Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Ampledeed: BYOB (Review)

Artist:

Ampledeed

Ampledeed: BYOB
Album:

BYOB

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock und herrlicher Canterbury

Label: Eigenpressung / Just For Kicks
Spieldauer: 57:13
Erschienen: 26.02.2016
Website: [Link]

Es gibt immer mal wieder Alben, die einen nach dem ersten Hördurchgang verunsichert mit der Frage zurücklassen: „Mag ich die Musik nun - oder ist sie doch eher belastend?“
Sofort sollte man dann noch einmal auf die Play-Taste seines wichtigsten technischen Haushaltsgeräts drücken und sich die einstündige Musikfahrt durch unterschiedlichste progressive, aber auch jazzige und retro-poppige Sechziger-Sounds erneut antun. Danach ist man klüger. Auf „BYOB“ passiert nämlich so viel, dass einem mitunter die Richtung abhanden kommt und man plötzlich in entgegengesetzte Gefilde entführt wird, während unser Ohr-Navi ständig „Bitte wenden“ trötet. Besonders dann, wenn die weiblichen Gesänge so schief klingen, dass man sich Gedanken darüber macht, ob das nun beabsichtigte Kunst oder ungewollte Schräglagen sind.
Man muss stark sein für AMPLEDEED, dann mag man dieses verrückt-vielfältige, auch durchaus schräge, extrem komplexe Prog-Album. Ist man aber schwach und sucht nach roten Musik-Fäden, damit einem nicht alle fein angeordneten Knöpfe vom strukturiert gewebten Prog-Mantel fallen, dann wird einem „BYOB“ recht bitter aufstoßen und da man die Knöpfe für die Knopfleiste nicht finden kann, legt man wohl den ganzen Mantel ab.

Die Verwirrung beginnt schon mit dem Album-Titel „BYOB“.
Bezieht der sich nun auf den Anti-Kriegs-Song „Bring Your Own Bombs“ von SYSTEM OF A DAWN oder die Abkürzung der gängigen Redewendung für „Bring Your Own Bottle“, also der Aufforderung, sein hochprozentiges Gesöff gefälligst selbst zur Party mitzubringen?
Nach dem dritten Hördurchgang unterstellt der Kritiker den Prog-Amis von AMPLEDEED jedenfalls, dass sie bewusst diese Doppeldeutigkeit gewählt haben, denn wer bitte würde sonst auf einem Album seinen „Gartenzwerg“-Song „Garden Gnomes“ unmittelbar neben ein chemisches Element „Monolithium“ und den „The Greatest Gatsby“ direkt neben den zuckersüßen „Muffin Man“, von dessen musikalischen Wohlgeschmack uns schon CAPTAIN BEEFHEART und FRANK ZAPPA überzeugten, stellen?

Ähnlich verrückt verhält es sich auch mit der Musik, die hinter einem auf den ersten Blick lustig anmutenden Cover, das, wenn man genauer hinschaut von seinen Motiven her doch nicht so lustig wie der erstes Schein ist, verbirgt. Auch beziehen sich alle wahllos zusammengewürfelten Bilder auf jeweils einen Song, die manchmal auch etwas wahllos zusammengewürfelt erscheinen. Plötzlich aber, nach dem vierten oder fünften Durchlauf, lächelt uns doch ein rotes Fädchen an, das uns nicht aus den Ohren hängt, denn die Musik auf „BYOB“ nutzt sich einfach nicht ab - es gibt viel zu viel zu entdecken. In diesem Fall heißt der Faden Canterbury, denn alles, was sich so zwischen CARAVAN, SOFT MACHINE oder NATIONAL HEALTH abspielt, taucht auch bei AMPLEDEED immer wieder als echte Retro-Variante auf. Und wenn wir Canterbury verlassen wollen, dann sind da ja noch die Franzosen von MÖRGLBL oder die Schweizer von FINAL STEP und die BEARDFISH-Schweden sowie natürlich ein FRANK ZAPPA, der uns mitten im FROGG CAFÉ erwartet und ein paar seiner grandiosen musikalischen Ideen serviert. Wenn sich dann völlig unerwartet kurz die Café-Tür öffnet und die BEATLES einen Blick in die gute Musik-Stube werfen, um mit uns (allerdings nur die ersten Verse von) „Steve Lied“ anzustimmen, dann fehlen selbst dem Kritiker dieser Zeilen die Worte.

FAZIT: Diese progressive Achterbahnfahrt durch das Canterbury-Labyrinth ist nicht nur eine Erweiterung für den „Space Between Your Face“, sondern für die unergründlichen Geheimnisse unserer Gehörgänge, vorausgesetzt es steckt gerade kein Watte-Stäbchen darin.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3595x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Triple Cancer Moon
  • My Plane
  • You‘re A Libra ... And She‘s A Bitch
  • Garden Gnomes
  • Monolithium
  • I Will Not Wait
  • On My Mind The Gap For Kids In The Hall Of Fame By Fame
  • Steve Lied
  • The Space Between Your Face
  • The Greatest Gatsby
  • Muffin Man

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich nicht um ein Getränk: Kaffee, Tee, Bier, Schnitzel

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!