Fünf Jahre brauchten PROJEKT MENSCH für diesen Nachfolger zu ihrem Debüt und haben währenddessen wenig ge- oder verlernt. Stagnation also in Sachen RAMMSTEIN light? Absolut.

Wenn der Frontmann in seinen Texten verbissen Charakterbilder von Psychopathen zu zeichnen sucht ('Mach mich fromm'), Märchen-Allusionen ('Spieglein, Spieglein') einflicht und derart krampfhaft reimt ('Dunkelheit'), dass es wehtut, fühlt man sich unweigerlich an die Originale erinnert. Andererseits versucht der Kerl zum Glück selten, Till Lindemann nachzuahmen, auch wenn er die Stimme bei manchen Wortenden ganz ähnlich anhebt.

Produktionstechnisch gestaltet sich "Herzblut" freilich nicht einmal zu einem Viertel so wuchtig wie die Arbeiten von Ronald Prent, wobei die Scheibe musikalisch nur wenige halbwegs überraschende Lichtblicke wie das swingende 'Segne mich' verzeichnet. Gothic-Kitsch wie im abschließenden 'Mein Schmerz' müsste man dann gar nicht haben. Weder dem zunächst verheißungsvollen 'Ich bringe dich heim' noch dem nachdenklich stimmenden 'Vergeltung' wohnt letztlich merklicher Tiefgang inne, wie gesagt weder kompositorisch noch in Bezug auf die handwerkliche Umsetzung.

Wenn der Verzicht auf Pathos-Tenor und gerollte R's der einzige Vorzug von Musik im NDH-Spannungsfeld ist, dann gute Nacht.

FAZIT: "Herzblut" wirkt vom ersten (optisch) bis zum letzten Tropfen (musikalisch) billig und ist ein Machwerk im wahrsten, also negativen Sinn des Wortes. PROJEKT MENSCH bewegen sich stilistisch und textlich im Fahrwasser der offensichtlichen Vorbilder mit sehr ähnlichen Metaphern und Gebärden, wären aber vermutlich sogar legitimer, wenn sie sich als Cover-Truppe versuchen würden. Braucht man nicht - es sei denn, man ist RAMMSTEIN-abhängig.