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Diorama: Even The Devil Doesn't Care (Review)
Artist: | Diorama |
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Album: | Even The Devil Doesn't Care |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Electro / Dark Wave |
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Label: | Accession/Indigo | |
Spieldauer: | 68:27 | |
Erschienen: | 25.01.2013 | |
Website: | [Link] |
Möglicherweise ist Torben Wendt der beste Musiker, den die deutsche Gothic-Szene derzeit zu bieten hat. Der kreative Kopf von DIORAMA hat ein unglaubliches Gespür für emotionale Musik, die jegliches Klischee, dass man mit dieser Szene verbindet, komplett außen vor lässt. Wo man manchmal den Eindruck hat, das Sehen-und-gesehen-werden wichtiger ist, als die Musik und sich dies wiederum in der oberflächlichen Musik deutlich widerspiegelt, macht Wendt mit seiner Band eindringliche, intelligente Musik, mit der man sich beschäftigen muss, um sie zu begreifen. Da macht das neue, achte Studioalbum "Even The Devil Doesn't Care" keine Ausnahme - im Gegenteil.
Wo der Vorgänger "Cubed" noch ein dem Titel entsprechendes kühles, symmetrisches Artwork zu bieten hat, ist das neue Album schon auf den ersten Blick anders. Das von der Künstlerin Katharina Schellenberger gemalte Coverbild ist ein auffälliger, leicht verstörender Hingucker, der schon andeutet, was einen musikalisch auf dem Album erwartet. Denn leicht konsumierbar ist "Even The Devil Doesn't Care" ganz bestimmt nicht. Klar, die Musik von DIORAMA war noch nie Easy Listening, das neue Werk braucht jedoch seine Eingewöhnungszeit, bis es sich entfalten kann. Gesangslinien, die zunächst ein bisschen sperrig und schräg wirken, offenbaren ihre Eindringlichkeit nicht sofort, sondern kriechen mit Bedacht ins Gehör. Besonders in Verbindung mit den oft sarkastischen, teils bitteren Texten, wächst man aber nach einigen Durchläufen in das Album hinein.
Verstärkt wurde nochmal der Einsatz von Gitarren, die sich ins elektronische Gesamtbild gut einfügen und mitunter wie im düsteren, schweren Opener "Maison de Tigre" zusätzlich stimmungsfördernd wirken. Der Song wartet zudem sofort mit tollen Gesangsarrangements auf. Das folgende "Hope" ist in ähnlichem, langsamem Tempo gehalten und wartet mit einem emotionalen Refrain auf, der sich schnell ins Gedächtnis bohrt. Eine zweite weibliche Stimme gibt besondere Würze. Der übliche, schnellere Electro-Song mit tanzbarem Rhythmus auf diesem Album "The Scale", doch auch diese Nummer ist herber, als vergleichbare Songs wie "Ignite" von "Cubed" oder "Advance" von "Her Liquid Arms" und wartet mit einem spannenden, aggressiven Unterton auf. Wie eigenwillig Wendt komponiert, zeigt auch das schon fast ironisch betitelte "My Favourite Song" auf, das seltsam sperrige Strophen und einen schönen Refrain miteinander verknüpft, zwischendurch fühlt man sich gar ein wenig an morbide Zirkusmusik erinnert. Dagegen ist das melancholische "The Expatriate" im klassischen DIORAMA-Sound wiederum sehr zugänglich.
Ein sanfter Einstieg mit Flöten und Klavier, Gitarren im Refrain und ein gewisses Chanson-Flair und 70er-Synthiesounds machen "Summit" wiederum zu einer höchst spannenden Nummer, während "Weiß und anthrazit" mit bitterer Gesellschaftskritik und reduziertem Arrangement Wendts Gesang in den Vordergrund stellt und eine sehr emotionale Wendung zum Ende hin nimmt. Beinahe schon alternativ rockig hat "When We Meet Again In Hell" gar ein Gitarrensolo zu bieten, "The Long Way Home From The Party" pendelt zwischen Synthiepop, Chanson und rockigem Refrain mitsamt echtem Schlagzeug. Höchst interessant wird es nochmal in "Hellogoodbye", das textlich erneut von bitterem Sarkasmus durchzogen ist, in den Harmonien aber ungewöhnliche orientalische Einflüsse erkennen lässt. Das zunächst ruhiger schwebende "My Justice For All" endet in krachigem Industrial, bevor "Over" mit viel Melancholie den Schlusspunkt unter ein anspruchsvolles Album setzt.
Torben Wendt geht den eingeschlagenen Weg mit DIORAMA unbeirrt weiter und verlangt seinen Hörern einiges ab. Die Eingängigkeit, die "Amaroid" 2005 zu einem Genrehighlight gemacht hat, will erst entdeckt werden. Mit ungewöhnlichen Sounds und spannenden Arrangements heben sich DIORAMA aber auch weiterhin von allen Genrestandards ab und unterstreichen die Einzigartigkeit dieser Band. Und das von zwölf Songs keiner wie ein anderer klingt, muss man auch erst einmal schaffen.
FAZIT: Anspruchsvolle, emotionale Kost für Menschen, die Musik nicht konsumieren, sondern mit Genuss hören.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Maison de Tigre
- Hope
- The Scale
- My Favourite Song
- The Expatriate
- Summit
- Weiß und Anthrazit
- When We Meet Again In Hell
- The Long Way Home From The Party
- Hellogoodbye
- My Justice For All
- Over
- Bass - Demilton Hoorn, Alexander Hess
- Gesang - Torben Wendt, Shahad Shané
- Gitarre - Sash Fiddler, Akim Welsch
- Keys - Torben Wendt
- Schlagzeug - Marquess
- Sonstige - Kim-Ho Sin (Flöte)
- Cubed (2010) - 14/15 Punkten
- Even The Devil Doesn't Care (2013) - 12/15 Punkten
- Zero Soldier Army (2016) - 12/15 Punkten