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Seeking Raven: The Ending Collage (Review)
Artist: | Seeking Raven |
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Album: | The Ending Collage |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock |
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Label: | recordJet / Soul Food | |
Spieldauer: | 54:37 | |
Erschienen: | 30.09.2016 | |
Website: | [Link] |
Warum erinnert mich dieses Cover nur so sehr an KAIPA?
Es wird wohl das schwebende Boot auf „Angling Feelings“ sein, das da eine gewisse Parallele zu „The Ending Collage“ von SEEKING RAVEN herstellt.
Doch nicht nur das Cover, auch die Musik weist durchaus ein paar Ähnlichkeiten auf. Egal, ob nun KAIPA aus Schweden oder SEEKING RAVEN aus Deutschland sind – für beide gilt, sie machen richtig gute progressive Rockmusik, die Suchterscheinungen hervorruft, zumindest bei all denjenigen, die sich bei den FLOWER KINGS königlich und nach der Auflösung von BEARDFISH todtraurig fühlten. SEEKING RAVEN schließen mit „The Ending Collage“ ganz locker die Lücke, welche der Bart des Fisches und der MORSElose Bart des Spocks hinterlassen haben.
Und ich sage hier und heute schon einmal voraus, dass wenn morgen „The Ending Collage“ von SEEKING RAVEN erscheint, sich viele echte Prog-Heads erst verblüfft die Ohren und dann die Augen reiben werden, denn das 2016er Album der noch recht unbekannten Band aus Duisburg wird mächtig Eindruck schinden. Selbst bei denen, die glauben, irgendwie schon alles zu kennen. Hier erwartet einen nämlich neben gutem Prog auch Folk, Theatralisches, Kammermusiklaisches oder Bombast plus Electronics und viel Akustisches, sogar weltmusikalisch und mittelalterlich Anmutendes sowie dermaßen abwechslungsreiche Kompositionen, garniert mit guten Texten, vorgetragen von einem ziemlich beeindruckenden Sänger, die es in sich haben und die Gefühle des Hörers Achterbahn fahren lassen.
Ähnlich überrascht war ich jedenfalls bisher nur von dem 2015er Werk „Cocoon“ von TIGER MOTH TALES, das übrigens hervorragend als Vergleich für „The Ending Collage“ geeignet ist, nicht nur weil auch dort mit PETER JONES ein Musiker gänzlich im Alleingang das Album einspielte, wie es auch bei SEEKING RAVEN der Fall ist, das durch Multiinstrumentalist, Sänger, Komponist und Texter JÁNOS KRUSENBAUM ebenfalls beinahe in Personalunion entstand. Auch das Konzept und die Musik voller retroprogressiver Klangvielfalt und kompositorischem Einfallsreichtum ähneln sich recht deutlich.
„I see you crying“, sind die ersten Worte, die „The Ending Collage“ eröffnen, dann setzt wildes, schwindelig machendes Piano-Geklimper ein, bis E-Gitarren und ekstatische Schreie ein treibendes Prog-Metal-Inferno entfachen, das dann von einer fragilen Klaviermelodie sowie Flöte und mittelalterlichen RENAISSANCE-Klängen „Road To The City“ zu einem erhabenen Ende geführt wird. Ein Song, der in sich allein so viele Einflüsse trägt, wie andere Bands sie noch nicht einmal auf einem kompletten Album unterbringen. Von Anbeginn an machen SEEKING RAVEN klar, dass uns in dieser progressiven Stunde ein ausgelassenes Musik-Feuerwerk erwarten wird, das genauso von Vogelgezwitscher, Satzgesängen, Sound-Collagen und allem, was das Proggie-Herz sonst noch begehrt, lebt, aber auch die traurigen Züge eines „Requiem“ in sich trägt.
Das Konzept-Album „The Ending Collage“ dreht sich um den Untergang der alten Welt und das Entstehen einer „Brave New World“, womit wir also direkt auch beim utopischen Roman von ALDOUS HUXLEY wären, der auf das gesamte Konzept von „The Ending Collage“ natürlich maßgeblichen Einfluss hat. Im Grunde haben wir nur eine Chance, diesen Untergang zu verhindern: Wir müssen uns und unsere Einstellungen ändern und nicht auf Kosten aller natürlichen Ressourcen nur noch unserer Selbstverliebtheit und Konsumgeilheit hinterherjagen, bis „We take the hidden path overgrown with fern. Save me. Save me. Please save me. Lead me home.“ („The Raven“)
Das achtseitige Booklet enthält für alle progressiv Musikbegeisterten, die sich nicht nur auf ihre Ohren, sondern auch auf ihr Hirn verlassen, die spannenden Texte, welche manchmal wie ein Theaterstück aufgebaut sind und in dem mehrere Charaktere handeln und sprechen bzw. singen. So gibt es neben dem variablen Gesang Krusenbaums auch andere Sänger zu vernehmen, die geschickt in ihre Rolle schlüpfen und bei „Dancing Darling Dance“ taucht mit ALINA KRÜGER auch eine Sängerin auf, die später von einer anmutigen PINK FLOYD-Gitarre begleitet wird. Und wenn dann auf „It‘s Okay“ sogar der Gesang an NICK CAVE erinnert, kommt natürlich gleich noch eine gehörige Portion Melancholie mit ins Spiel.
„Truth“ beginnt dagegen wie ein Musical- oder gar Zirkus-Song und hintergründigem „The Wall“-Geschreie – bevor die Mauer zum Einsturz gebracht wird -, während „A Second Chance“ Flamenco-Rhythmen mit Chor- und Satzgesängen kombiniert oder „Rose“ acapella sogar den PRINZEN Konkurrenz machen könnte. Bedrohliche Maschinen-Sounds leiten „The High Art Of Living“ ein, die Gitarrenarbeit erinnert mal an einen ROBERT FRIPP, dann auch an STEVE HACKETT. Erinnerungen in jedem Ton, ohne jemals zu einer Kopie der großen Vorbilder zu verkommen. Das ist die hohe Kunst, die guten Prog-Rock mit Retro-Einschlag von Abziehbild-Prog unterscheidet. Und SEEKING RAVEN beherrschen diese hohe Kunst, auch wenn in der einen oder anderen Situation im Verlauf des Albums etwas mehr sound-technisches Volumen – unter anderem auch beim Gesang - wünschenswert gewesen wäre, wobei die Höhen und Kanaltrennungen ausgezeichnet gelingen.
SEEKING RAVEN ist auf jeden Fall mit „The Ending Collage“ ein echtes, völlig unerwartetes Prog-Highlight des Jahres 2016 gelungen, an dem sich ab sofort alle anderen Prog-Alben, auch die der ganz großen Vorzeige-Bands, messen lassen müssen: „Now the ending theme plays and the music is touchingly sad. Then the credits roll down and there we sit – shaken in tears.“ Ja, so ein Gefühl wie in „The Movie‘s End“ kann einen wirklich nach dem Hören von „The Ending Collage“ überkommen.
FAZIT: Ein, trotz kleiner Schwächen, großartiges Prog-Album!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Road To The City
- Requiem
- River Lethe
- A Second Chance
- Rose
- The High Art Of Flying
- It‘s Okay
- Summer Days
- Vanishing Of The Little People
- Dance Darling Dance
- Truth
- The Raven
- Brave New World
- The Movie‘s End
- Bass - Jan Jerig
- Gesang - János Krusenbaum
- Gitarre - János Krusenbaum, Max Krüger
- Keys - János Krusenbaum
- Schlagzeug - Martin Zang
- The Ending Collage (2016) - 13/15 Punkten
Kommentare | |
Melly
gepostet am: 02.10.2016 User-Wertung: 15 Punkte |
Ich liebe dieses Album höre " Brave New World " auf Dauer schleife wegen dem geilen Hip Hop Part am Anfang des Liedes :) János ist so ein toller Künstler :) Ich liebe diese Band einfach:) Er hat auch 2 tolle neue Bandkollegen die echt gut in die Band passen :) Macht weiter so Jungs:) Geht zum Konzert von Seeking Raven ihr werdet es nicht bereuen :) versprochen ;) |
Thomas
gepostet am: 05.11.2016 User-Wertung: 14 Punkte |
Klasse Scheibe; "Collage" trifft den Nagel auf den Kopf |
MusicLover
gepostet am: 07.11.2016 User-Wertung: 15 Punkte |
Tolle Scheibe! |