Hmmm ... Mal wieder Allerweltsmusik auf den ersten Blick, diesmal aus Chemnitz und nach Besetzungswechsel angeblich besonders stark. Beim Hören fällt dem Rezensenten zunächst einmal überhaupt nichts ein, was er schreiben könnte.

MIGHT SINK SHIPS sind sicherlich anders, als ihr Name suggeriert, keine Zerstörer, zumal ihnen angesichts ihres freundlichen Sounds vermutlich sowieso niemand etwas Böses will, dessentwegen sie sich zur Wehr setzen müssten. "Don't Say If You Mean Me" darf sich als irgendwie alternativ und sowohl poppig als auch proggig bezeichnen lassen sowie den Ruhm einstreichen, das zu bieten, was allen voran Bruce Soord mit THE PINEAPPLE THIEF verspricht und nicht abliefert: spannende, schrankenlose Songs, die nach einer echten Band klingen.

Der Band ist jedes Mittel recht, um als erste über die Ziellinie zu laufen, was am Ende des Tages immer noch von Hooks abhängt. Rottluff ist kein Sänger vor dem Herrn ("Sahara" zeigt es besonders deutlich), schreibt aber schlaue Texte und vermittelt sie glaubwürdig, gleichzeitig da das Trio klanglich ungemein kreativ vorgeht. Das mit "Ghostbusters"-verdächtigen Synth-Fanfaren versehene "The Martyr" zeugt davon ebenso wie das fast tanzbare "Here It Comes", in dem der Bass eine tragende Rolle übernimmt. Der schrammelige Noise Pop von "Count Me Out" steht dem schummrigen Garagen-Groover "Primacy" gegenüber, und Drummer Marco mag's häufig im Zweivierteltakt, nicht zuletzt im bedächtigen "Naked Disguise", wohingegen "The Rest Of The World" verboten britisch swingt.

Dass man die Scheibe letztlich nirgendwo festpinnen kann, ist Fluch und Segen zugleich, denn gerade weil sie in weiten Teilen sehr eingängig ist und nicht "den einen" Stil verfolgt, gewinnt man den Eindruck MIGHT SINK SHIPS seien ein Patchwork aus zusammengeklaubten Ideen anderer. Damit tut man der Gruppe eventuell unrecht, auch vor dem Hintergrund eines luftig leichten Epos wie "Building A Bridge", dem abschließenden Höhepunkt von "Don't Say If You Mean Me".

FAZIT: MIGHT SINK SHIPS sind Indie wie Artrock und doch irgendwie weder das eine noch das andere. Ihre Lieder haben spielerisch und emotional Hand und Fuß, sprechen Popper wie Klangforscher an und kränkeln einzig am mitunter fehlenden Zusammenhang untereinander ... aber den stellt J Mascis (dürfte ein starker Einfluss gewesen sein) innerhalb seines Oeuvres ja auch nicht konsequent her.