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Simeon Soul Charger: A Trick Of Light (Review)
Artist: | Simeon Soul Charger |
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Album: | A Trick Of Light |
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Medium: | CD/LP+CD/Download | |
Stil: | Psychedelic Folk |
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Label: | Gentle Art Of Music / Soulfood Music | |
Spieldauer: | 50:40 | |
Erschienen: | 30.01.2015 | |
Website: | [Link] |
Die Musik dieser bayrischen Ami-Band, die warum auch immer ihr „stilles Örtchen“ auf Seehofers Bayern-Wiese gefunden haben, ist nach wie vor genauso ungewöhnlich wie die Tatsache, dass eine komplette Band aus Ohio sich in Bayern Asyl sucht. Mit der Musik kann das im Grunde nichts zu tun haben, denn wer das Wort Bayern hört, der denkt zuerst einmal an Blasmusik und Oktoberfest, Schlagermucke und fußballerischen Wahnsinn mit steuerlichen Vorteilsnehmern und Weißwurst, die einem aufgedrängt wird, bis man sich mit der Ausrede, Vegetarier zu sein, gerade so noch einmal vor den katholischen Würschtelfressern retten konnte.
An psychedelische Rockmusik mit progressiver Grundierung und poppiger Melodieführung denkt man an bayrischen Stammtischen garantiert nicht. Und damit steht eins unumstößlich fest: Die SIMEON SOUL CHARGER sind eine echte Bereicherung für Bayern. Und noch viel mehr eine für alle aufgeschlossenen Musikhörer dieser Welt, die ihrer Suche nach Musik, die neben überraschenden Wendungen auch die kuriosesten Einfälle beinhaltet, noch immer nicht aufgegeben haben. Mit „A Trick Of Light“ haben sie das gefunden, was sie suchen - oder besser: Wenn die BEATLES sich im Prog erprobt und KING CRIMSON eine Pop-Scheibe hätten herausbringen wollen, dann würden sie wohl ganz ähnlich wie das neuste Album von SIMEON SOUL CHARGER klingen. Und selbst wenn sich die Bayern-Amis auf „Heavy“ in fast unverschämter Weise bei den DOORS bedienen, sei ihnen das gerne vergeben. Denn irgendwie lieben wir doch alle die Doors - und natürlich ganz besonders „Riders On The Storm“!
Auch dass „The Prince Of Wands“ das Album wie eine psychedelische Reise zwischen JETHRO TULL und Country eröffnet, verwundert spätestens nach dem ersten Hördurchgang von „A Trick Of Light“ keinen mehr. Denn wie uns die Band unsere Musik-Seele auflädt, egal ob mit oder ohne Simeon, ist bewundernswert. Wir bekommen so etwa alles geboten, was in den letzten Jahrzehnten musikalische Vermächtnisse hinterlassen hat. Natürlich die intensiv durchtränkte Atmosphäre der Sechziger- uns Siebziger-Jahre, jede Menge Psyche, aber auch Retro-Prog und dann noch Grunge oder eine Prise Stoner mit etwas Glam, genauso wie Folk und Blues. Hier wird jeder bedient und jeder fühlt sich wohl, selbst wenn er vielleicht mit der einen oder anderen Musikrichtung bisher nichts anfangen konnte. Diese Mischung macht‘s eben. Sie weckt Sympathien, Emotionen, Leidenschaft und umschmeichelt die Ohren mal mit wunderschönen Balladen, die ein ELTON JOHN nicht einen Deut besser hinbekommen hätte, wie „Evening Drag“, oder schräge musikalische Botschaften, die „How Do You Peel“ heißen, und auch locker die nächste CD von EELS - die Band von E (MARK OLIVER EVERETT), dem leider in letzter Zeit die Musik-Ideen ausgegangen sind - endlich mal wieder musikalisch bereichern würden.
Auch „Jane“ stellt einen der vielen Höhepunkte auf dem an Höhepunkten reich gesegneten Album dar. Urwüchsiger Rock, eigenartige Satzgesänge, ständige Tempo-Wechsel, klare und verfremdete Stimmen, „Locomotive Breath“-Parallelen - und das alles in dreieinhalb Minuten. Andere Bands bekommen solchen Abwechslungsreichtum auf einem kompletten Album nicht unter, während SIMEON SOUL CHARGER das mal locker auf die Schnelle erledigen, damit sie sich gleich danach locker den JAY HAWKINS-Klassiker „I Put A Spell On You“ widmen, um ihn wie eine Song-Kombination aus RARE EARTH und BIRTH CONTROL, natürlich mit einer gehörigen Blues-Prise, klingen zu lassen.
Leider wirken einige Aufnahmen recht verrauscht bzw. schwammig und es stellt sich die Frage, ob das nun Absicht war, um das Seventie-Flair so authentisch wie möglich umzusetzen oder doch nur Schwächen in der Produktion. Vermutlich sind es die produktionstechnischen Schwächen, was absolut schade ist, da SIMEON SOUL CHARGER mit solcher Musik auch einen kristallklaren Sound verdient hätten. Diesbezüglich geht jedenfalls noch einiges nach oben.
FAZIT: „Wir wollen auf diesem Album SIMEON SOUL CHARGER sein - lauter und klarer denn je.“ In Punkto Sound-Klarheit gelingt das noch nicht, aber vom musikalisch-kompositorischen Können her vollkommen. Musik, die uns klangvoll vor Ohren hält, dass früher doch einiges deutlich besser war.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- The Prince Of Wands (A Trick Of Light)
- Heavy
- Evening Drag
- How Do You Peel
- Where Do You Hide
- Workers Hymn
- The Illusionist
- Jane (A Bird In Flight)
- I Put A Spell On You
- Floating Castles
- Bass - Spider Monkey
- Gesang - Aaron Brooks, Rick Phillips, Joe Kidd
- Gitarre - Rick Phillips, Aaron Brooks, Spider Monkey
- Keys - Aaron Brooks
- Schlagzeug - Joe Kidd
- Meet Me In The Afterlife (2011) - 10/15 Punkten
- Harmony Square (2012) - 13/15 Punkten
- A Trick Of Light (2015) - 12/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Karl
gepostet am: 04.02.2015 User-Wertung: 13 Punkte |
Hi Thoralf!
Dein billiges Bayern-Bashing anhand dummer Klischees kannst Du Dir aber auch sparen. Bist doch sonst so für "politische Korrektheit".... |
Thoralf Koß [musikreviews.de]
gepostet am: 04.02.2015 |
HeyHo Karl,
die Einen finden es billig, die Anderen lustig - und ich als Sachse erlebe ja momentan das große Dresden-Bashing. Da lebe ich gerne mit - und wenn eine Ami-Band solche Entscheidung trifft, die selber auch eine Menge Sinn für Humor zu haben scheint, dann sollte man entspannt bleiben. Die Kaiser-Zeiten sind zum Glück vorbei, selbst wenn sich einige den immer noch zurück wünschen: “God save Bavaria!” - Oder war es doch “shave”? |
Thomas
gepostet am: 18.04.2015 User-Wertung: 13 Punkte |
Starke Scheibe; die Jungs haben sich nach der letzten bereits herausragenden Scheibe nochmals gesteigert |