Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Iamthemorning: ~ (Review)

Artist:

Iamthemorning

Iamthemorning: ~
Album:

~

Medium: CD
Stil:

Neo Classical Progressive Folk

Label: Beste! Unterhaltung
Spieldauer: 50:53
Erschienen: 12.04.2013
Website: [Link]

Ein Tag am Meer – gemeinsam mit IAMTHEMORNING!
Wellenrauschen und Möwengekreisch eröffnet „~“, das Album ohne Titel, sondern mit einer Tilde, die natürlich wie eine Welle aussieht. Gedoppelte Satzgesänge der grandiosen MARJANA SEMKINA lassen die Sonne über dem Meer aufgehen und Pianotupfer malen bunte Spiegelbilder auf der nie zur Ruhe kommenden Meeresoberfläche. Ein Album eben wie ein Tag am Meer. Aber nicht einer von denen, in welchen wir uns sonnenhungrig an den Strand knallen und neugierig durch verspiegelte Brillengläser nach den entblößten Brüsten fremder Frauen schielen, während uns der Schweiß vom Angesicht rinnt und die Badehose zu eng wird.
Nein!
„~“ ist ein Frühlingstag am Meer, an dem die Strände noch menschenleer sind und zum endlosen Wandern einladen. An denen man das Salz in der Luft schmecken kann, den Wind auf der Haut spürt und neugierig auf den Boden blickt, ob man eine begehrte Versteinerung, einen Donnerkeil, eine schöne Muschel oder mit ganz viel Glück einen Bernstein findet.
„~“ hält jede Menge musikalische Bernsteine für uns bereit – sie ist das große Glück des Musik-Suchenden, der eine Entdeckung macht und für diese Entdeckung sein Ohr und seinen Blick weit bis nach St. Petersburg in Russland richten muss. Und während in Deutschland gerade ein paar barbusige Mädchen mit ihrem „Fuck Dictator“ dem russischen Ehrengast, der ehemalige KGB-Folterknecht und jetziger Präsident von Russland Putin, völlig zurecht ihre Abscheu, geschrieben auf nackte Brüste, entgegenschleudern – während sie lüsterne Blicke von Diktator Putin und einen Not-Amused-Blick von Polit-Emanze Merkel ernten, dürfen wir dank des ausgezeichneten Labels BESTE! UNTERHALTUNG in Deutschland diesen russischen Musik-Export genießen.
CD's statt Panzer – wie friedlich könnte diese Welt doch sein.
IAMTHEMORNING wären ein guter Anfang bei dieser Aktion!

Alle Bandmitglieder haben eine klassische Musikausbildung genossen und mit ein wenig Glück, könnte „~“ auch zu einem Klassiker werden. Denn in erster Linie kommen beim Hören des Albums einem die isländischen Bands, auf die sich das besagte Plattenlabel spezialisiert hat, in den Sinn. ARSTIDIR zum Beispiel – eine absolute Ausnahmeband, die auf diesen Seiten bereits mit Lobeshymnen überschüttet wurde und die bereits gemeinsam mit IAMTHEMORNING getourt sind. Eine absolut passende Kombination, wobei die Russen es allerdings stellenweise deutlich härter angehen als die Isländer. Auf „~“ treffen klassische Momente auf neoprogressiven Folk und weiblichen Gesang, der so etwa das ganze Spektrum von KATE BUSH über TORI AMOS bis ANNIE HASLAM von RENAISSANCE abdeckt. Leider schleichen sich auch ein paar schwächere Songs, wie „Scotland“ oder „Afis“ ein, aber das kann man locker auf einem so liebevollen Debüt-Album verzeihen.

Dann aber zieht auf „Touching II“ ein wahres Cello-Gewitter auf – erst tröpfelt es gezupft aus unseren Boxen bis eine engelsgleiche Sangesstimme jenes Gewitter ankündigt, das sich im Cello-Hintergrund bereits tröpfelnd ausbreitet, um dann wild gestrichen über uns hereinzubrechen! Auf „Monsters“ verzieht es sich dann mit zarten Streicher-Einlagen, einer klagenden Violine und verhallenden Gesängen wieder, um kurze Zeit später erneut auszubrechen. Dies wird begleitet von so wundervollen Textzeilen wie: „Wenn du um die Hölle weinst, dann hast du den Himmel aus deinem Blick verloren!“ Hier trifft also nicht nur Musik mit hohem, beinahe klassischem Anspruch auf den spätestens bei „Monsters“ komplett in den Bann gezogenen Hörer, sondern auch Lyrik der Extra-Klasse. Verträumt und aggressiv zugleich – aber jederzeit voller bildlicher Metaphern, die in unserem Kopf ihre Kreise ziehen und uns gefangen nehmen. Ganz ähnlich, wie wir es besonders bei solchen Titeln wie „Ashes Are Burning“ oder „Mother Russia“ & „Kiev“ (Da können wir gleich beim Russland-Bezug bleiben!) mit der Ausnahmesängerin ANNIE HASLAM, die in den 70er Jahren RENAISSANCE ihre traumhafte Stimme verlieh, genießen durften.
Genau!
„~“ ist eine Renaissance, eine Wiedergeburt des epischen Kunstrocks der 70er Jahre, in seiner ganzen Schönheit, aber auch in seinem ganzen Abwechslungsreichtum. Eine musikalische Reise durch die Tages- und Nacht-Stunden, durch Sonnen- und Mondschein, genauso wie durch wilde Unwetter, die sich am Horizont zusammenbrauen, kurz ausbrechen und schnell wieder verschwinden. Das gilt für das Album in seiner Gesamtheit genauso wie für beinahe jeden einzelnen Titel.

Leider hält sich diese außergewöhnliche Musik-Qualität nicht über die gesamte Laufzeit des Albums und es plätschert in den letzten Minuten ab „I.B. Too“ mit Geklimper, erneutem Wellenrauschen und Möwengekreisch sowie sphärenhaften Gesängen dem Ende entgegen.

FAZIT: Hier kommt die schöne Seite von Mütterchen Russland. Neoklassischer, progressiver, verträumter, anspruchsvoller Folk-Rock von IAMTHEMORNING! „Fuck Dictator“ - „Love ,~~~~~~~~~'“!!!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6063x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • (Intermission I)
  • Inside
  • Burn
  • Circles
  • (Intermission II)
  • Weather Changing
  • (Intermission III)
  • Scotland
  • Touching II
  • (Intermission IV)
  • Monsters
  • Serenade
  • (Intermission V)
  • Would This Be
  • (Intermission VI)
  • I.B.Too
  • (Intermission VII)
  • Afis

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • ~ (2013) - 12/15 Punkten
  • The Bell (2019) - 13/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Andreas Schiffmann
gepostet am: 18.04.2013

Und das Unerhörte daran? Sie geben dieses traumschöne Zeug gratis ab, und zwar unter dem jetzt korrekten Link oben ;)
Thomas
gepostet am: 19.04.2013

User-Wertung:
12 Punkte

Klasse Scheibe und dazu eine perfekt passende Review.
Herz was willst Du mehr! Solch gut Musik wird belohnt, also gekauft; schließlich hoffe ich ja auf weitere großartige Nachfolge CDs
Benji
gepostet am: 03.11.2014

User-Wertung:
12 Punkte

Bitte reviewt die neue Platte. Ich würde echt gerne lesen was ihr von ihr haltet, denn ich halte sie für verdammt stark. Ich hoffe jemand sieht diesen Kommentar. Achso das hier besprochene Album ist natürlich eine klare 12 von 15.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier gibt Milch?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!