Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Cyril: Paralyzed (Review)

Artist:

Cyril

Cyril: Paralyzed
Album:

Paralyzed

Medium: CD
Stil:

Progressive-Rock

Label: Progressive Promotion Records
Spieldauer: 59:37
Erschienen: 27.05.2016
Website: [Link]

Drei Jahre sind seit dem Debüt vergangen. Doch „Gone Through The Years“ waren Marek Arnold und seine Mitstreiter alles andere als untätig. Fast nimmt es Wunder, dass neben all den weiteren, zeitintensiven und kreativen Aktivitäten, ein pralles Stundenwerk wie „Paralyzed“ entstehen kann.

Es funktioniert. Und zeigt sich neben dem gelungenen Erstlingswerk in allen Belangen verbessert. Gut, einen gelegentlichen Hang zu verträumtem Kitsch („Rainbow“, die Salsa gewordene Schmuse-Siesta. Ob Sauce oder Tanz bitte selbst entscheiden) kann man CYRIL immer noch nicht absprechen, aber das unterscheidet die Band von TOXIC SMILE und FLAMING ROW, die sich bei Bedarf eher ins Metall- statt ins flauschige Himmelbett werfen. Davon abgesehen gehen die Songs weiter in die Tiefe als zuvor, sind opulenter, dramatischer, voller betörender Ideen und fein abgestimmter instrumentaler Einsprengsel. Gerne, wenn Saxophon, Klarinette oder Oboe Zeit und Raum bekommen, um mit Bedacht und scheinbar gedankenverloren vor sich hin zu musizieren („Remember Me“, zu Beginn von „Secret Place, Part One“).

Erocs abschließendes Mastering hat dem Album eine glasklare und gleichzeitig warme Klangfarbe verliehen, der „Paralyzed“ trotz des düsteren Titels und der nachdenklichen Lyrics zur milden Sommerplatte werden lässt. Das beschwingte, partiell an frühe MARILLION-Höhepunkte erinnernde, „Faded Snapshot“ ist solch ein atmosphärisches Stück, das früh mit Arnolds Klarinettenspiel Extrapunkte sammelt, um später mit anschaulicher SUPERTRAMP-Schulhoflärm-Hommage in einem gelungenen Finale zu münden, das ein packendes Zusammenspiel von treibenden Gitarren, Bass, Schlagzeug und tänzelnden Sopransaxophonklängen zeigt.

CYRIL spielen melodischen Prog, der seine Ahnen kennt, ohne sie zu kopieren. Neben GENESIS, CAMEL und den bereits erwähnten, bekommt auch Manfred Mann sein Ständchen (das Tastensolo in „Paralyzed“), dazu gesellt sich ein wenig Jazz und Klassik. Wie zum instrumentalen, getragenen Einstieg ins Finale, dem achtzehnminütigen Longtrack namens „Secret Place, Part One“. Der ankündigt, dass noch etwas folgen wird. Nach der elegischen, instrumentalen Ouvertüre steigert sich der Song zu einem multiplexen Geflecht mit sich überlagernden Gesangsspuren und breit gefächerter Instrumentierung. Klavier (mit Gruß an RENAISSANCE) und die akustische Gitarre bekommen Führungsrollen zugesprochen, Clemens Litschko zeigt als Drummer, dass er in der Lage ist, für den nötigen Drive zu sorgen. „Secret Place, Part One“ entwickelt sich in stetem Fluss, wirkt nie überladen, selbst wenn im letzten Drittel Bläser, Satzgesang und Orgel erst einander folgen, um später aufeinanderzutreffen. Das Ende ist ein melodramatischer Cliffhanger, weit auspendelnd, ein bisschen entrückt, traurig und von zerbrechlicher Schönheit. Dann knallt es, fading away. Perfekt gewählt, um wissen zu wollen wie es weitergeht.

FAZIT: In diesen Zeiten liegt es nahe, entweder zum Zyniker oder zum Romantiker zu werden. CYRIL mit dem weichen Herzen hat sich für das zweite entschieden. Ohne seinen kritischen Geist auszuschalten. Die teilweise düsteren Texte, die sich mit Stillstand, Verlust, Unsicherheit und der Sehnsucht nach mehr als gedankenloser Profanität beschäftigen, bekommen einen Schimmer Hoffnung durch die wohl austarierte Musik, die jene Schönheit beschwört, welche in der Realität zu selten geboten wird.

Bloß auf die Frage, was der Regenbogen dem Suchenden sagen will, habe ich auch keine Antwort. Vielleicht muss man dafür Schmetterlinge lachen hören oder Wolken schmecken können. Vermag ich nicht.

PS.: Wie gewohnt, gibt es das Album recht günstig direkt vom Erzeuger. Oder so ähnlich: Kauf via Progressive Promotion Records

Jochen König (Info) (Review 5162x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Scarlet Walking
  • Paralyzed
  • Remember Me
  • Rainbow
  • Faded Snapshots
  • Peal Of Thunder
  • Secret Place Pt.1

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welche Farbe hat eine Erdbeere?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!