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North Atlantic Oscillation: The Third Day (Review)

Artist:

North Atlantic Oscillation

North Atlantic Oscillation: The Third Day
Album:

The Third Day

Medium: CD
Stil:

Art Rock / Prog / Electronica

Label: kscope
Spieldauer: 45:00
Erschienen: 10.10.2014
Website: [Link]

NORTH ATLANTIC OSCILLATION bedienen zielstrebig die Jules-Verne-Romantik dem Erdball entfliehender Ballons. Ihre Musik zielt darauf ab, den Moment auszukosten, in dem das Seil gekappt wird und man sich vertrauensselig in die Obhut des Windes begibt. Die Stellen, an denen Hoch- und Tiefdruckgebiete zusammentreffen, nimmt das schottische Trio als Anlass, seine Musik jederzeit von der Spannung zufällig ausgelöster physikalischer Ereignisketten profitieren zu lassen. Die Loslösung vom Irdischen aber ist der emotionale Knackpunkt; hier beginnt die Musik, tatsächlich zu wirken.

Obgleich in sich schlüssig, verhielt sich der Vorgänger „Fog Electric“ deswegen in dieser Hinsicht möglicherweise sperrig. Das reduzierte, trockene Soundgewand imitierte grönländische Kaltfronten, erlaubte aber nicht das vollständige Abdocken vom Boden; das Feeling des Überraschungsalbums „Grappling Hooks“ stellte sich nicht wieder ein.

Doch gnädig ist der Wind und steuert wieder gen Debüt. „The Third Day“ ist ein Album voller erhabener Momente, die allerdings jeweils immer nur kurz ausgekostet werden können. Die Funksignale aus „Great Plains II“ und das Schallplattenknistern aus „Elsewhere“ geben eine analoge Marschrichtung vor, die unkontrollierte Richtungswechsel jederzeit möglich machen. Es ist eiskalt, der Atem hinterlässt dampfende Spuren in der Luft und neben uns frickelt der Steuermann an einem altertümlichen Radio herum, bis er eine Melodie findet, die ihm gefällt. Neun Titel werden insgesamt angespielt, bis auf „Dust“ alle nicht einmal nennenswert lang. Gefüllt sind sie mit verträumtem Falsettgesang und cremig-weichen Elektronikschneisen, die der Ballon für Schienen hält und seine Flugbahn nach ihnen ausrichtet. Ja, „The Third Day“ verhält sich annähernd so melancholisch wie seinerzeit „Grappling Hooks“.

Aber schon der Opener macht klar: Allzu lange auf einer Melodie wird nicht verweilt. Dabei entstehen hier grundsätzlich Notenfolgen, die man problemlos deutlich länger genießen könnte als nur vier, fünf Minuten, insbesondere in Begleitung der mäandernden Elektronik. Und oft wird die Bruttospielzeit eines Songs nicht einmal völlig ausgereizt. Breaks schleichen sich ein, wie von einer ferngesteuerten Hand herbeigerufen, die ungeduldig am Radioknauf dreht. Die dabei aufgedeckten Kompositionen verfolgen jeweils völlig andere Arrangements, was das Gefühl noch verstärkt, man habe es nicht etwa bereits mit einem Album zu tun, sondern einer Art überlangem Teaser für ein episches Superalbum. Allerdings gehören alle angespielten Passagen, seien sie noch so unterschiedlich, offensichtlich zum gleichen Schirm, der sich wie eine undurchdringliche Meta-Kuppel über den Hörer spannt.

FAZIT: „The Third Day“ lebt wieder von dieser ganz besonderen NAO-Stimmung, die den Anschluss an die 80er hält, in der Gegenwart jedoch nahezu konkurrenzlos ist. Das 44-Minuten-Album birgt einen Ideenfundus, den man ohne Redundanzen problemlos auf das Doppelte hätte strecken können. Die kurze Angebundenheit von Songs, die eigentlich eine so zeitlose Anlage haben, hat natürlich auch ihre Nachteile; manchmal hätte man einer Melodie gerne noch etwas länger zugehört. Schließlich wird man aber ja vom Regen in die Traufe gespült und gleitet so von einem Wohlfühlmoment zum nächsten.

Sascha Ganser (Info) (Review 3628x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Great Plains II
  • Elsewhere
  • August
  • A Nice Little Place
  • Penrose
  • Do Something Useful
  • Wires
  • Pines Of Eden
  • Dust
  • When To Stop

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Tom
gepostet am: 26.10.2014

User-Wertung:
11 Punkte

Super Review zu einem wirklich schönen Album. Eine weitere KScope-Perle!
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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