Partner
Services
Statistiken
Wir
The Radio Dept.: Running Out Of Love (Review)
Artist: | The Radio Dept. |
|
Album: | Running Out Of Love |
|
Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Indie Pop |
|
Label: | Labrador | |
Spieldauer: | 44:56 | |
Erschienen: | 21.10.2016 | |
Website: | [Link] |
THE RADIO DEPT. haben durchwachsene Zeiten hinter sich: Obwohl ihr Debüt-Album „Lesser Matters“ Anfang der 2000er überschwängliches Lob (u.a. vom NME) erntete, gelang es den Schweden nicht, auf internationaler Ebene wirklich Fuß zu fassen, nun hat die Gruppe, die sich inzwischen vom klassischen Band-Line-Up verabschiedet hat und als Zwei-Mann-Projekt stark elektronisch geprägten Klängen frönt, auch noch einen Rechtsstreit gegen ihr Label verloren. Dennoch: Fünf Jahre nach dem letzten Album ist es jetzt so weit und „Running Out Of Love“ steht in den realen und digitalen Regalen.
Ähnlich wie RADIOHEAD haben THE RADIO DEPT. den Wechsel von Gitarre und Schlagzeug zu Synthesizer bzw. Drumcomputer ohne Beinbruch überstanden, wagen sich aber nicht in derart avantgardistische Gefilde wie die Briten, vor allem mit „Ok Computer“, vor. Johan und Martin bleiben eher bei konventionellen Songstrukturen und bedienen sich auch musikalisch dabei aus naheliegenderen Quellen. Oft liegt „Running Out Of Love“ klanglich gar nicht so weit weg von solchen Mainstream-Elektro-Pop-Acts, wie denen, die einen alle Jahre wieder beim ESC das Gruseln lehren, doch aus diesem Radio-Baukasten basteln die beiden ein erstklassiges Album, das klanglich gar nicht exzentrisch ausfallen muss, um als starkes individuelles Kunstwerk wahrgenommen zu werden.
Typisch skandinavisch durchzieht eine melancholische Grundstimmung die zehn Songs: Auf sterilen elektronischen Rhythmen, die in weite, düster-astrale Soundflächen gehüllt sind, schlurft der Gesang dahin, der in seiner unaufgeregten Natürlichkeit die Songs mit einer Menschlichkeit versieht, die in der kalten Instrumentierung sonst möglicherweise verloren gegangen wäre.
Einen ersten Höhepunkt erreicht das Album mit „Swedish Guns“: Mit nervös-zitterndem Beat und entrücktem Gesang mokieren sich THE RADIO DEPT. über schwedische Waffenexporte.
Wie ein trauriger Gedanke schleicht das instrumentale Intermezzo „Thieves Of The State“ durch verregnete Herbststraßen, leider nur für anderthalb Minuten - man könnte sich wünschen, solche atmosphärischen Ausflüge öfter zu finden.
„This Thing Was Bound To Happen“ fällt zwar nicht besonders auf, ist aber eine besonders gelungene runde Sache: Ein eingängiger, fast beiläufiger Refrain, ein solides Instrumentalfundament, bei dem es, im Vergleich zum eher rhythmuslastigen „Occupied“, das bereits 2015 im Zuge einer EP veröffentlicht wurde, auch am Mix nichts auszusetzen gibt.
„Can't Be Guilty“ atmet eine leise, traurige Intimität, der Soundtrack, um den Kopf an eine regennasse Scheibe zu legen, in die graue kalte Welt hinauszuschauen und vielleicht ein paar Tränen in die vergessene Kaffeetasse in der Hand fallen zu lassen.
Der Titelsong ist eine weitere Instrumentalnummer, auf einem verstimmten Piano-Loop bauen sich atmosphärische, fast post-rockige Schichten auf (auch eine Gitarre kommt mal zum Einsatz), Melodien, die durch das immer präsente Klavier, das sich wie ein unbestimmtes Unwohlsein in alles mischt, entfremdet, entstellt, ihrer Schönheit beraubt werden.
Mit dem abschließenden „Teach Me To Forget“ bringen THE RADIO DEPT. die Formel dieses Albums ein letztes Mal auf den Punkt: Glatter elektronischer Sound, zurückhaltender und einfühlsamer Gesang, unaufdringlich aber emotional.
FAZIT: Ein sehr überzeugendes Album, das auch die zumindest in musikalischer Hinsicht ergiebige Evolution der Band illustriert. Einzig wünschenswert wäre eine klangliche Weiterentwicklung, weg vom Konventionellen, hin zu mehr Mut, den Liedern ein individuelleres Gewand zu verpassen, zumal entsprechende Ansätze ja bereits vorhanden sind.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Sloboda Narodu
- Swedisch Guns
- We Got Game
- Thieves Of State
- Occupied
- This Thing Was Bound To Happen
- Can't Be Guilty
- Committed To The Cause
- Running Out Of Love
- Teach Me To Forget
- Sonstige - Johan Duncanson, Martin Carlberg
- Running Out Of Love (2016) - 13/15 Punkten
-
keine Interviews