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Nosound: Afterthoughts (Review)
Artist: | Nosound |
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Album: | Afterthoughts |
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Medium: | CD+DVD | |
Stil: | Art Pop / Art Rock |
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Label: | Kscope | |
Spieldauer: | 51:57 | |
Erschienen: | 17.05.2013 | |
Website: | [Link] |
NOSOUND ist zurück. Trotz Kopistenstatus unverkennbar bleibt der scheinwirkliche Stil Giancarlo Erras, alleine schon seines eigenwilligen Akzents wegen, der sich immer noch ein wenig mit der Unwirklichkeit beißt, die seine Musik postuliert. Vier Jahre sind vergangen seit dem letzten Studioalbum, doch vier Jahre sind in diesem Universum nichts: „Afterthoughts“ verweigert sich – wie gehabt - jeden Anflugs von Fortentwicklung, hängt immer noch der Ewigkeit des frühporcupinetree’schen Pleistozän nach und fühlt sich dort pudelwohl.
Passend zum endlos währenden Tauchgang in der Vergangenheit hat Chris Maitland schon auf der letztjährigen EP „At The Pier“ den Stamm bereichert, und es scheint, als vereine sich einmal mehr alles, was Steven Wilson an Resten auf dem Teller gelassen hat, zum gemeinsamen Musizieren, um fast unbemerkt dessen Trendvorgaben zu konterkarieren und dem Stillstand zu frönen. Der Ex-PORCUPINE-TREE-Drummer passt mit seinem unscheinbaren, nahezu neutralen, aber immer zweckdienlichen Spiel blendend in das unaufgeregte Downtempo NOSOUNDs. Meist fast beschäftigungslos, darf er in den pathetischen Schaumkronen der Höhepunkte aus Erras Stücken aber auch hemmungslos auf die Becken eindreschen und dem Post Rock gefährlich nahe kommen.
Wenige Sekunden lang hält Erra die Illusion aufrecht, sich dem vogelfreien Stil von NO-MAN und Tim Bowness anzuschließen, einzelne Noten wie Blütenpollen in den Himmel zu schicken. Nach knapp einer Minute schnürt sich aber ein Songkorsett um den Opener „In My Fears“, der alle übrigen Stücke gleich mit umschließt. Hier spaltet sich das Publikum wieder und die Frage kommt auf, ob Erra bislang zu Recht im Schatten Wilsons und auch Bowness’ verborgen blieb oder nicht. „Afterthoughts“ ist mit Sicherheit auf dem gleichen Niveau wie das bislang rundeste NOSOUND-Album „A Sense Of Loss“; ein Songwriting-Standard, der sich kaum mehr optimieren ließ, wurde schon damals erreicht und wird jetzt höchstens noch gehalten, wenngleich das neue Werk im Gesamten nochmals einen Hauch fokussierter wirkt, denn der Bärtige setzt neuerdings etwas weniger auf Ambientschichten und etwas mehr auf wohldefinierte Strukturen. Piano ("Afterthoughts", "Two Monkeys"), Schlagzeug ("Paralysed") oder Gitarre ("Wherever You Are") können den Takt vorgeben, kaum mehr die Hintergründe als solche. Zusätzlich setzt Marianne DeChastelaine Farbtupfer mit dem Cello, die dem Gesamtwerk einen besonderen Anstrich geben. Die Zielrichtung ist also spürbarer geworden.
Inspiration nährt sich aber nicht zwangsläufig von einem ausdefinierten Masterplan. Das Erra-Bowness-Gemeinschaftsprojekt „Memories Of Machines“ geriet vor zwei Jahren trotz seines stärkeren Improvisationscharakters durchaus spannender, nicht nur weil Bowness der facettenreichere Sänger ist. Welch begnadeter Traumkonstrukteur Erra sein kann, wenn er direkt von der Aura seiner Einflussgeber profitieren kann, beweist er immer wieder in solchen Kollaborationen. Hält er das Zepter jedoch in der eigenen Hand, ist das bislang mit Hemmungen verbunden, die sich auch auf dieses vierte Album niederlegen.
FAZIT: In Zeiten, in denen die Richtungsgeber zielstrebig in neue Gebiete eindringen, braucht es die störrische Altmode solcher Projekte umso mehr. „Afterthoughts“ geht gezielter auf den Punkt als jede seiner Vorgängerplatten, lässt sich jedoch unter dem Strich nicht grundlegend anders einschätzen. Wer NOSOUND von Beginn an zugeneigt war, der wird auch diesmal wieder darin aufgehen. Aus der CD-Ecke, in der „The Sky Moves Sideways“ und „Up The Downstair“ stehen, kann und möchte Giancarlo Erra aber auch diesmal nicht ausbrechen. Damit teilt er erneut dieselben Schwächen, die sein bisheriges Schaffen geprägt haben. Immerhin handelt es sich um jene Art von Schwächen, die auch Stärken in Form eines ausgeprägten Charakters mit sich bringen.
"Afterthoughts" erscheint im für Kscope typischen CD / DVD-A-Format. Die ersten 500 Vorbesteller konnten eine zusätzliche dritte Disc mit einer reinen Akustikabmischung erwerben, allerdings ist diese wohl bereits ausverkauft.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- In My Fears
- I Miss The Ground
- Two Monkeys
- The Anger Song
- Encounter
- She
- Wherever You Are
- Paralysed
- Afterthought
- Bass - Alessandro Luci
- Gesang - Giancarlo Erra, Marco Berni
- Gitarre - Giancarlo Erra, Paolo Vigliarolo
- Keys - Giancarlo Erra, Alessandro Luci, Marco Berni
- Schlagzeug - Chris Maitland, Giulio Caneponi
- Sonstige - Marianne DeChastelaine (Cello)
- Afterthoughts (2013) - 8/15 Punkten
- Allow Yourself (2018) - 10/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Akula
gepostet am: 18.06.2013 User-Wertung: 15 Punkte |
Das Konservative in diesem Album betrachte ich gar nicht als Rückschritt oder als Stillstand. Ich empfinde dies als genau passend. Und trotz des Vorwurfs, das Album ist gereift und profitiert vor allem von Maitland. Wer genau hin hört, geht in den dem tollen Beckenspiel auf. Es sind die Details, die dieses Album so besonders und wertvoll machen. Es ist wichtig genau hin zu hören.
Afterthoughts traut sich zudem wieder mehr als sein Vorgänger. Es ist nicht ganz so verschlossen melancholisch und depressiv. Erra ist ein Meister in der musikalischen Übersetzung meiner Gefühle und Depressionen. Dafür liebe ich ihn. Einfach Großartig! |