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Metallic Taste Of Blood: Doctoring The Dead (Review)
Artist: | Metallic Taste Of Blood |
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Album: | Doctoring The Dead |
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Medium: | CD | |
Stil: | Avantgarde / Noise / Instrumental / Post Rock |
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Label: | Rare Noise Records | |
Spieldauer: | 49:53 | |
Erschienen: | 26.05.2015 | |
Website: | [Link] |
Vor drei Jahren erschien METALLIC TASTE OF BLOOD, durchaus interessantes Experimental-Gebrate, dessen Ton-Geschmack-Synästhesie wohl ihr herausstechendes Merkmal war. Man konnte das Eisen beim Hören praktisch auf der mit Phantomblut benetzten Zunge schmecken, die Blutkörperchen mit dem Herzrhythmus pulsieren hören. Mit seinen ohrenfeindlichen Verzerrern, den äußerst schrägen Keyboard-Spirenzchen und dem konzeptlosen Aufbau klang es irgendwie nicht so, als sei es zur Weiterführung bestimmt gewesen. Es hatte einfach nur diese bittersüße Wirkung und Ästhetik eines einmaligen, blutigen Schlags in die Fresse, so wie sich Edward Norton und Brad Pitt in „Fight Club“ welche verteilt haben. Muss man eben auch einmal selbst erlebt haben, diesen Geschmack von Blut im Mund, aber dann reicht es auch fürs ganze Leben.
Nichtsdestotrotz, da ist es wieder, das Gespann um Eraldo Bernocchi und Colin Edwin, umtriebig wie eh und je. Ihr letztes gemeinsames Morsesignal ist schließlich gerade mal gut sieben Monate her und wurde über das ähnlich bratzige Alternativprojekt OBAKE gesendet. Ein Grund mehr, eine neue METALLIC TASTE OF BLOOD zu diesem Zeitpunkt nicht zu erwarten. Und doch verdutzt und gespannt zu sein, was sich hinter dem Titel „Doctoring The Dead“ verbirgt, der irgendwie nach 50 Jahren B-Movie-Geschichte mit Frankenstein und Zombies klingt, und hinter einem Cover, das auf so trashige und hässliche Weise den Verfall illustriert.
Man kann sagen, dass sich das Soundgewand in etwa äquivalent zur Besetzung verändert hat. Bernocchis massiv verzerrte Gitarren tauchen immer noch in rostroten Tiefseegewässern und bergen verkrustete Riffs, die sich wie dröhnende Rülpser über den Steg ergießen, während der Ex-PORCUPINE-TREE-Bassist im netten Kontrast dazu einfach den Groove und die Ruhe hat, sein Ding durchzuziehen. Ted Parsons am Schlagzeug und Roy Powell an den Keyboards ersetzen hingegen die geschiedenen Balazs Pandi und Jamie Saft. Mit ihnen verändert sich das Gesamtbild nicht unerheblich. Man denke nur an Safts schräge Klimpereinlagen auf „Schizopolis“; derartige Provokationen wurden nun zurückgefahren und die Homogenität des Gesamten damit erhöht.
Insbesondere zeichnet sich Album Nr. 2 durch einen unerwarteten Post-Rock-Einschlag aus. Vor allem „Pashupati“, „Blind Voyeur“ und „Day Of Bones“ brechen die dichten Noise-Wände mit den so typisch flirrenden Gitarren und elektronischen Flächen auf und suggerieren damit, dass der Krach zumindest nicht wieder abrupt zurückkehren kann, sondern sich erstmal durch einen Sturm am Horizont ankündigen muss. Daran hat auch Ted Parsons Anteil, der dem Album eine insgesamt flüssigere Rhythmik verleiht, auch wenn er im Schlusstrack beispielsweise mächtig auf die Bremse geht.
Es ist allerdings schwer zu sagen, was das Songwriter-Trio um Bernocchi, Edwin und Parsons bei der Neuausrichtung im Sinn gehabt hat. Avantgardistischer „Post“ Rock als „Post“hum-Symbolik? Fakt ist, der verstärkte Einbau konventioneller Sounds lässt „Doctoring The Dead“ zugänglicher erscheinen als den widerborstigen Vorgänger, allerdings auch gewöhnlicher. Avantgarde steckt dem Album zwar noch in den Knochen, es könnte sich hier aber auch einfach um eine etwas ambitioniertere Post-Rock-Band mit überdurchschnittlich vielen Einflüssen von außen handeln.
FAZIT: METALLIC TASTE OF BLOOD haben sich vom Kuriosum zur ernstzunehmenden Band gemausert, die künftig wohl etwas mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte. Blöd nur: Irgendwie war das Kuriosum interessanter, weil unorthodoxer.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Ipsissimus
- Pashupati
- Synthetic Tongue
- Doctoring The Dead
- Blind Voyeur
- Day Of Bones
- Murder Burger
- The Death Of Pan
- Bass - Colin Edwin
- Gitarre - Eraldo Bernocchi
- Keys - Roy Powell
- Schlagzeug - Ted Parsons
- Sonstige - Eraldo Bernocchi (Elektronics), Roy Powell (Electronics), Colin Edwin (Ebow)
- Doctoring The Dead (2015) - 8/15 Punkten
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