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Dewa Budjana: Joged Kahyangan (Review)
Artist: | Dewa Budjana |
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Album: | Joged Kahyangan |
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Medium: | CD | |
Stil: | Himmlischer, einschläfernder Jazz |
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Label: | Moonjune Records / Temple Island Music | |
Spieldauer: | 48:51 | |
Erschienen: | 06.12.2013 | |
Website: | [Link] |
Begeben wir uns erneut auf eine Musik-Reise nach Indonesien. Satteln wir diesmal einfach unseren Pegasus und schweben durch die Wolken, genauso wie es DEWA BUDJANA bei „Joged Kahyangan“ tut und bei seinem musikalischen Flug Richtung 7. Himmel nur ein paar größtenteils recht belanglose Musik-Schneeflocken auf die Erde schweben lässt. Welch aufregendes Album war noch die Vorgänger-CD dieses Albums gewesen, die uns mitten ins (Musik-)Paradies katapultierte, aus dem man nur schwer wieder raus wollte, weil dort so viel passierte. Doch nun sind wir im Himmel angekommen. Und dieser Höhenflug tut DEWA BUDJANA nicht wirklich gut. Da helfen auch seine namhaften Mitstreiter nicht mehr viel.
„Joged Kahyangan“ - was heißt das nun?
Budjana gibt hierzu seine eigene Erklärung: „Kahyangan ist das indonesische Wort für Himmel. Der Himmel ist ein Ort, der für großartige Schönheit steht. Indonesien ist für mich der Himmel. Joged wiederum steht für Tanz – und so ist der tanzende Himmel meine musikalische Interpretation dieser großartigen Schönheit.“
Im Grunde erwecken diese Worte beim Hörer schon Misstrauen. Denn wenn ein Jazz-Musiker mit seiner Musik sich ausschließlich der schönen Seite der Musik-Medaille zuwendet, dann werden seinem Album so einige Ecken und Kanten fehlen – es schwebt wahrscheinlich himmelsgleich in höheren Sphären. Und genau das geschieht leider auf dem „Tanzenden Himmel“!
Überall Schäfchenwolken!
So gut wie keine Gewitterwolke zu sehen!
Ein himmlisch ausgerichtetes Album also, welches an einigen Stellen dermaßen banal klingt, dass es sogar als vorweihnachtliche Kaufhausmusik gut einsetzbar wäre. Oder es wird unglaublich sentimental bis moralinsauer wie beim (zum Glück) einzigen Titel mit Gesang. In „As You Leave My Nest“, durchaus ansprechend von JANIS SIEGEL vorgetragen, singt eine Mutter ihren Sohn (und die Hörer gleich mit) in den Schlaf und warnt ihn vor all den Gefahren, die ihn erwarten, wenn er eines Tages aufwacht und groß sein wird. Textlich ist das extrem schmalzig und zeugt von einer deutlich übertriebenen Mutterliebe, die beinahe psychopathische Züge annimmt: „My darling, I see / The man you will be / Be brave and love free / Remembering You'll always have me / Shadowing you at each step.“ Da kann man nur hoffen, dass sich dieser Junge eines Tages wirklich aus dem Schatten seiner Mutter löst und ein eigenständiges Leben in freier Liebe führt. Leicht wird’s bestimmt nicht – genauso wenig leicht ist es, die Musik zu diesem Text zu ertragen, weil sie eben von DEWA BUDJANA und nicht irgendeinem Bar-Jazz-Musiker ist, der jeden Abend sein Repertoire in einem Etablissement abspult. „As You Leave My Nest“ ist ein musikalisches Nest, das sicher besser zu DIANA KRALL als zu dem indonesischen Ausnahme-Jazz-Gitarristen passt und das er schnellstens in dieser Form wieder verlassen sollte.
Ganz ähnlich fließen auch die anderen Titel gemächlich vor sich hin – und werden mal von einem verträumten „Kenny G“-Saxofon, melodiösem Piano-Geklimper, vereinzelt akustischem Gitarren-Geklampfe oder sehr entspannten Klarinetten-Einschüben getragen. Das soll wirklich das Album von DEWA BUDJANA sein? Dem Gitarristen – der insgesamt so wenig vordergründig Gitarre spielt. Viel eher kommt einem bei dieser Musik doch JAN GARBAREK mit seinen ruhigen, entspannten „Gebläse“-Alben in den Sinn.
Nur der „Majik Blues“ rockt nach drei Minuten mal richtig los. Er bleibt damit eine der wenigen positiven Ausnahmen und weckt fast grandiose Erinnerungen an die frühen PASSPORT-Zeiten eines KLAUS DOLDINGERS, als noch ein gewisser UDO LINDENBERG hinter der Schießbude saß und richtig geilen Jazz-Rock fabrizierte.
Für „Joghed Kahyangan“ jedenfalls trifft eine Zeile aus „As You Leave My Nest“ ausgezeichnet zu: „As you leave my nest / May you be blessed.“ In dieses wundervoll bereitete, weltmusikalische Jazz-Rock-Nest, das sich DEWA BUDJANA bereits 2012 mit „Dawai In Paradise“ gebaut hatte, legt er nun ein wahres himmlisches Musik-Kuckucks-Ei, von dem am Ende mehr Blessuren als „Segnungen“ zurück bleiben werden. Da hilft dann auch nicht, wenn unser indonesischer Gitarrist darauf hinweist, dass im Hindu viel mit Meditation und Yoga experimentiert wird. Sicher nicht unbedingt die Eigenschaften, die einen Jazz-Gitarristen zu wahren Höhenflügen verleiten können, wenn er sich seinem Instrument zuwendet.
FAZIT: Ein DEWA BUDJANA auf dem Yoga-Trip? Da bleibt nur zu hoffen, dass Budjana aus dieser meditativen Jazz-Phase endlich wieder aufwacht und das nächste Paradies jazz-rockig abfackelt. Im Himmel sollen meinetwegen die Engel tanzen. Und wer braucht in der Musik schon den Himmel auf Erden, wenn der wie JOHN McLAUGHLIN für eingeschlafene Füße klingt?
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Foggy Cloud
- Joged Kahyangan
- Dang Hyang Story
- As You Leave My Nest
- Majik Blue
- Erskoman
- Guru Mandala
- Borra's Ballad
- Bass - Jimmy Johnson
- Gesang - Janis Siegel
- Gitarre - Dewa Budjana
- Keys - Larry Goldings
- Schlagzeug - Peter Erskine
- Sonstige - Bob Mintzer (Tenor- & Sopran-Saxofon, Klarinette)
- Dawai In Paradise (2013) - 14/15 Punkten
- Joged Kahyangan (2013) - 6/15 Punkten
- Surya Namaskar (2014) - 10/15 Punkten
- Hasta Karma (2015) - 9/15 Punkten
- Zentuary (2016) - 14/15 Punkten
- Mahandini (2019) - 13/15 Punkten
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