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Jan Galega Brönnimann, Moussa Cissokho & Omri Hason: al ng taa (Review)

Artist:

Jan Galega Brönnimann, Moussa Cissokho & Omri Hason

Jan Galega Brönnimann, Moussa Cissokho & Omri Hason: al ng taa
Album:

al ng taa

Medium: CD
Stil:

Worldmusic und ruhiger Jazz für Traumreisende

Label: CPL-Music
Spieldauer: 61:13
Erschienen: 29.07.2016
Website: [Link]

Immer wieder sind wir in unserer schnelllebigen, hektischen Zeit auf der Suche nach Entschleunigung (Oh, welch „schöner“ neudeutscher Mode-Begriff!). Oder sagen wir es einfacher. Wir sehnen uns mehr und mehr nach den ruhigen Momenten in unserer alltäglichen Hektik. Aus musikalischer Sicht haben wir genau diese mit „al nge taa“ gefunden!
Doch nicht nur das, wir entdecken zugleich die Weltmusik dreier unterschiedlicher Länder, die vielen von uns wahrscheinlich im Falle von Senegal und Israel recht fremd, aber im Falle der Schweiz wohl bekannter sein werden.

Der Schweizer Saxofonist und Klarinettist JAN GALEGA BRÖNNIMANN überschreitet gemeinsam mit seinen beiden musikalischen Freunden MOUSSA CISSOKHO (Kora, Gesang und „Talking Drum“) aus Senegal und OMRI HASON (Percussion, Hang, Kalimba) aus Israel viele musikalische Grenzen, welche in erster Linie die Tradition der Herkunftsländer der drei Musiker kennzeichnen und vereint diese mit modernen Klängen in einem hervorragend abgemischten Sound. Afrika, Europa und der Orient vereint in einem universalen Klang aus zartem Jazz, viel Worldmusic, etwas Pop, außergewöhnlichem Gesang und faszinierenden, entspannenden Rhythmen.

„al nge taa“ ist nicht nur ungewöhnliche, für uns noch fremde, aber dafür umso schönere Musik, sondern auch die Sprache, die viele nicht kennen werden: Mandinka wird in Gambia, Mali und Senegal gesprochen und gesungen und bedeutet im Falle des Album-Titels „Lasst uns bewegen!“ Doch dürfen wir nicht glauben, dass dies hektische, abgehackte Bewegungen seien sollen, wie wir sie beim Besuch von Diskotheken, Clubs oder Techno- und HipHop-Schuppen, geschweige denn bei Metal-Konzerten erleben, sondern eher Rhythmen, bei denen wir uns einen beeindruckenden Bauchtanz oder die Schlangenbeschwörung eines Fakirs vorstellen. Fließende Rhythmen, die eine hypnotische Wirkung haben, statt irgendwelche Gliedteil-Zuckungen zu verursachen. Achtung, Achtung, da ist es wieder, dieses Wort: „Entschleunigung“, innere Ruhe durch äußerlichen Klang. Und das Schönste daran ist, dass „al nge taa“ keinesfalls solch weltfremd abgehobene Esoterik-Mucke, sondern eine Welt aus Klängen ist, die uns am ehesten an eine Kombination aus ALAN STIVELL plus VOLLENWEIDER und RAVI SHANKAR sowie TRILOK GURTU und AL JARREAU erinnert.

Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei die Kora ein, eine afrikanische Stegharfe mit 22 Saiten, wobei deren zarter Klang oft mit den sonor-rauchigen, tiefen Tönen der Bassklarinette einhergeht und der ständige rhythmische Begleiter die vielfältigen Percussion sind. „Hangama“ ist in diesem Falle so ein Titel, den man einmal hört, dann nicht vergisst und spätestens nach dem dritten oder vierten Hördurchgang komplett verfällt. Ob das nun daran liegt, dass drei unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen und sich im gemeinsamen Klang vereinen oder dass sich während des gemeinsamen Spiels eine fast unheimliche Atmosphäre aufbaut, die einen in den Bann zieht – wer weiß. Einzige Voraussetzung für diese Erkenntnis ist das konzentrierte Hören und das Ausschalten aller anderen äußeren Einflüsse. Man sollte es unbedingt auf diesen akustischen Versuch ankommen lassen!

Doch auch die Biografien der drei Musiker sollten nicht außer Acht gelassen werden, denn sie weisen ein paar Besonderheiten auf. Brönnimann ist zwar Schweizer, aber in Kamerun geboren, und arbeitete schon – auch auf „al nge taa“ unüberhörbar – mit Jazz-Größen wie NILS PETTER MOLVAER oder PIERRE FAVRE zusammen. Mit seiner Band BRINK MAN SHIP tourt er quer durch die ganze Welt und tritt bei vielen namhaften Festivals auf. Sein größter Wunsch aber war es immer schon, mit einem Kora-Spieler aufzutreten, weil er vom Klang dieses Instruments, was nur wenige Musiker beherrschen, fasziniert ist. Mit diesem Trio wurde sein Traum wahr.
Cissokho, der singende Kora-Spieler, gehört der in Westafrika hoch verehrten Griot-Familie an. Griots sind Geschichtenerzähler und Sänger die durch Westafrika reisen, um ihre Geschichten zu verbreiten, da in diesem afrikanischen Kontinent Wichtiges größtenteils mündlich überliefert wird. So gelten die Griots als Gelehrte und Troubadoure, welche noch heute in bestimmten Regionen Westafrika allerhöchste Anerkennung genießen. Schade nur, dass wir diese in Malinka gesungenen Geschichten nicht verstehen können.
Der Israeli Hason ist Begründer zweier Quartette, dem KEDEM ENSEMBLE und MODUS QUARTET. Beide Bands setzen sich aus Musikern aus aller Welt (Israel, Iran, Italien, Griechenland usw.) zusammen, während Hasons Percussion sich den unterschiedlichsten, weltmusikalischen Traditionen anpassen und zugleich völlig neue Akzente setzen.

Kein Wunder also, dass „al nge taa“ eine musikalische Weltreise geworden ist, die uns an die schönsten und beruhigendsten Orte dieser Welt führt, ohne dabei unsere Augen, sondern ausschließlich unsere Ohren zu umschmeicheln. Die Bilder im Kopf entstehen dabei völlig von selbst. Wunderschöne Bilder!

FAZIT: „al nge taa“ - „Lasst uns bewegen“ nach diesen intimen, kammermusikalischen Jazz-Rhythmen, welche uns von Europa bis Afrika und in den Orient führen. Traumwandlerische Klänge, die uns garantiert bei unserer Suche nach innerer Ruhe auf den richtigen Weg führen. Ohren auf und Augen zu – die Reise kann beginnen!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4730x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Bétiyata
  • Touba
  • Kuruntu
  • Al Nge Taa
  • Bafut II
  • Kenea
  • Alila
  • Hangama
  • Mama Bamako II
  • Nene
  • Waylenko
  • Miliamba
  • Baby Bamako

Besetzung:

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