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The Hidden Cameras: Home On Native Land (Review)
Artist: | The Hidden Cameras |
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Album: | Home On Native Land |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Indie-Country statt „Gay Church Folk Music“ |
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Label: | Outside Music/Yep Roc/H'Art | |
Spieldauer: | 48:45 | |
Erschienen: | 28.10.2016 | |
Website: | [Link] |
„Ach ja, er hat ja so einen schönen, durchtrainierten Body und eine souveräne Wilder-Westen-Ausstrahlung, der Typ auf dem Cover!“, werden besonders beeindruckt wohl gerade die Frauen denken, wenn sie das Bild auf „Home On Native Land“ bewundern. Und so viel vorab, sie werden von THE HIDDEN CAMERAS und ihrem auf dem Bild posierenden Leader genau die passende Musik dazu bekommen.
Allerdings müssen im Vorfeld alle weiblichen Fans, die sich etwas mehr als nur berührende Musik wünschen, enttäuscht werden, denn der hübsche Herr auf dem Cover ist bekennender und das in seinen Texten auch recht krass immer wieder formulierender Homosexueller, dessen besondere Leistung auch mal darin bestand, dass er 2007 die gesamte Chef-Etage von Bayern München schockierte, als er auf Wunsch von Mehmet Scholl bei dessen offizieller Abschiedsfeier mit maskierten, halbnackten Gogo-Tänzern auftrat und die neoliberale Lederhosen-Fußballer-Scheinwelt ausgiebig mit expliziten Songs über schwule Sexvarianten schockte. Chapeau!
Genauso griff er auch das Problem des Schwulseins immer wieder auf und beeindruckte dabei auch mit grandiosen Videos, wovon „Gay Goth Scene“ eins der beeindruckendsten ist.
Noch schöner ist die Bezeichnung der Musik aus dem Munde des sich ein wenig im Putin-Stil präsentierende Musikers: „Gay Church Folk Music“!
Der singende, komponierende und textende Kopf JOEL GIBB sowie das zugleich einzige feste Mitglied von einer losen Musiker-Formation namens THE HIDDEN CAMERAS aus Kanada mit Wohnsitz in Berlin hat auf „Home On Native Land“ seine kanadische Heimat und die Country-Musik für sich wiederentdeckt. Und ob das jedem nach dem richtig guten, recht finsteren Album „AGE“ gefallen wird, ist die große Frage. So viel, nicht etwa galoppierender, sondern locker durch die untergehende Sonne trabende, Schönklang voller Geigen, schunkelnden Melodien, pathetischen Chorgesängen, dauerhafter „jammernder“ Pedal Steel und „Uhuhhuuuus“ oder „Aaahaaahaaahaaas“ sind, gelinde gesagt, sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man sich nicht wie in einem musikalischem Schmalztöpfchen fühlen will, das unsere Ohren mit so viel Schmalz langsam zukleistert.
Ein Song wie „You And Me Again“ schlägt dabei dem Töpfchen als schrecklich schmalzender Country-Bull-Shit echt den Boden aus. Und was passt dazu nicht besser, als auch noch eine träge „Don‘t Make Promises“-Cover-Version, der zum Glück noch eine deutlich bessere von „Dark End Of The Street“ voranging, der Singer/Songwriter-Country-Legend TIM HARDIN, der mit 39 Jahren 1980 an einer Überdosis Heroin und Morphin starb?
Das einzige musikalisch Versprechen, das uns Cowboy Gibb auf „Home On Native Land“ jedenfalls gibt, ist von Anfang bis Ende auf seinem aktuellen Album dem Country im 60er-Jahre-Stil zu huldigen und ein kanadisches Klang-Bild von wunderschöner Natur und glücklichen Kühen zu zeichnen, selbst wenn seine Texte – eigentlich das beste an diesem Album – doch gehörigen Biss und viele ironische Seitenhiebe aufweisen.
„Long Driver‘s Waltz“ verbreitet sogar ein hymnische Weihnachtsatmosphäre und würde auf jedem Americana-Weihnachts-Sampler passen, selbst wenn‘s in dem Song gar nicht um das Xmas-Fest geht – trotzdem „Happy Xmas everywhere!“ Bis dann endlich mit dem auch noch auf lustig getrimmten „Twilight Of The Season“ der Ritt durch das kanadische Country-Abenteuer zuende geht.
So ist zu guter Letzt der unangefochtene Höhepunkt des Albums tatsächlich ein Gastbeitrag auf „Counting Stars“, nämlich der leidenschaftliche, ekstatische, weibliche Gesang, der ein paar Erinnerungen an die einzige Mason-Komposition von PINK FLOYD weckt, bei dem sich die Background-Sängerinnen auf dem Dark-Side-Album richtig ins Zeug legen durften: „The Great Gig In The Sky“! Was aber die lieblose Ausblende am Ende des besten Songs soll, ist ein echtes Rätsel. Vielleicht hat ja Gibb einfach gemerkt, dass dieses Stück viel zu gut für sein aktuelles Slow-Trab-Album ist.
FAZIT: Ein Album, das für Freunde von Country-Musik sicher sehr reizvoll sein, die Freunde der „bisherigen“ THE HIDDEN CAMERAS-Musik aber sicher enttäuschen wird, weil es wie ein musikalischer Ausflug auf dem Pferd dem Sonnenuntergang entgegen klingt, aber nicht wie die gewohnt provokante Musik der Band um Mastermind JOEL GIBB. Da hilft auch die Mitwirkung solch namhafter Gäste, wie RON SEXSMITH auf gleich zwei Titeln oder der PET SHOP BOY NEIL TENNANT und RUFUS WAINWRIGHT genauso wenig wie FEIST und MARY MARGARET O‘HARA von der weiblichen Fraktion, nichts mehr!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Day I Left Home
- He Is The Boss Of Me
- Ode To An Ah
- Dark End Of The Street
- You And Me Again
- Long Driver‘s Waltz
- Be What I Want
- Counting Stars
- The Great Reward
- Big Blue
- Don‘t Make Promise
- Drunk Dancer‘s Waltz
- Feeling ‘Bout You
- Twilight Of The Season
- Gesang - Joel Gibb
- Gitarre - Joel Gibb
- Sonstige - Ansonsten enthält die Promo keine weiteren Angaben zu beteiligten Musikern!
- Home On Native Land (2016) - 8/15 Punkten
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