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Psychic For Radio: Standing Wave (Review)
Artist: | Psychic For Radio |
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Album: | Standing Wave |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock / Art Rock |
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Label: | Progrock Records | |
Spieldauer: | 64:17 | |
Erschienen: | 12.10.2012 | |
Website: | [Link] |
Um Henning Pauly war es lange ruhig, doch wer den umtriebigen Rundum-Musiker nicht mehr auf dem Schirm hatte, darf sich nun über ein neues Projekt freuen, bei dem statt ganz großer Namen unauffällige Hochkaräter agieren – und umso freundschaftlicher, intimer klingen PSYCHIC FOR RADIO.
Dass die Musik auf „Standing Wave“ weniger verkrampft und zwanghaft nach (Prog-)Szene tönt, ist vermutlich dem ganzheitlichen Soundverständnis der Songwriter zu verdanken, denn an den Ausführenden (beispielsweise Sänger Todd Plant von den eher durchschnittlichen CRYPTIC VISION oder Sen Entriken von den blutarmen DT-Kopisten PRYMARY) liegt es wohl nicht. Mit Bassist Randy George hat man vermutlich vor allem gemeinsam gebetet (kleiner Scherz), IQs Martin Orford (ex-IQ), langjährige Brüder im Geiste wie Carl Westholm (CARPTREE), Mike Alvarez oder Peter Matuchniak sowie Bill Berends (EVOLVE IV beziehungsweise MASTERMIND, also auch eher Durchrutscher) komplettieren den Gästereigen im Übrigen.
Pauly hat diesen Haufen hübsch warmer, zwangsloser Artrock-Stücke jedoch vornehmlich mit mit Progrock-Labelchef Shawn Gordon geschrieben, und die handwerkliche Umsetzung wird dem lockeren Anspruch vollends gerecht.
Klingt der Opener „On My Own“ noch eingängig entspannt, tun sich mit dem zackigen „Euthymal“ Brechungen auf, vor allem hinsichtlich des kraftvollen wie entrückten Gesangs. Das Gitarrensolo mutet überraschend rockig an, und man freut sich, Drummer Mark Zonder (FATES WARNING) nach so langer Zeit außerhalb des metallischen Radars endlich wieder zischen und poltern zu hören. Der düstere Grundton bleibt bei „Shed My Skin“ zunächst dahingehend erhalten, dass PSYCHIC FOR RADIO ein ähnliches Klangbild wie die neueren, nachdenklichen MARILLION entwerfen, obgleich mit mehr Schmelz statt britischer Coolness, nicht zu vergessen dem Fretless Bass, der innerhalb des minimalistischen Arrangements eine tragende Rolle spielt.
Als Highlight erweist sich das leicht elektronische und vom Gesang her manisch getriebene „Blood“, das ein wenig an die letzten Ausrufezeichen von KING CRIMSON („Power To Believe“) erinnert, aber weniger sperrig daherkommt. Dass nach so viel Härte mit „She Knows“ eine Ballade folgt, war beinahe abzusehen, und obwohl die verspielte Struktur sowie das virtuose Ende für die Komposition einnehmen, bleibt das Stück im Vergleich mit dem Rest eher unauffällig, quasi als Ruhepunkt im Zentrum der Scheibe, dem auch das beschwingte „Pushing The One“ nichts entgegenzusetzen hat außer mainstreamig schmatzende Gitarrenlicks und lyrische Leads. Der Hinhörer ist hier Marek Arnolds (unter anderem bei SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR) Saxofonsolo. Mit ihm gibt es in einem weiteren Glanzlicht, dem jazzigen „Get Me Out Of Here“, ein Wiederhören. Hier singt die weithin unbekannte Maya Haddi Zebley, tatsächlich eine tolle Doro-Wiedergängerin ohne das gekünstelte Vibrato der Deutschen.
Mit Piano und Gesang, sonst nichts während des kurzen „Once Begun“, wagen PSYCHIC FOR RADIO dann einen neuen Anlauf zur Geschlossenheit, der – soviel vorweg – nicht gelingt und dies wohl auch nicht soll. Mutet der Track wie ein Intro an, geht das folgende „Blacken What Is Grey“ als leidenschaftlicher wie poppiger Schleicher durch … und „School's Out“ ist natürlich die alte Schote von ALICE COOPER, hier im teils synthetischen und demnach ähnlich gewagten Format wie jüngst „Dust In The Wind“ von MAGELLAN. Die weibliche Stimme kehrt im Finale „How To Go On“ zurück, einer licht arrangierten und ergreifenden Ballade über den Verlust eines geliebten Menschen. Der Schmerz ist hier nachgerade greifbar, und dass es sich insbesondere für Gordon, der mit der Scheibe familiäre Probleme verarbeitet, um eine zutiefst persönliche Angelegenheit handelt, hört man nicht nur in diesem herben Ende zu jeder Minute.
FAZIT: Gleichzeitig da sich PSYCHIC FOR RADIO trotz vieler Köche nicht wie verdorbener Brei, sondern nach einer richtigen Band anhören, wohnt ihren Stücken kein einheitlicher Charakter inne, doch dafür erhält man mit „Standing Wave“ eine offensichtliche Herzensangelegenheit zum Lauschen, deren Urheber sich nicht darum kümmern, wie sie rezipiert werden, sondern einfach nur äußern, was sie von sich aus müssen – und darum geht es letztlich in jeder Art von glaubhafter Musik. Stilistische Vorlieben befriedigen die Musiker in erster Linie innerhalb der neueren Kunstrock-Szene, wobei die Produktion über alle Zweifel erhabene Klasse bezeugt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- On My Own
- Euthymal
- Shed My Skin
- She Knows
- Blood (Into Wine)
- Pushing the One
- Once Begun
- Blacken What Is Grey
- School's Out
- Get Me Out Of Here
- How To Go On
- Bass - Henning Pauly, Miles Gordon
- Gesang - Rick Livingstone, Adrian O'Shaughnessy, Todd Plant, Maya Haddi Zebley
- Gitarre - Shawn Gordon, Henning Pauly
- Keys - Shawn Gordon
- Schlagzeug - Mark Zonder
- Standing Wave (2012) - 11/15 Punkten
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