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Tune: Lucid Moments (Review)
Artist: | Tune |
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Album: | Lucid Moments |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressiver Rock samt Akkordeon |
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Label: | Eigenvertrieb / Just For Kicks | |
Spieldauer: | 50:54 | |
Erschienen: | 09.09.2011 | |
Website: | [Link] |
Man kann von den Polen halten, was immer man will – egal ob man sie als einen Haufen verpeilter Erzkatholiken ansieht, die nach jedem Autoklau schnell mal die Beichte ablegen oder als die zentralen Opfer der von den bösen Deutschen geprägten Welt(kriegs)geschichte. Spätestens wenn es um die Musik geht, ist man sich einig. Im Bereich der progressiven Rockmusik spielen sie mit solchen Bands wie RIVERSIDE, INDUKTI, SATELLITE oder MILLENIUM weltweit eine außerordentlich wichtige Rolle. Nunmehr reiht sich die 2009 in Lodz gegründete TUNE nahtlos in diese Aufzählung ein. Dabei kommt dem polnischen Quintett eine ganz besondere Bedeutung zu, die fast ein wenig revolutionär wirkt.
Woran denken wir eigentlich, wenn wir die Begriffe Prog oder symphonischen Rock hören?
An fette Keyboards, akustische und elektrische Gitarren, komplexe Schlagzeugeinlagen, Mellotron, Percussion, verspielte Bass-Linien und vielleicht auch Gongs, Flöten, Violinen, Celli oder sogar Saxo- & Susaphone sowie Trompeten.
Wer aber bitte denkt dabei an ein Schifferklavier – oder besser Akkordeon? Das gehört doch in die Volksmusik oder die Shanty-Ecke, nicht wahr?! Nicht Gott, sondern TUNE sei dank, werden wir ab sofort mit „Lucid Moments“ zum Umdenken gezwungen, die genau dieses Instrument gleichberechtigt und manchmal sogar vordergründig in ihr komplexes Prog-Rock-Geflecht einbinden! Das verdient nicht nur Hochachtung, sondern auch einen echten Kreativitäts-Orden für gewagte Musik-Ideen.
Schon „Dependent“ überrascht mit einem düsteren von akustischer Gitarre und Bass dominierten Intro, das mit einem Schlag bombastisch loslegt, um plötzlich von besagtem Akkordeon wieder in dunkle Sphären geleitet zu werden bis beeindruckender Gesang mit „Do you hear the whispering? / The muttered sound that leads me on.“ ein wenig Weltuntergangsstimmung und eine typische, an CARPTREE erinnernde Atmosphäre verbreitet, bis in „Repose“ das Schifferklavier gleich sein erstes Solo erhält. Ein wenig Gänsehaut macht sich breit – Momente, die einen oftmals auf „Lucid Moments“ begleiten.
Überhaupt sind es die dunklen, bedrückenden und beängstigenden Momente, welche die Musik von „Lucid Moments“ (Lichte Momente), ein Titel der im krassen Gegensatz zu TUNEs musikalischer Ausrichtung steht, ausmachen. Ähnliches gilt für die sehr lyrischen Texte, die einem Konzept folgen, welches die innere Zerrissenheit und die Selbstzweifel der menschlichen Seele zum Inhalt hat. Auch hier sind sie wieder da, die Parallelen zu CARPTREE, ganz besonders zu deren Album „Insect“. Nur das über all dem immer wieder das Akkordeon schwebt und den besagten Stimmungen ein ideales Klanggewand verleiht. Eine Aufgabe, die sonst im progressiven Rock besonders den Gitarren zukommt, indem man sie „weinen, schreien, jubilieren, krachen oder zerbrechlich klingen“ ließ, übernimmt tatsächlich diese „Ziehharmonika mit ihren schwarzen und weißen Tasten“. Ein gänzlich neuer Horizont, der sich auf „Lucid Moments“ für dieses Instrument eröffnet und wofür dem außergewöhnlichen Akkordeonistin JANUSZ KOWALSKI höchster Dank zu zollen ist.
Dieses Debüt-Album ist nicht nur ein wirklich gelungenes Album progressiven Rocks, sondern auch eine Offenbarung für alle, die bisher glaubten, dass ein Akkordeon in dieser Musik nichts verloren hat. Leider übertreiben es die Polen aber manchmal ein wenig mit den gesprochenen Passagen auf ihrem Album, die sich ganz im Gegensatz zum Akkordeon nicht so gut in das musikalische Gesamtkonzept von „Lucid Moments“ einpassen.
FAZIT: „Lucid Moments“ ist ein unglaublich (früh)reifes Debüt-Album des polnischen Quintetts TUNE, das nicht nur in seiner musikalischen Ausrichtung zu überzeugen weiß, sondern auch in seiner produktionstechnischen. Kein Geringerer als der Grammy-Awards-Gewinner ROBERT HADLEY (PINK FLOYD, ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA, KORN) zeichnet sich für das gelungene Mastering verantwortlich und steuert so auch seinen Anteil daran bei, dass TUNE mit „Lucid Moments“ wahrhaft einen „lichten Moment“ in der progressiver Rockmusik schaffen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Dependent
- Repose
- Confused
- Lucid Moments
- Mip
- Dimensions
- Cabin Fever
- Masquerade
- Dr. Freeman
- Bass - Leszek Swoboda
- Gesang - Kuba Krupski
- Gitarre - Adam Hajzer
- Keys - Janusz Kowalski
- Schlagzeug - Wiktor Pogoda
- Sonstige - Janusz Kowalski (Akkordeon)
- Lucid Moments (2011) - 11/15 Punkten
- Identity (2014) - 9/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Falko
gepostet am: 25.09.2011 |
Warum konnte es ich nicht? Fur mich besser als Riverside and Porcupine? |
Thomas
gepostet am: 01.05.2013 User-Wertung: 12 Punkte |
Edles Scheibchen; leider geht hin und wieder ein wenig die Spannung raus; wenn das noch straffer wird, dann geht's >=13 |