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Elin Kåven: Jiknon Musihkka - Frozen Music (New Edition plus DVD) (Review)

Artist:

Elin Kåven

Elin Kåven: Jiknon Musihkka - Frozen Music (New Edition plus DVD)
Album:

Jiknon Musihkka - Frozen Music (New Edition plus DVD)

Medium: CD/DVD
Stil:

Weltmusikalisch-psychedelische Elfen-Musik von einer arktischen Fee

Label: Nordic Notes
Spieldauer: CD 46:43 / DVD 54:40
Erschienen: 26.06.2015
Website: [Link]

Sie ist endlich wieder zurück: die „arktische Fee“ und Urenkelin eines Schamanen-Häuptlings ELIN KÅVEN, die in ihrer Musik und ihrem Gesang die schamanischen Traditionen und die moderne Musik in einen weltmusikalischen Einklang bringt, der jeden Hörer - vorausgesetzt er lässt sich auf diese ungewöhnliche Musik-Verschmelzung ein - fast zwanghaft in seinen Bann zieht. Doch mit „Jiknon Musihkka / Frozen Music“ bekommen wir nicht etwa den Nachfolger des ausgezeichneten 2013er Albums „Màizan Thaw“ auf unseren Plattenteller (genauer gesagt unseren CD-Slot) gelegt, sondern die Neuauflage ihres 2009er Debüts, das mit einer lange Zeit vergriffenen Live-DVD, auf die hier aus gegebenen Grunde noch etwas intensiver eingegangen wird, nicht etwa nur aufgehübscht, sondern wahrhaft angereichert wurde.

Fast ist der Kritiker dieser Zeilen, der bereits „Màizan Thaw“ besprechen durfte, geneigt, „Jiknon Musihkka / Frozen Music“ als noch etwas besser einzuschätzen, wofür es ein paar aussagekräftige Gründe gibt, die einerseits in der Herkunft der Musikerin und andererseits in der doch etwas anderen Ausrichtung ihrer damaligen Musik liegen.

Auf diesem Album, das in keiner Weise nach irgendwelchen europäischen Charts-Erfolgen oder Anbiederung an deren Musik-Kultur schielt, nimmt uns ELIN KÅVEN auf eine Reise in ihre Kultur, die Kultur der Sami-Nomaden, denen sie angehört, direkt in das Herz von Sapmi, ein nördlich des Polarkreises gelegenes Siedlungsgebiet der Samen in Lappland, mit. Von der ersten Minute und der ersten Note des Albums an spüren wir förmlich eine Magie, die uns verzaubert, so als würde diese singende arktische Fee all ihre geheimnisvollen Zaubersprüche über unsere Kopfhörer oder Lautsprecherboxen direkt in unser heimisches Reich tragen. Sehr ruhig, ja - sogar psychedelisch, wirkt dabei dieses kleine, schamanisch angehauchte Klanguniversum.

Oft fühlte ich mich an die Sitar-Magie eines RAVI SHANKAR erinnert, der mit ELIN KÅVENs Musik-Magie zu einer Einheit verwächst, dazu erklingen weitere, sehr exotische Instrumente, aufregende Trommeln und immer wieder modernes Instrumentarium, wie Keyboards oder E-Gitarren. Diese Musik ist der Tripp in eine Zeit, in der wir noch glaubten, mit ein paar Blumen und berauschenden Glücklichmachern den Irrsinn von Kriegen in den Griff zu bekommen. Das ist uns leider nie gelungen - zum Glück aber blieb uns solche Musik als Erinnerung und zugleich Mahnung, nie in seinem friedliebendem, naturverbundenen Glücksgefühl zu verharren, sondern es immer wieder aufzufrischen, wenn irgendwelche Kriegs-Fuzzis den Wehretat erhöhen oder uns energierhetorisch „verkohlen“ und so tun, als würde uns solcher Schwachsinn nicht eines Tages auf die edlen Lackschuhe fallen. „Tragt besser wieder Jesus-Latschen und glaubt an bzw. vertraut in die Natur!“, auch das hören wir auf „Jiknon Musihkka / Frozen Music“. Selbst die muttersprachlichen Texte, deren Übersetzung ins Englische wir glücklicherweise in dem liebevoll gestalteten Booklet finden können, sprechen diesbezüglich eine klare Sprache: „Over the tundra / Over rivers and lakes / I am getting closer“ oder „A tree grew up from the river / It seemed wrong, but it happened so“.

Doch spätestens wenn auf „Oaidnaledne / See You“ regelrecht mit schamanischen Beschwörungsgesängen (See you after the psalms / See you on the other side.), die in moderne, fast bombastische Klang-Rhythmen übergehen, unsere kleinbürgerlich-gutgläubige Saubermann-Welt ins Wanken gerät, wissen wir, dass es da noch irgendwas geben muss, was keine Wissenschaft erklären und keine Industrie zerstören kann. Denn wer solche Musik zustande bringt, der kann nicht von dieser von uns so fein in enge Schemata gepressten Welt stammen. Der muss tatsächlich eine „arktische Fee“ sein!

So gesehen ist „Jiknon Musihkka - Frozen Music“ eine böse schamanische Musik-Verschwörungstheorie für alle, die glauben, im modernen Zeitalter angekommen zu sein, in dem ein Blick auf das iPhone den Blick zu den Schönheiten der Natur und die Ursprünge unseres freien Denkens verstellt.

Zwar macht dieses ELIN KÅVEN-Album keinen anderen Menschen aus uns, aber es unternimmt zumindest den musikalischen Versuch dazu.

Doch als wäre die gelungene Musik auf „Jiknon Musihkka - Frozen Music“ nicht schon genug, enthält die Neuauflage im Digi-Pack auch noch eine DVD. Aber nicht etwa solch eine schreckliche „Making Of“-Kiste, die man irgendwelchen namhaften Alben beifügt, damit man sie dann als „Deluxe Edition“ oder „Special Limited Edition“ unters Fan-Volk bringen kann. Der Käufer der CD bekommt als Beigabe tatsächlich die längst vergriffene Live-DVD der „Frozen Music“-Konzerttour - in diesem Falle vom Auftritt in Oslo am 26. Oktober 2011. Und dieser Auftritt hat es in sich!

Vielleicht sollte man im Vorfeld noch wissen, dass die Konzerte von ELIN KÅVEN neben ihrem hypnotischen Gesang auch von ihren schamanischen Tänzen und Bewegungen leben, wodurch nicht nur die Ohren, sondern auch die Augen der Konzertbesucher umschmeichelt werden, wovon ich mich selbst bereits zweimal überzeugen durfte. Auch war die Musikerin bereits mit ihrem - auf der CD und dem Konzert enthaltenen - Song „Aibbas Jaska / All Still“ Finalistin beim International Songwriting Competition in den USA, wo in der Jury u.a. TORI AMOS und TOM WAITS saßen. So lässt sich wohl schon vorstellen, was einen bei diesem Konzertmitschnitt erwartet. Ein Konzert, das im gleichen Jahr veranstaltet wurde, in dem ELIN KÅVEN gerade zum „Sami Künstler des Jahres 2011“ gewählt worden war.

Zwar fallen die Aufnahmen an einigen Stellen etwas zu dunkel aus, aber der Sound ist sehr gut in Stereo-Ton abgemischt, was von immenser Wichtigkeit ist, weil wir hier neben der eigentlichen Hauptperson zusätzlich einen Gitarristen aus Finnland erleben, der garantiert am Ende des Konzerts bei jedem, der dies mitverfolgt hat, sprachloses Staunen hinterlassen wird.

Zusätzlich gibt es außerdem noch als Bonus das Video von „Dream Of Fortune“, ein wundervoll mystisches Video mit Schlittenhunden und faszinierenden Naturaufnahmen sowie einer betörenden schamanischen Geschichte um eine geheimnisvolle Erscheinung aus dem Feuer.

Auch ein weiterer Live-Auftritt OLE JØRN MYKLEBUST als Trompeter verleiht dem Konzert eine besondere, fast ungewohnte Nuance.

Elins manchmal sehr umfangreichen muttersprachlichen Ansagen, in denen wir sehr viel über ihre Kultur, aber auch Musik sowie die sie begleitende Band erfahren, werden zum besseren Verständnis Englisch untertitelt.

Doch zurück zum Gitarristen JUHANI SILVOLA, dessen unglaublich sympathische, zurückhaltende Art in keinem Verhältnis zu dem steht, was er das gesamte Konzert lang an den unterschiedlichsten Gitarren leistet!
Der letzte, schwer psychedelischen Song endet mit einer Gitarreneinlage, die schlicht und ergreifend nicht mehr von dieser Welt sein kann und die aus ätherischen Himmelshöhen bei dem der guten alte Jimi, der zu Erdzeiten auch noch den Familiennamen HENDRIX trug, die Hände eines finnischen Gitarristen, den kaum jemand kennt, führte. Selbst Elin schaut ungläubig ins Publikum, weil sie wohl nicht fassen kann, was da gerade ihr Gitarrist für ein Solo hinlegt. Wenn Silvola kein Finne und etwas bekannter wäre, müsste man ihn in einem Atemzug mit Mr. „Slow Hand“ ERIC CLAPTON, RORY GALLAGHER, JIMI HENDRIX und RITCHIE BLACKMORE und natürlich dem momentan so angesagten JOE BONAMASSA aussprechen.
Nicht zu glauben?
Irrtum ausgeschlossen!
Ein Blick auf diesen Konzertmitschnitt, in dem sich JUHANI SILVOLA in einen wahren Rausch spielt, sollte Beweis genug dafür sein, meine Behauptung zu akzeptieren.
Ein Moment für die Ewigkeit!

Bei der Zugabe geht‘s dann an die akustische Gitarre und der Song klingt wie ein irischer Folk-Klassiker ins Schamanische übersetzt und nun bekommt sogar die Geigerin SARAH-JANE SUMMERS ihre Chance zu beweisen, was für eine Ausnahmemusikerin auch sie an ihrem Instrument ist.

FAZIT: Ich bin begeistert und glaube, dass eine schamanische Musikerin mit ihrer faszinierenden Band irgendwann die Richtung vorgeben wird, an der sich nicht etwa die Geister, sondern das Niveau zwischen guter und schlechter Musik scheidet! Wer sich von ELIN KÅVEN nicht verzaubern lässt, der sollte weiterhin an den Osterhasen glauben und in irgendwelchen Casting-Shows nach seinen Superstars suchen!

PS: Für die grandiose DVD habe ich noch einen Punkt mehr mit draufgelegt!
Und außerdem kann in der Beziehung auch Amazon nicht helfen, um diese spezielle Ausgabe zu erwerben, die gibt’s eben nur hier!!!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4876x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • CD aus dem Jahr 2009:
  • Aibbas Jaska / All Still
  • Gii Iogai / Who Said
  • Jiknon Musihkka / Frozen Music
  • Dovdu Mii Javka / Disappearing Feeling
  • Suoivanis / In The Shadow
  • Du Iusa / To Where You Are
  • Valdde Mu Du Mielde / Take Me With You
  • Oaidnaledne / See You
  • Soardde Mu / Hurt Me
  • Jorri Calmmit / Twirling Eyes
  • DVD (Live in Oslo am 26. Oktober 2011) (54:40):
  • Jiknon Musihkka
  • Valdde Mu Du Mielde
  • Lihkku Niehku / Dream Of Fortune
  • Gii Iogai
  • Oaidnaledne
  • Dovdu Mii Javka
  • Aibbas Jaska
  • Du Iusa
  • Jorri Calmmit
  • Vaimmu Cuovga / Heartlight (The World Premier)
  • Dovdu Mii Javka (Video) - Bonus Track
  • Lihkki Niehku (Video) - Bonus Track

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
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