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VIII Strada: Babylon (Review)
Artist: | VIII Strada |
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Album: | Babylon |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Progressive Rock für alle Freunde der italienischen Oper |
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Label: | Fading Records | |
Spieldauer: | 51:29 | |
Erschienen: | 30.10.2015 | |
Website: | [Link] |
Die Italiener und der Prog. Das gehört zusammen wie der Schnürsenkel und der Schuh, selbst wenn sich der eine oder andere Klettverschluss immer mal wieder breitzumachen versucht. Und nicht umsonst wurde irgendwann gerade aus diesem Grunde die Kategorie „Italo Prog“ ins Leben gerufen. Kaum hört man diesen Begriff, weiß man, dass sich dahinter Musik verbirgt, die sich stark an den progressiven 60ern und 70ern sowie traditionellem, italienischem Folk orientiert und klassisch-symphonischen Klangwelten, denen oft Orchestrales, manchmal gar Opernhaftes innewohnt und besonders beim muttersprachlichen Gesang sogar klassisch anmutende Arien-Strukturen oder Sprechgesang auftauchen. Mit solcher Musik, die einerseits einzigartig, andererseits ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig ist, kann man die Welt erobern.
Das italienische Quintett VIII STRADA ist nun angetreten, um diese Tradition in beeindruckender Weise fortzuführen und das „Italo“ noch um eine deutliche Prise „Metal“ zu erweitern.
VIII STRADA sind so ein Art italienische Geister des Progs, die in den 90ern gegründet wurden, dann Ende 2008 ihr Album „La Legenda Della Grande Porta“ veröffentlichten und wieder verschwanden. So sorgt man natürlich nicht für sehr viel Aufsehen, dabei war schon ihr Debüt recht aufregend. Und nun erschien 2015 „Babylon“ und erhielt wohl offensichtlich nicht die Beachtung, die es ernsthaft verdient hätte. Auch der Kritiker dieser Zeilen wurde nur durch eine Anfrage des Bassisten der Band auf VIII STRADA aufmerksam. Also Zeit den Schleier zu lüften, unter dem sich dieser Geist noch unentdeckt verbirgt, denn ihr aktuelles Album besitzt eine ähnlich hohe Qualität wie die besten Werke des Italo Progs der 70er Jahre, ohne sich den puren Retro-Vorwurf gefallen lassen zu müssen.
Auf ihrem aktuellen Album „Babylon“ darf der Hörer eine Kombination aus symphonischem Prog, einer gehörigen Portion Rock und vielen typischen 70er-Italo-Prog-Elementen von LE ORME, BANCO DEL MUTUO SOCCORSO (BANCO) bis PREMIATA FORNERIA MARCONI (PFM) genießen. Fette Keyboards treffen so immer wieder auf klassische Piano-Passagen, metallische E-Gitarren auf akustische Phasen, voller Ruhe und Entspanntheit. Es ist das ständige Auf und Ab, Laut und Leise, Langsam und Schnell, Bombastische und Filigrane, das die eigentliche Stärke von „Babylon“ ausmacht.
Doch die instrumentale Seite ist das Eine, der Gesang das Andere, womit wir bei der nächsten Stärke von Babylon wären.
Sänger TITO VIZZUSO bietet vom Sprechgesang, wie beispielsweise im das Album eröffnenden Titel „Ombre Cinesi“, bis zu den harten, wuchtig-voluminösen Tönen, die ohne Weiteres in zart-zerbrechlichem Gesang sowie einige überzeugende Theatralik übergehen können, alle möglichen Sanges-Facetten an. Der Mann beherrscht mit seinen Stimmbändern ausgiebig die gesamte Spannbreite vokaler Meisterschaft. Natürlich war es darum nur konsequent, dem Gesang auf „Babylon“ ausgiebige Spiel- und Freiräume zu öffnen, die TITO VIZZUSO hervorragend zu füllen weiß. Genauso konsequent wird darum auch in der Muttersprache Italienisch gesungen. Eine ebenso gute Wahl, selbst wenn dadurch das Text-Verständnis für das Konzept hinter „Babylon“ ein wenig auf der Strecke bleibt. Die Intonation der Stimme aber bleibt ohne erzwungene Anglizismen unverfälscht und deutlich leidenschaftlicher.
Und wozu gibt‘s denn das Internet.
Denn schon beim Betrachten des Booklets und der Textstrukturen ist erkennbar, dass „Babylon“ ein Konzept verfolgt. Die große und spannende Frage ist nur welches. Womit wir bei unserer alltäglichen Vernetzung wären. Eine kurze (englische) Anfrage über die Facebook-Seite von VIII STRADA nach der Geschichte hinter „Babylon“ reichte schon, um sofort eine ausgiebige, sehr nette (englische) Auskunft zu erhalten: „Das Album ist eine Art Rock-Oper, bei der jedes einzelne Stück eine gewisse Autonomie in sich birgt, die einem einheitlichen Konzept folgt. Wir begeben uns in die Gedanken eines Ich-Erzählers, der aus seiner Sicht über seine Leidenschaften, Konflikte, Auseinandersetzungen und gemeinsame Unternehmungen spricht. Aber es geht auch um die Vereinsamung, die zu psychischen Erkrankungen führt, was besonders im mit 9 Minuten längsten Titel ‚Babylon‘ thematisiert wird. Im Zentrum aber steht ‚1403, Storia In Firenze‘, in dem es um eine tragische Geschichte, hervorgerufen durch Leidenschaft und Spiritualität, geht, die der Handlung des Albums eine spezielle Wende verleiht. Darum wird auch mit ‚Stardust‘ und ‚Slow‘ ein deutliches Tribut an die Musik der 30er- und 40er-Jahre gezollt.“
Eine Story, die deutlich dramatische Züge trägt, an die sich diejenigen, die im Literatur-Unterricht gut aufgepasst haben, wohl noch erinnern können, als man uns das „Dramen-Dreieck“ mit seiner steigenden Handlung hin zum Höhepunkt, die dann bis zur Katastrophe fiel, erklärte. Genauso funktionieren ja nicht nur Bühnenstücke, sondern auch Opern – besonders natürlich die italienische. VIII STRADA bleiben auf „Babylon“ eben ihrer italienischen Seele voll und ganz treu.
Darum dürfen wir sogar auf „Slow“ neben knallharten E-Gitarren akustischen Jazz-Piano-Einlagen lauschen, die erst getrennt und dann sogar gemeinsam agieren, wobei uns zuvor das Instrumental „Time Of Stardust“ tief in die musikalische Vergangenheit eingeführt hat.
Mit „Ninna Nanna“ endet das Album mit einem Kinderlied, welches anfangs sogar ruhige Flamenco-Klänge eröffnen. Doch wären VIII STRADA wirklich VIII STRADA, wenn sie nicht auch einem Kinderlied einen ordentlich rockenden Seitenhieb verpassen würden?
Natürlich nicht!
So darf die E-Gitarre noch einmal richtig loslegen und wie am Anfang des Albums singt Vizzuso nicht nur, sondern spricht auch.
Damit schließt sich, auch im Rahmen dieses FAZITs, der Kreis hinter „Babylon“ - ein schöner Kreis, in dem sich vom symphonischen bis zum metallischen und ganz besonders italienischem Prog alle Spielarten anspruchsvoller Rockmusik wohlfühlen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Ombre Cinesi
- Preludo A Eclypse
- Eclipse Anulaire
- Deguello
- 1403, Storia In Frenze
- Babylon
- Time To Stardust
- Slow
- Ninna Nanna
- Bass - Sergio Merlino
- Gesang - Tito Vizzuso
- Gitarre - Davide Zigliani
- Keys - Silvano Negrinelli
- Schlagzeug - Riccardo Preda
- Babylon (2015) - 12/15 Punkten
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