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Gov't Mule: The Tel-Star Sessions (Review)

Artist:

Gov't Mule

Gov't Mule: The Tel-Star Sessions
Album:

The Tel-Star Sessions

Medium: CD
Stil:

Blues-, Roots-, Jam-Rock

Label: Provogue/Mascot Label Group
Spieldauer: 61:28
Erschienen: 05.08.2016
Website: [Link]

1994 pausierten Warren Haynes und Allen Woody bei den ALLMAN BROTHERS, um sich, gemeinsam mit Dickey Betts- und Chuck Leavell-Drummer Matt Abts, einem kleinen, experimentell angehauchten Nebenprojekt namens GOV’T MULE zu widmen. Ein Album und ein paar Auftritte sollten es werden, präsentiert von Musikern, die sich mit roher Kraft und viel Spielfreude aufs Songmaterial stürzen wollten, um mit der Basiseinheit Gitarre, Bass, Drums die Möglichkeiten eines Rocktrios auszuloten.

Zweiundzwanzig Jahre und etwa ebenso viele Alben später hat das Experiment geklappt, ist gleichzeitig aber viel mehr geworden als ein kleiner Nebenjob. Selbst den viel zu frühen Tod des eminent wichtigen Gründungsmitglieds Allen Woody im Jahr 2000 überstanden GOV’T MULE, ohne zu zerbrechen oder an musikalischer Qualität zu verlieren. 1994 war davon noch nichts zu ahnen.

Eigentlich sollten die „Tel-Star Sessions“, benannt nach dem Studio in Bradenton, Florida, im Debütwerk verewigt werden, doch es kam etwas anders. Sechs der Songs fanden sich tatsächlich auf dem ersten Album wieder, allerdings in veränderten und instrumental erweiterten Arrangements. Die Originalaufnahmen verschwanden vorerst in der Versenkung. Bis jetzt.

Stellt sich gleich die Frage: Warum? Was muss man für Möglichkeiten und Fähigkeiten besitzen, wenn solche Einspielungen links liegen gelassen werden können? Gut, GOV’T MULE haben mehrfach bewiesen, wie vielfältig und intensiv sie aufspielen können. „The Tel-Star Sessions“ zeigen nach über zwei Jahrzehnten, die Ursuppe, den fruchtbaren Schoß aus dem all die weiteren musikalischen Kindlein kriechen würden, in seiner reinen, essenziellen Form.

Das ist so rau und ungeschliffen wie es sich für Demo-Aufnahmen gehört, gleichzeitig so ausgefeilt, vielschichtig und wuchtig wie man es nur von gestandenen Musikern mit großem Verständnis für- und miteinander erwarten darf. Haynes, Allen und Abts zelebrieren die Kunst des Powertrios geradezu, sie können kompakt spielen wie beseelt drauflos jammen, klappt beides bestens. Es finden sich die Duftspuren von JIMI HENDRIX (inklusive angelehnter Zitate), CREAM, GRATEFUL DEAD und ZZ TOP, denen mit der „Just Got Paid“-Coverversion gehuldigt wird. Natürlich lässt sich auch die Zusammenarbeit mit den ALLMAN BROTHERS und DICKIE BETTS nicht verleugnen.

GOV’T MULE bleiben dabei ganz eigen, zeigen ihre Individualität und das kreative Potenzial, mit dem sie hausieren gehen können. Warren Haynes ist zudem genau der richtige Sänger für den Job, dreckig, ohne die Töne zu versauen, wütend, zärtlich (wenn’s sein muss), eine sogenannte Rockröhre, die mehr draufhat als unterschiedliche Emotionen nur durch Veränderung der Lautstärke brüllend zu artikulieren. Gleichzeitig klingt die Neuveröffentlichung verdammt gut, warm und klar, aber nicht klinisch rein. Trotz der teilweise ausufernden Soli ist das Album keineswegs nur eine Angelegenheit für angehende Gitarrenhelden. Man kann sich auch locker mit dem pluckernden, abwechslungsreichen Bassspiel Allen Woodys und dem antreibenden Trommler Matt Abts vergnügen. Im Zusammenspiel gefällt‘s aber am besten.

Der Abschluss zeigt zwei alternative Varianten des schleichenden, drängenden, tiefgründigen „World Of Difference“. Jede für sich kürzer als die zehnminütige Version, die es aufs offizielle Debüt geschafft hat. Dass man beiden Songs ohne Aufmerksamkeitseinbußen gespannt folgen kann, belegt noch einmal, welch hohe Intensität GOV’T MULE aus ihren kunstvollen Reduktion schlagen können.

FAZIT: Diese Ausgrabung ist keine Verlegenheitslösung bis das nächsten reguläre Album in den Regalen steht. „The Tel-Star Sessions“ zeigen ein beschlagenes Trio voller Spielfreude und Ideenreichtum gleich zu Karrierebeginn auf der Höhe seiner Kunst.

Für Interessenten, Freunde und eingefleischte Fans gibt es „The Tel-Star Sessions“ in unterschiedlichen Ausführungen: „Die zehn Tracks sind als MP3 Download, auf CD sowie als 180g Doppel-Vinylset erhältlich, außerdem als Limited Edition mit anderem Artwork und weißem Vinyl“. Egal wofür ihr euch entscheidet, entscheidet euch dafür!

Jochen König (Info) (Review 6416x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Blind Man In The Dark
  • Rocking Horse
  • Monkey Hill
  • Mr. Big
  • The Same Thing
  • Mother Earth
  • Just Got Paid
  • Left Coast Groovies
  • World Of Difference
  • Bonus Track: World Of Difference (Alternate Version/Original Mix)

Besetzung:

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  • keine Interviews
Kommentare
Mirko
gepostet am: 08.08.2016

Nachdem es die Tracks alle in deutlich höherwertiger Ausführung auf den 5000+ (fast immer großartigen) Livemitschnitten der Band gibt, kann ich die Begeisterung - nicht nur hier - so gar nicht teilen. Eher was für Sammler.
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 12.08.2016

User-Wertung:
12 Punkte

Lieber Mirko, das sehe ich überhaupt nicht so. Wie nachzulesen. Ich habe zwar keine 5000+ Live-Aufnahmen von Gov't Mule, aber einige schon. Und keine davon repräsentiert das puristische Trio. Und in dieser Form schlagen sich die Songs (sogar klanglich), wenn auch bekannt, verdammt gut. Und insofern, nicht nur als Entstehungsstudie für Hardcore-Fans, durchaus von größerem Interesse.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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