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Marcus Hook Roll Band: Tales Of Old Grand-Daddy (Review)
Artist: | Marcus Hook Roll Band |
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Album: | Tales Of Old Grand-Daddy |
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Medium: | LP/CD | |
Stil: | Whiskeygeschwängerter Blues Rock & Pop |
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Label: | Parlophone / Warner Music Group | |
Spieldauer: | 55:40 | |
Erschienen: | 02.06.2014 | |
Website: | [Link] |
Manchmal ist es für ein Album besser, die Namen hinter den Musikern als die Musik für sich sprechen zu lassen. Im Falle dieser „Whiskey-Geschichten“ der MARCUS HOOK ROLL BAND trifft das allemal zu, weswegen sich die Kritiken diverser Webplattformen und Musikzeitschriften grundsätzlich an die Feststellung klammern, dass die Neuauflage dieses über 40 Jahre alten Albums eigentlich so eine Art erstes AC/DC-Album war, weil die Brüder ANGUS & MALCOLM YOUNG gemeinsam mit ihrem älteren Bruder GEORGE, maßgeblich an der Musik von „Tales Of Old Grand-Daddy“ (1973) beteiligt sind.
Allerdings muss im gleichen Atemzug aber auch festgestellt werden, dass dieses Album mit der nur kurze Zeit später wie Phoenix aus der Asche geborenen Hochspannungs-Mucke von AC/DC etwa so viel zu tun hat, wie ein Kindergarten mit einem Freudenhaus. In beiden kann man sich zwar so einigen Genüssen hingeben, aber die sind doch grundlegend anderer, unterschiedlicher Natur. Gleiches gilt aus musikalischer Sicht für AC/DC wie für die MARCUS HOOK ROLL BAND.
Historische Überlieferungen besagen, dass der Old Grand-Daddy eine sehr begehrte Whiskey-Sorte in Australien ist, die dem Album nicht nur ihren Namen, sondern auch den stimmungsvollen Background der Musik(er) verlieh, die während der Aufnahmen permanent unter fuseligem Strom standen bis auf den zu dieser Zeit aus Altersgründen nur Milch trinkenden Angus. Was dabei allerdings musikalisch herauskam, ist durchaus beachtenswert - eine gekonnte Mischung aus viel Blues und Rock, aber auch Jazz und Pop, wobei besonders intensiv zwei Saxofone und auch ein E-Piano zum Einsatz kommen. Die Gitarren, die ja als DAS Markenzeichen von AC/DC gelten, spielen bei der MARCUS HOOK ROLL BAND zwar eine große Rolle, dominieren aber keinesfalls die Musik auf „Tales Of Old Grand-Daddy“.
Doch nicht nur AC/DC gingen aus der MARCUS HOOK ROLL BAND hervor, sondern auch die stark vom Elektro-Pop infizierte Band FLASH AND THE PAN, die von Bruder George und Sänger HARRY VANDA Mitte der 70er Jahre aus der Taufe gehoben wurde, nachdem die beiden bereits mit THE EASYBEATS in den 60ern sehr erfolgreich durchgestartet waren und 1966 durch den Song „Friday On My Mind“ sogar Weltruhm erlangten.
Das ist nunmehr alles Geschichte und die MARCUS HOOK ROLL BAND ist ein kleiner - eher klitzekleiner - Bestandteil davon, der wohl längst vergessen wäre, hätte man nicht, aus welchem Grunde auch immer, anno 2014 das einzige Album der Band, durch ein paar Bonustitel erweitert, wieder hervorgekramt und neu aufgelegt. Echte Fans und Sammler wird‘s begeistern, denn diese Scheibe erzielte als absoluter Geheimtipp für alle AC/DC-Fans utopische Schwarzmarktpreise!
Die Musik hat aber auch ihre Reize für Freunde des Blues-Rock, aber kaum welche für Freunde der Musik von AC/DC. Bereits „Can‘t Stand The Heat“ rockt gehörig mit feurigen Saxofoneinlagen los und HARRY VANDA sowie GEORGE YOUNG überzeugen durch raue, wahrscheinlich Whiskey-geschwängerte, voluminöse Reibeisenstimmen, die ein paar Erinnerungen an TOM JONES oder IAN DURY wecken. Nicht umsonst sollte IAN DURY hier Erwähnung finden, denn vieles auf dem Album trägt deutlich etwas von dem viel später erschienen „Hit Me With A Rhythm Stick“ in sich. Genau in dieser Richtung orientiert sich das gesamte Album - also nichts da mit AC/DC!
„Quick Reaction“ wiederum lässt deutlich die „Honky Tonk Woman“ der ROLLING STONES raushängen, wobei durchaus schon ein bisschen PLAGIATives eine Rolle spielt.
Wenn wir uns die „Silver Shoes“ überstreifen, bekommen wir dabei den traurigen Blues, während sich vor unserem geistigen Auge GARY MOORE in den Vordergrund rückt, aber auch so einige Blues-Ausflüge von DEEP PURPLE nehmen dann im weiteren Verlauf des Albums Gestalt an, bis sie von Pop und sogar einigen Balladen abgelöst werden.
„Red Revolution“ liebäugelt dann wiederum mit T. REX - Fortsetzung folgt ...
Solche Vergleichsketten könnte ich jetzt beliebig bis zum Ende des Albums fortsetzen - doch ich spare es mir einfach. Die Mannen um HARRY VANDA & GEORGE YOUNG haben nicht nur jede Menge bei den Aufnahmen gesoffen, sondern auch jede Menge Altbekanntes rausgelassen - aber nicht ausgekotzt - das man mit ein wenig Mühe in bereits alt bekannte Schubladen einordnen kann. Was einem allerdings die Vorderseite des Booklets verspricht, wird garantiert nicht verwirklicht: „100° Pure Rock‘N‘Roll“. Hier ist kaum was pur, sondern eher alles etwas abgestanden.
FAZIT: Ein historisches Musikdokument aus dem Jahr 1973, das schnell wieder in Vergessenheit geriet, weil die Zeichen der Zeit damals eben mehr auf E-Gitarren als auf Saxofone standen, obwohl gerade die das beste an „Tales Of Old Grand-Daddy sind“. Blues-Rock-Pop-Jazz‘N‘Roll aus dem Hause AC/DC kurz vor deren Geburtsstunde.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Can't Stand The Heat
- Goodbye Jane
- Quick Reaction
- Silver Shoes & Strawberry Wine
- Watch Her Do It Now
- People And The Power
- Red Revolution
- Shot In The Head
- Ape Man
- Cry For Me
- One Of These Days
- Natural Man
- Moonshine Blues
- Louisiana Lady
- Ride Baby Ride
- Bass - Ian Campbell, George Young, Wally Walter
- Gesang - Harry Vanda, George Young
- Gitarre - Angus, Malcolm & George Young
- Keys - Wally Walter, George Young
- Schlagzeug - John Proud, Freddie Smith
- Sonstige - Alex Young & Howie Casey (Saxofone)
- Tales Of Old Grand-Daddy (2014) - 7/15 Punkten
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