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The Barstool Philosophers: Crossing Over (Review)
Artist: | The Barstool Philosophers |
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Album: | Crossing Over |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock |
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Label: | Eigenpressung / Just For Kicks | |
Spieldauer: | 62:18 | |
Erschienen: | 18.12.2015 | |
Website: | [Link] |
Tot Gesagte leben länger!
Nachdem der charismatische Sänger LEON BROUWER vom niederländischen Barhocker seiner philosophischen Musikerkollegen gefallen und auf nimmer Wiedersehen verschwunden war, hätte man wohl kaum noch einen Pfifferling darauf gegeben, dass der verbleibende Rest der prog-metallisch rockenden Bar-Hocker eine weitere Zukunft hätte. Weit gefehlt, denn nach fünfjähriger Wartezeit kehren THE BARSTOOL PHILOSOPHERS mit einem Schnellzug-Album zurück, bei dem gleich fünf Sänger mit einsteigen durften, die durch die Reihe und auf jeder Station ihre Sache gut bis hervorragend machen, damit der Aussteiger Leon schneller in Vergessenheit gerät, als ihm das lieb sein dürfte. Denn die Erkenntnis nach dieser einen Hörstunde ist eindeutig die, dass gerade durch die vokale Vielfalt von „Crossing Over“ das Album eine noch intensivere und abwechslungsreichere Ausstrahlung als das 2010er Debüt „Sparrows“ hat. Aber auch, dass der neue „Stammsänger“ PETER VAN ASSELT (zuvor XPOSURE) ein hervorragender Brouwer-Ersatz ist. Die instrumentale Ausrichtung bleibt dem eingeschlagenen, in vielen Kritiken hoch gelobten, Weg aus einer Mischung von Prog, Metal und Art-Rock, der sich zielsicher zwischen QUEENSRŸCHE und SAGA, aber auch FATES WARNING und PENDRAGON oder MARILLION bewegt, treu. Im Eclipsed-Magazin eroberten THE BARSTOOL PHILOSOPHERS mit diesen Zutaten und ihrem 2010er Album „Sparrows“ sogar den Album-des-Monats-Titel!
Im zwölfseitigen Booklet zum 2015er Album lassen uns die Holländer dann auch gleich wissen, dass sie der überraschende Ausstieg ihres Sängers wie ein Hammerschlag erwischte: „The hammer hit hard. Especially because the new album was ready with only the vocals to be recorded. So we were left with no singer and an album we couldn‘t release.“ Welche Lösung sie daraufhin fanden, kann sich jedenfalls sehen und hören lassen.
Besteigen wir also die Bahn durch die offene Zug-Tür des Booklet-Covers, nachdem wir die zuvor geschlossene auf dem Digi-Pack geöffnet haben, und begeben uns auf die Reise von „Crossing Over“, die aus neun musikalischen Stationen mit einer „Fahrzeit“ zwischen 5 und 10 Minuten besteht und am Ende eine gute Stunde dauert. Nachdem wir mit „Freeway“ ordentlich Tempo vorlegen, wird es im 10minüter „Fine Lines/My End Of The Island“ deutlich ruhiger und entspannter. Eine Fahrt zur Insel eben, die besonders von dem lyrischen Gesang PAUL ADRIAN VILLARREALs (SUN CAGED) und einem wunderschön schwelgenden E-Gitarren-Solo am Ende lebt, bis „Tedious“ mit elektronischen Klangspielereien und einem treibenden Schlagzeug wieder deutlich an Tempo aufnimmt. Bei „The Space In Between“ erhält ein Piano jede Menge Entfaltungsmöglichkeiten, das sich solistisch gegen die immer wieder hart rockenden Bombast-Töne samt der rauen Stimme von ERIK MASSELINK stemmt und dabei sogar von einigen, sehr an MARILLION gemahnenden, Synthie- und Keyboard-Flächen unterstützt wird. Mit der sakralen Piano-Ballade „On My Way To You“ - einer tiefen Verbeugung, oder doch schon Kniefall, vor Jesus („‘Cause living without you is no option to me / On my way to you!“) - beweist PETER VAN ASSELT dann endgültig, welch begnadeter Sänger er ist, indem er sich stimmlich fast spielerisch leicht zwischen COLOSSEUMs CHRIS FARLOWE und ROGER CHAPMAN bewegt. Ein wunderschöner Song, auch wenn mir dessen Thematik ein wenig am ungläubigen Popo vorbeigeht. „The Scent“ greift erneut die ruhige Stimmung auf und entwickelt sich zu einem todtraurigen, bedrückenden Anti-Kriegssong, in dem eine E-Gitarre zugleich so klingt, als würde sie Tränen für die Opfer vergießen, um dann mit tiefem Klang die Bomber erneut auf den todbringenden Flug zu schicken: „Then the day died / was gone for ever more.“ Dann bleiben noch 15 Minuten und zwei Songs auf „Crossing Over“ übrig, die sich ganz tief in progressiven Klangwällen, zwischen retro bis neo, festsetzen und ein letztes Mal den immer wieder auftauchenden Sprecher zu Wort kommen lassen. Interessant ist auch, was er zu sagen hat. Vielleicht eine versteckte Botschaft an den „hammerharten“ Abgang ihres Ex-Sängers? „You know I‘m wondering / I‘m wondering what you are doing now / And I‘m wondering about a lot of things.“
Dann öffnet sich die Tür unseres progressiven, viele Grenzen überschreitenden Schnellzuges wieder und entlässt uns in die Stille. Eine Stille, der wir ganz einfach entfliehen können, indem wir gemeinsam mit den BARSTOOL PROPHETS wieder und wieder auf die „Crossing Over“-Reise gehen.
FAZIT: So kann ein Album klingen, wenn man aus einer Not heraus eine Tugend macht. Ein als schwer zu ersetzen scheinender Sänger steigt genau in dem Moment aus, als das Album so weit beendet ist, dass nur noch der Gesang und die Texte fehlen. Doch statt deshalb die Türen endgültig zu schließen, reißt man diese noch weiter auf, damit gleich fünf neue Sänger einen mehr als würdigen Ersatz bieten. Eine verdammt progressive Entscheidung mit dem Ergebnis, dass ein verdammt gutes Prog-Album dabei entstand.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Freeway
- Fine Lines/My End Of The Island
- Tedious
- The Space In Between
- Beyond The Stars
- On My Way To You
- The Scent
- Crossing Over
- ‘Till We Meet Again
- Bass - Bas Hoebink
- Gesang - Peter van Asselt, Michel Legrand, Erik Masselink, Paul Adrian Villarreal, Maikel Hergers, Marleen ten Hove
- Gitarre - Ivo Poelman
- Keys - René Kroon
- Schlagzeug - Jan Martin Kuipers
- Sparrows (2010) - 13/15 Punkten
- Crossing Over (2015) - 12/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Thomas
gepostet am: 03.01.2016 User-Wertung: 9 Punkte |
Mich hat die Scheibe beim ersten Hördurchgang arg enttäuscht; bin gespannt, wann ich die 2. Chance teste |
Gauqler
gepostet am: 06.01.2016 User-Wertung: 12 Punkte |
Man muss der Scheibe Zeit geben - sie kickt nicht sofort beim ersten Durchlauf. Darüber hinaus ist sie (gewollt) kein zweites Sparrows.
Es ist auch etwas gewöhnungsbedürftig, auf jedem Track eine/n andere/n Sänger/in zu haben. Aber das ist es auch, was die Platte ausmacht. In der richtigen Stimmung (bspw. im Auto oder Zug) ist sie sehr zu empfehlen. |