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Fjieri: Words Are All We Have (Review)

Artist:

Fjieri

Fjieri: Words Are All We Have
Album:

Words Are All We Have

Medium: CD
Stil:

Progressive- und sehr atmosphärischer New-Art-Rock

Label: Eigenpressung / Just For Kicks
Spieldauer: 68:13
Erschienen: 07.08.2015
Website: [Link]

„Was lange währt, wird gut!“
Wie könnte diese Kritik besser begonnen werden als mit solch einem Sprichwort, das sich im Falle von FJIERI, welche sich für die Arbeit an ihren Alben jeweils fünf bis zehn Jahre Zeit nehmen, voll und ganz zutrifft?
Und wollten wir nicht außerdem schon seit langem mal wieder eine ausgiebige Musikreise nach JAPAN unternehmen?
Unsere Reiseführer kommen dabei direkt aus Italien, um unseren CD-Player zu erobern und ihn bei allen Freunden guten, atmosphärischen New Artrocks sicher auch nicht all zu schnell wieder zu verlassen, so viel sei vorab schon einmal versprochen.

Bereits die Eröffnung von „Words Are All We Have“ mit einem knapp sechsminutigen, (Man glaubt es kaum!) „wortlosen“ Instrumental, welches genau die dunkle, etwas bedrohliche Atmosphäre, die uns schon durch Digi-Pack und Booklet vermittelt wird, verbreitet und sich außerdem durch ein spannungsgeladenes Saxofonspiel von NICOLA ALESINI auszeichnet, das sofort ein paar Erinnerungen an frühe GONG erweckt, lässt den Hörer regelrecht erschauern. Space-Rock zwischen HAWKWIND und GONG - ein gelungener Einstieg, der viele Erwartungen weckt und diese auch am Ende mit Bravour erfüllt. Vom Saxofon geht‘s dann zur Trompete und Gesang, wobei sich JAKKO M JAKSZYK, der besonders durch seine enge Bindung zu KING CRIMSON bekannt ist, hinterm Mikrofon genauso wie an der Solo-Gitarre auszeichnet. Mit einem Schlag kommen auch hier wieder Erinnerungen auf - diesmal aber verstärkt an NO-MAN. Der Fahrplan bei FJIERI ist spätestens jetzt vorgegeben und erreicht eine nach der anderen Station, die sich mit so voluminösen Namen wie PORCUPINE TREE, BRIAN ENO, JAPAN, KING CRIMSON, TANGENT oder RAIN TREE CROW schmücken. Allerdings haben sich die Zugführer von FJIERI dabei auf Nachtfahrten beschränkt, welche bereits in „The City Of Lights“ angenehm beschrieben werden: „Traffic lights are ghostly / Pausing cars that don‘t rush by / No one‘s in a hurry / And nor the hell am I“.
Nicht schwer, bei diesen Worten zu erkennen, dass sich „Words Are All We Have“ um die Schmerzen dreht, die man bei einer Trennung erleidet. So gesehen ist dieses Album ein trauriges Konzept-Album vom Abschiednehmen, dem außerdem mit „Flame“ noch eine Cover-Version des BARBIERI-BOWNESS-Titels „Flame“ beigefügt wurde, der von Stimmung und Text her sich in „Words Are All We Have“ reibungslos einreiht: „I will save your fear / I will drink your tears / I will hold you near / Because I understand“.

Dieser New Art Rock, den das FJIERI-Duo PANUNZI & LORI mit der Unterstützung reichlich namhafter Gäste hier bietet, ist sogar dazu geeignet, im Hause STEVEN WILSON die Alarmglocken läuten zu lassen, weil hier ein paar Italiener der süchtig machenden wilsonschen Atmosphäre verdammt nahe kommen und sich eben einfach mehr Zeit für ihre Musik lassen, als der progressive Fließbandarbeiter Wilson.

Fünf Jahre dauerte die Arbeit an „Words Are All We Have“, für ihr Debüt „Endless“ ließen sich die Italiener sogar zehn Jahre Zeit. Diese Liebe zu Kleinigkeiten hört man dem Album, das unglaublich nahe auch an den schönsten Momenten eines DAVID SYLVIAN bzw. seiner Band JAPAN ist, mit jedem Ton und jeder Note, aber eben nicht jedem Wort, an, auch wenn der Albumtitel uns genau das weiszumachen versucht. Gerade diese atmosphärischen Trompeten oder Saxofone in Kombination mit den elektronischen Klangflächen, wie sie RICHARD BARBIERI meisterhaft in die Musik von JAPAN bzw. später bei PORCUPINE TREE oder NO-MAN einflocht, suchen derzeit ihresgleichen. Sogar ein besonderer E-Gitarren-Überraschungsmoment darf bei dem mit Abstand härtesten Song „Zombie Love“ bewundert werden. Übrigens geht es textlich darin um einen One-Night-Stand im Vollrausch, der am nächsten Morgen mit einem schweren Kopf, vielen Fragen und der bereits verschwundenen Bums-Partnerin endet. Natürlich klingt der Text viel lyrischer und geheimnisvoller als meine vulgäre Kurz-Zusammenfassung.

Noch nie bin ich von einem Album so sehr an meine leidenschaftliche Zeit mit JAPAN bzw. deren Ableger RAIN TREE CROW und natürlich die SYLVIAN-Solo-Scheiben erinnert worden, als bei mir in den frühen 80ern „Gentlemen Take Polaroids“, „Tin Drum“, „Oil On Canvas“, „Brilliant Trees“, „Gone To Earth“ und „Secrets Of The Beehive“ bzw. nach Mauerfall „Rain Tree Crow“ hoch- und runter-dudelten. Außerdem fügt sich die Stimme von Jakszyk hervorragend in dieses musikalische Gesamtbild ein, während der kristallklare Klang und die hervorragende Aufnahmequalität das letzte i-Tüpfelchen auf „Words Are All We Have“ setzt. Und das will schon was bedeuten!

FAZIT: Wer mal wieder mit den RAIN TREE CROWs direkt nach JAPAN fliegen möchte, der sollte dabei unbedingt auf die italienischen Klangkünstler FJIERI zurückgreifen!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4637x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Oriental Dream
  • The City Lights
  • Before I Met You
  • Not Waving, But Drowing
  • It Would All Make Sense
  • Flame
  • Sati
  • Hidden Lives
  • In The Morning
  • Zombie Love
  • Damaged Goods
  • Those Words

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Proggus
gepostet am: 17.08.2015

User-Wertung:
12 Punkte

Jo! Was für ein schönes Album!
Mike Ehrhardt
gepostet am: 10.12.2016

Ein klasse Album. Habe mir das jetzt bestimmt schon achtmal angehört. Wunderschön gespielt-und natürlich gesungen- ist "Flame". Toller Rhythmus beim beschwingten "Damaged Goods".
Sind aber nur Beispiele. Eigentlich hört sich alles geil an.
Mike Ehrhardt
gepostet am: 10.12.2016

User-Wertung:
13 Punkte

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