Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

tEóRia OdraZu / Jana Lewitova / Vladimir Merta: Jánosik (Review)

Artist:

tEóRia OdraZu / Jana Lewitova / Vladimir Merta

tEóRia OdraZu / Jana Lewitova / Vladimir Merta: Jánosik
Album:

Jánosik

Medium: CD
Stil:

Folklore / Soundtrack

Label: Hevhetia
Spieldauer: 52:00
Erschienen: 27.12.2007
Website: [Link]

2004 gingen der bekannte tschechische Songwriter Vladimír Merta und Sängerin Jana Lewitová eine Liaison mit dem Ensemble tEóRia OdraZu ein, um Musik zum einem Stummfilm zu schreiben. Dessen Titel lautet „Jánosík“, wobei es sich um den ersten slowakischen Streifen zum gleichnamigen Nationalhelden und Räuber handelt. Er wurde erstmals 1921 gezeigt, und bis 2007 folgten mehrere Bearbeitungen des Stoffes.

Die historische Person und der Mythos Juraj Jánosík lassen sich ungefähr mit Robin Hood und Wilhelm Tell vergleichen. Dementsprechend altertümlich und folkloristisch klingt der Soundtrack, allerdings durchaus zeitgemäß und nicht auf alt getrimmt. Die Beteiligten sind auf ihren Feldern mit allen Wassern gewaschen, was sinnige Kompositionen und eine angemessene Umsetzung garantiert.

Tracks wie „Uvod“ oder viel später „Na bale zboj bol“ werden von Holzbläsern, Streichinstrumenten und Klavier geprägt, wenngleich die Musiker gegen Ende des Score eine Spieluhr verwenden, zarte synthetische Klänge einweben und in „V krcme/ Janosika lapaju“ eine Form von Schräg-Blues mit Schnippen sowie Stimmexperimenten zum Besten geben. Im langen Finale hört man ausnahmsweise kurz eine E-Gitarre, doch ansonsten bleibt der akustische Rahmen sehr intim und nahbar.

„Turisti u bacu/ Novic sa domov vracia“ ist ein Akustikgitarrenstück mit Maultrommel, die wie plätschernde Tropfen klingt, wodurch das Stück einen tänzerischen Charakter erhält. Eine verschmitzte Geige steuert die Hauptmelodie bei, dazu stöhnend schamanischer Gesang von Lewitová, der in „Spomienka (Jurko a Anicka)“ nebst Flötentönen zum Lamento wird. Der bauchige Akustikbass und verhalltes Klavier beschwören eine unwirkliche Atmosphäre herauf.

Diese führt man mit „Matka mrtva“ weiter, doch ab der Hälfte des Stückes wird der Rhythmus fahriger, die Stimmung bedrohlicher. Dissonanz herrscht vor, doch mit dem teilweise gepfiffenen „Pri hroboch/ Vyprask pandurom“ (hat somit Western-Flair, bloß quasi aus der entgegengesetzten Himmelsrichtung) kehrt Entspannung ein. Die Sängerin säuselt, das instrumentale Futter bleibt bewusst dünn und possierlich. Zwischen den befremdlichen Harmonien am Ende und dem ebenfalls schrägen Beginn des an- und abschwellenden „Janosik, zbojnicky kapitan/ Pohansky tancek“ besteht ein Zusammenhang. Dessen zweiter Teil prägen erneut Frauenstimme, Flöte und sachtes Trommeln.

Das Klavier dominiert einstweilen virtuos gespielt „Pani a panicky“, in dessen Anhang „Zapriahnute koce agrofi“ Schnalzen und wüst gestrichene Fidel hinzukommen. Das beschwörend anmutende „Chudoba zdierana je, panstvo hoduje“ könnte auch von Dead Can Dance zu ihren besten Zeiten stammen, würde das Ende keine solche Heiterkeit versprühen. Diese wird den osteuropäischen Völkern bekanntlich gern im Zusammenhang mit der Unbill des Alltags unterstellt, und hört man diese meist kurzen Preziosen, ist man zum Zustimmen geneigt. In den nächsten beiden Stücke verfolgt Lewitova ihre Rolle als glaubwürdige Elfe weiter; dass sie niemals Sprache verwendet, macht „Jánosik“ herrlich nachvollziehbar für Hörer aller Kulturkreise.

FAZIT: Dieses ambitionierte Projekt klingt erstaunlich leicht und sei Interessenten an östlicher Folklore empfohlen, die sowohl auf Avantgarde können als auch griffige Lieder mögen, denn solche gibt es auf „Jánosik“ in überraschend hoher Dichte zu hören. Die CD kommt im Übrigen mit Bonus-Videoteil.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3352x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Uvod
  • Turisti u bacu/ Novic sa domov vracia
  • Spomienka (Jurko a Anicka)
  • Matka mrtva
  • Pri hroboch/ Vyprask pandurom
  • Janosik, zbojnicky kapitan/ Pohansky tancek
  • Pani a panicky/ Zapriahnute koce agrofi
  • Chudoba zdierana je, panstvo hoduje
  • Anicka pri potoku
  • U knaza t'a ukryjem
  • Na bale zboj bol
  • V krcme/ Janosika lapaju
  • Sud a koniec
  • Janosikovi
  • Videos:
  • Spomienka
  • Matka mrtva...
  • Janosik, zbojnicky kapitan
  • U knaza t'a ukryjem
  • Na bale zboj bol
  • Janosika lapaju/Sud a koniec

Besetzung:

  • Sonstige - Vladimit Merta, Jana Lewitova, Julius Fujak, Ja Kavan, Frantisek Nozdrovicky, Peter Simansky, Stanislav Paluch, DJ Fero

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was kommt aus dem Wasserhahn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!