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Tune: Identity (Review)

Artist:

Tune

Tune: Identity
Album:

Identity

Medium: CD/Download
Stil:

Zu kurz geratener Prog

Label: Dust On The Tracks Records
Spieldauer: 44:12
Erschienen: 14.11.2014
Website: [Link]

Prog und Polen - da gibt‘s nicht nur in den beiden „Po“-Buchstaben Parallelen!
Progressiver Rock wird in Polen ganz groß geschrieben und während RIVERSIDE als Band oder ihr singender Bassist MARIUSZ DUDA solo als LUNATIC SOUL den Prog-Sektor aufzumischen versuchen, schleichen sich TUNE über ein polnisches Musik-Hintertürchen ein, das besagten Landsleuten stellenweise zum Verwechseln ähnlich ist. Oder um es genauer zu formulieren - RIVERSIDE stehen für den härteren Prog, ihr Bassist für den entspannteren New Artrock und TUNE mittendrin.

Auf ihrem nunmehr zweiten Album setzen die Polen wahrscheinlich sehr bewusst das finster-melancholische Konzept ihres Debüt-Albums fort. Der Intro-Einstieg ist mehr bedrückend als betörend - eine instrumental-schaurige, floydianische Aura macht sich breit. Diese Finsternis wird aber durch härtere Momente und sehr abwechslungsreichen Gesang immer wieder durchbrochen.
Ganz ähnlich wie „Identity“ könnte auch das nächste NICK CAVE-Album klingen, wenn sich Mr. Grinderman entscheidet, die erfolgreichen Mörderballaden fortzusetzen. Auch die Texte scheinen sich offensichtlich dieser Stimmungslage anzupassen - nur habe ich nicht wirklich Lust, darauf intensiver einzugehen, wenn ich mit einer lieblos gestalteten Promo bemustert werde, die keinerlei Texte oder umfangreichere Hintergrundinfos enthalten. Beim ersten Album war das noch anders und das umfangreiche Booklet war sehr hilfreich bei der Auseinandersetzung mit dem ziemlich depressiv wirkenden textlichen Konzept, welches wohl auch diesmal verfolgt wird und sich mit Aggression und Wut, aber auch der Flucht davor, beschäftigt.

Dieser New Artrock lebt leider ausschließlich von Titeln, die allesamt kaum über eine Laufzeit von 5 Minuten hinausgehen, was der Wirkung der Musik abträglich ist. Oft kommt der Wunsch auf, dass die eine oder andere musikalische Passage einfach ausgiebiger und komplexer dargeboten wird, auch um relativ Überflüssiges - wie „Trendy Girl“, ein an CURE erinnernder Song - schneller vergessen zu können. So erscheint „Identity“ manchmal wie Stückwerk, das zwar zusammengesetzt werden soll, aber nicht immer wirklich zusammen passt. Weniger Songs, dafür aber ausgiebigere Instrumentalausflüge wären ein gutes Mittel gegen diese musikalische Zerrissenheit.

Fast ein Kuriosum ist der Song „Change“, welcher nicht nur vom Titel her deutliche Parallelen zu DAVID BOWIEs Hunky-Dory- & Ziggy-Stardust-Zeiten, als der noch gegen die Spinnen vom Mars antrat, aufweist, sondern sogar der Gesang fast wie der Versuch eines Bowie-Doubles klingt. Im weiteren Verlauf des Albums kämen einem beim Hören dann aber doch eher die Bowie-Berlin-Alben „Low“, „Heroes“ und „Lodger“ in den Sinn. Bis der Song „Crackpot“ sogar versucht, das Hitpotenzial auszuschöpfen, welches vielen Bowie-Songs der frühen 70er Jahre bereits innewohnte.

Ähnlich wie „Identity“ begann, endet es auch - mit einem gespenstisch wirkenden, diesmal aber deutlich härteren und weniger atmosphärischen Instrumentaltitel, der uns in gewisser Weise zeigt: „Wir können auch anders. Nämlich ganz ähnlich wie RIVERSIDE.“ Etwas mehr davon und aus einem befriedigenden Album wäre ein richtig gutes geworden - so bleibt nur folgendes

FAZIT: Progressiver Rock aus Polen ist immer interessant, aber noch viel besser, wenn er auch mal den einen oder anderen Longtrack aufweist, der die Spielfreude der Musiker stärker zum Ausdruck bringt als das überflüssige Korsett, in das sich TUNE zwängen, weil sie tatsächlich glauben, dass in der Kürze die Würze liegt. „Identity“ jedenfalls ist in dieser Beziehung ziemlich fade.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3941x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • On (Intro)
  • Live To Work To Live
  • Disposable
  • Change
  • Trendy Girl
  • Deafening
  • Crackpot
  • Suggestions
  • Sheeple
  • Off (Outro)

Besetzung:

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