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Wedingoth: Alone In The Crowd (Review)

Artist:

Wedingoth

Wedingoth: Alone In The Crowd
Album:

Alone In The Crowd

Medium: CD/Download
Stil:

Progressive Rock

Label: Doweet Agency
Spieldauer: 57:23
Erschienen: 07.10.2016
Website: [Link]

Progressive Rock – der Name ist in diesem Genre Programm: Progression, Weiterentwicklung, Grenzen ausloten. Auch die Franzosen von WEDINGOTH versammeln sich unter diesem Banner, lassen aber das namengebende Element stark vermissen: Stattdessen grasen sie Felder ab, die schon DREAM THEATER völlig leer gefressen haben und bauen nach dem Standard-Prog-Rock-Baukasten ein Standard-Prog-Rock-Album, das zwar nett anzuhören ist, aber ansonsten vor allem zum Augenrollen und Gähnen anstiftet.

Der Prog-Rock-Baukasten:

Regel Nummer 1: Das Cover.
Man nehme ein Logo, das ziemlich unübersehbar an das von DREAM THEATER erinnert und am besten aus dem Anfangs- und Endbuchstaben des Bandnamens besteht. Dann bastle man mit der Bildbearbeitungssoftware seiner Wahl ein möglichst surreal anmutendes Cover, am besten was mit Meer und so. Darf gerne auch kitschig sein, muss aber vor allem vor Gegensätzen strotzen, z.B. Schmetterlinge vor einer Gewitterwolke. Damit drückt man aus, wie facettenreich der Stil dieser Band ist. Nachdem man das Logo noch möglichst oft irgendwo im Artwork verwurstet hat, ist man hier fertig und kann sich den Texten widmen.

Regel Nummer 2: Die Texte.
Man nehme einen Kalender zur Hand, einen mit schönen Sprüchen und Bildern von fröhlichen Familien auf malerischen Veranden oder Buddha-Statuen auf mit Efeu umkränzten Sockeln drin. Dann baue man sich aus diesen Sprüchen ein paar Texte, die ähnlich bedeutungs- und gedankenvoll daherkommen wie das Cover: „What doesn‘t actually kill me/Can only make me feel a little stronger“: Perfekt! Weiter so!

Regel Nummer 3: Die Musik.
Ganz wichtig: Es muss immer gut klingen! Lass die Wall of Wohlklang nie zusammenbrechen! Also falls du dich mit irgendwelchen verkopften Ideen trägst, die den Hörer eventuell stirnrunzeln lassen, weg damit!
Wie im Artwork muss auch hier der Kontrast bzw. die Synthese aus dunkel und hell stets präsent sein! Also: Immer wieder tief gestimmte Riffs, auch mal Doublebass-Gewummer einbauen, aber nie zu aggressiv werden und an kitschigen Refrains nicht sparen. Beides für sich genommen darf ruhig aus Fertigteig gebacken sein, aber die Verschmelzung aus beiden, die erfreut das Prog-Hörer-Herz! Des weiteren ist auf Dynamik-Wechsel zu achten, als Grundrezept sei zu verwenden: Man spiele eine Akkordfolge auf einer Akustikgitarre, und wiederhole sie dann auf der Elektrischen mit allerlei bombastischem Gedöns im Hintergrund. Dies führt gleich zur nächsten Regel: So viele Spuren wie möglich! Es kann nicht angehen, dass einmal nur Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang zu hören sind! Wo bliebe denn da das progressive Element? Also immer so viel Sound wie möglich, auch nicht an Streichern aus der Dose oder sonstigen Spielereien sparen. Das mag den Sound zwar insgesamt aufweichen und verwässern, aber damit beweist du, dass du so vor Ideen strotzt, dass es kaum für ein Album reicht.
Ansonsten: vermittle immer den Eindruck, dass du ein Könner auf deinem Instrument bist! Lass bei möglichst vielen Gitarrensolos den GILMOUR raushängen! Es ist nicht schlimm, wenn die Soli eigentlich ziemlich einfallslos sind, es geht darum, dass sie DA sind!

Nummer 4: Der Gesang.
Egal ob Mann oder Frau: Immer wie JAMES LABRIE klingen! Immer so viel AUSDRUCK, oder besser A.U.S.D.R.U.C.K. wie möglich in die Stimme legen, egal, ob es inhaltlich gerade passt oder nicht!

Das wäre es eigentlich schon, wer will kann zu Promotionszwecken noch ein Musikvideo drehen, wie wärs mit einem manischen Maler, der nach langem Leiden, endlich das Motiv seines Herzens, nämlich das einfallsreiche Bandlogo, zu Papier bringt?

FAZIT: Als wirklich schlecht kann man „Alone In The Crowd“ nicht bezeichnen. Wer generell viel für solche Musik übrig hat, wird vielleicht auch hieran Geschmack finden. Was aber leider fehlt, bzw. was hinter den genannten, deutlich zur Schau gestellten Elementen zurückbleibt, ist erstens Wiedererkennungswert und zweitens das, was man schwülstig als Seele der Musik bezeichnen könnte: Melodien und Texte, die ehrlich und berührend und nicht zwingend an den musikalischen Kontext gebunden sind: Was beispielsweise einen STEVEN WILSON auszeichnet, ist in erster Linie sein Talent, ebensolche Songs zu schreiben, was „The Mountain“ von HAKEN zu einem herausragenden Album macht, ist, dass darin sowohl verfrickelte Spielfreude als auch großartige Melodien Platz finden. Und was die Aufnahmespuren im Studio angeht, ist DEVIN TOWNSEND wohl ungeschlagen, doch was wäre SUPERDEVs Bombast ohne gute Songs, die all dem zugrunde liegen? Obendrein braucht er keinen pseudointellektuellen Photoshop-Surrealismus, sondern wird sogar mit einem Musical über ein verkorkstes Alien noch ernstgenommen.
FAZIT vom FAZIT: WEDINGOTH spielen ziemlich seelenlosen Prog-Rock von der Stange. Hörbar schon, aber nicht besonders interessant.

Tobias Jehle (Info) (Review 3028x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 6 von 15 Punkten [?]
6 Punkte
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Tracklist:
  • …---…
  • Alone In The Crowd Part 1
  • When The World Collapses
  • The Painter
  • Evolat
  • Sing The Pain
  • Beyond Their Lies
  • Alone In The Crowd Part 2

Besetzung:

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