Oh, Nina, weiche von mir!!!“, rufen!

Der nächste Song „Nobody's Fault But Mine“, ein Traditional, aus dem LED ZEPPELIN bereits einen Klassiker werden ließen, bleibt ebenfalls nicht verschont. Allerdings darf diesmal der Blues und ein QUEENscher „We Will Rock You“-Einstieg (Genau, das „Ich-knie-mich-im-Kreis-hin-und-haue-auf-den-Boden-Stück“!) als Grundierung dienen, bevor NINA HAGEN mit einem Schunkeln in der Stimme den Song endgültig verkleistert. Und so bitter es auch klingen mag, jeden einzelnen Titel dieses Albums könnte man so zerpflücken. Egal, ob „Down At The Cross“ als Kirchen-Gospel daherkommt oder „Just A Little Talk With Jesus“ so klingt, als würde NINA HAGEN sich vom lieben Jesus reiten lassen und das Hoppe-Hoppe-Pferdchen zu Country-Klängen spielen, damit sie den (ge)lieb(t)en Gekreuzigten auf „Take Jesus With You“ zu einem Mitsing-Blues in die Abgründe des schlechten Musikgeschmacks entführen darf.

Doch damit sind wir bei Weitem noch nicht bei der größten Peinlichkeit angelangt. Die trägt einen Titel und eine Botschaft in sich, die an Absurdität für alle Zeiten unübertroffen bleiben wird: „All You Fascists Bound To Lose“ (Falsches Englisch trifft auf hohlen Text!), darum versuche ich hier mal eine Kurz-Übersetzung: Ich will euch Faschisten was erzählen / Davon werdet ihr überrascht sein / Die Menschen in dieser Welt / Organisieren sich / Damit seid ihr dem Untergang geweiht … Ihr Faschisten werdet untergehen … In jeder Nation gibt es Menschen / Die Seite an Seite marschieren / Für den Frieden auf der Welt / Damit nie mehr Menschen sterben müssen … Ihr Faschisten seid dem Untergang geweiht (Mindestens zehn Wiederholungen!).“ Und das war's dann auch schon. Wie aber vertont eine NINA HAGEN solche textliche Anti-Nazi-Hymne? Wer, ohne zuvor diesen Song gehört zu haben, die richtige Antwort errät, hat ein dickes Bienchen im „Mutti-Heft“ unserer musikreviews.de verdient!!!

Hier gibt’s die Antwort --------------- als einen Country-Song, den jeder von uns sicher schon mal gehört hat, wenn er sich einen Western oder „Bonanza“ reingezogen hat und die Cowboys zum Tanz gingen, um ihre Cowgirls im Tanz-Saloon durch die Gegend zu wirbeln.

Dieses Album ist musikalischer Schrott, der auf textlichen Müll stößt. Ach, was schreibe ich hier!? Dieses Album gehört nicht in den CD-Player, sondern den Mülleimer! Und für meine 2 Euro hätte ich besser Hundefutter kaufen sollen, das ich regelmäßig in die Tierheim-Container werfe, damit wenigstens ein paar Lebewesen was davon haben, die sich nicht mit diesem „Personal Jesus“ der Marke NINA HAGEN auseinandersetzen müssen.

FAZIT: Religiöser Mummenschanz mit Texten zum Davonlaufen und Musik, die dem Blues, dem Country, dem Folk und dem Gospel eher Schaden zufügt, als Aufmerksamkeit zu vermitteln. Oh, Nina, von mir bist du gewichen – endgültig!!! Und du, meine liebe Nina, kannst ja schon mal deine Voodoo-Puppe rausholen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 9142x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 1 von 15 Punkten [?]
1 Punkte
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Tracklist:
  • God's Radar
  • I'll Live Again
  • Personal Jesus
  • Nobody's Fault But Mine
  • Down At The Cross
  • Just A Little Talk With Jesus
  • Mean Old World
  • Help Me
  • Take Jesus With You
  • On The Battlefield
  • Run On
  • All Your Fascists Boun To Lose
  • Sometimes I Ring Up Heaven

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

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  • keine Interviews
Kommentare
hendrik [musikreviews.de]
gepostet am: 02.09.2012

Auf deren Angriffspunkte einzuschlagen ist, wie mein Englischlehrer immer sagte, "like shooting fish in a barrel"... Unerträglich, Musik wie Person.
Thoralf Koss [musikreviews.de]
gepostet am: 02.09.2012

Danke Hendrik, für die Zustimmung!

Ich hatte schon ein wenig Angst, nachdem ich der wirklich idiotischen Darstellung dieses Albums in der FAZ so radikal widersprechen musste.

Dieses Album ist von Anfang bis Ende Schrott!

Aber die Redakteure hatten bestimmt nur Angst davor, sich Frau Hagens Voodoo-Flüchen aussetzen zu müssen!
metallschaedel
gepostet am: 03.09.2012

Sah Nina letztes Jahr am Live at Sunset Festival in Zürich und war definitiv nicht auf das gefasst, was sie mir antun sollte. Mit der Bibel in der Hand und Bibelverse zitierend wartete ich auf die gute alte Zeit, die leider nie zurückkam. Absoluter Schrott.
Gruss
www.metallschaedel.ch
hendrik [musikreviews.de]
gepostet am: 03.09.2012

Mich wundert vielmehr schon immer, wie man auf diese Beleidigung jedes ästhetischen Empfindens, sei es musikalisch, optisch oder intellektuell, anders reagieren kann als mit aufgestellten Nackenhaaren. Für manche ist diese auf irgend nem Trip hängengebliebene Nervensäge doch tatsächlich eine Ikone, für mich nur eine unerträglich von sich selbst eingenommene Selbstdarstellerin auf RTL II-Niveau. Es heißt zwar "jedem das Seine" und das ist auch gut so, aber die Ehrerbietung, die solchen Leuten zuteil wird, blockiert in den Medien den Platz, den ansonsten potentere Leute einnehmen könnten. Insofern ist die Frau ein gutes Beispiel dafür, was in einer käuferorientierten Medienlandschaft falsch läuft. Laut, bunt und blöd verkauft sich besser als was weniger Offensives, über das man am Ende noch nachdenken muss.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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