Existenzialismus, Traumdeutung, Sterblichkeit ... großer Themen haben sich diese Briten angenommen, doch das hat Methode bei VIENNA CIRCLE, wie bereits ihr historisch ausgerichtetes Debüt aufzeigte. "Silhouette Moon" setzt musikalisch dort an und überführt den Neo Prog des Kernduos vor eine intimere Soundkulisse.

Vieles auf dem Konzeptalbum klingt ländlich oder "folkig" wie mutmaßliche Vorbilder aus der Heimat des Projekts (RENAISSANCE, CURVED AIR), allen voran "Woven Wings" und die 14 Minuten von "Dreams Presage", dem Schlüsselstück einer im Übrigen erfrischend kompakten Scheibe. Dies bedeutet aber nicht, dass die Davis-Familie nicht gerne auch kraftvoller zupackt, denn insbesondere ihre Arrangements für Keyboard und Gitarre sowie das dabei verwendete Tonmaterial tragen eindeutig die Handschrift von naheliegenden Ikonen wie DREAM THEATER. Metal sind VIENNA CIRCLE aber nur im entferntesten Sinn, falls überhaupt. Vielmehr geht es den Musikern wohl auch ums Malen instrumentaler Stimmungsbilder, denn mit Gesang überfrachten möchte man seine Kompositionen bei allem Mitteilungsbedürfnis offensichtlich nicht.

Die luftige Anlage der Tracks ("Sea" und "Eternity" sind zu substanziell für Zwischenspiel, zu anheimelnd flüchtig für typische Songs) sowie die eingängige Motivik - knappe Spielzeiten begünstigen dies ohnehin - garantieren eine rasche Einfindung sowie langfristige Freude mit "Silhouette Moon", dem es weder an cineastischer Dramatik (höre den Mittelteil des besagten Longtracks) noch liedhafter Versonnenheit fehlt, für die das bluesige "Scarlet Dance" ebenso steht wie das schwelgerische "Together".

Der Eindruck, dass VIENNA CIRCLE nicht lange labern, sondern Szenen sprechen lassen möchten - sowohl musikalische als auch tatsächlich visuelle - setzt sich auf der liebevoll inszenierten Zusatz-DVD des Albums fort. Die Macher haben eine würdige Dokumentation der Entstehung von "Silhouette Moon" gedreht, die nach den ersten Durchläufen der Scheibe noch einmal neue Lust auf den Inhalt weckt - unaufdringlich und dennoch tiefsinnig.

FAZIT: "Silhouette Moon" zeugt von umsichtigen, nachdenklichen Künstlern mit klaren Einflüssen und kompositorischem Fingerspitzengefühl. VIENNA MOON beherrschen die leisen Töne sehr gut und brausen nur auf, wenn es sein muss, um ihren inhaltsschweren, aber lockeren Sound - leicht symphonischen, oft halb akustisch dargebotenen Artrock - an den Fan zu bringen.