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Jon Lord: Windows (1974) – 2017er Reissue (Review)
Artist: | Jon Lord |
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Album: | Windows (1974) – 2017er Reissue |
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Medium: | CD | |
Stil: | Klassisch-symphonischer Rock |
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Label: | ear Music / EDEL | |
Spieldauer: | 48:57 | |
Erschienen: | 28.04.2017 | |
Website: | [Link] |
Als Kollege König am 17. Juli 2012 traurig unter unserer Seite mitteilte, dass einen Tag zuvor JON LORD an einer Lungenembolie infolge seiner Krebserkrankung gestorben sei, tat er dies mit den passenden Worten und der Feststellung:
„Klassik und Rock. Eigentlich eine unmögliche Allianz. Dank Musikern wie JON LORD kein Problem. Belächelt und unterschätzt bisweilen, doch letztlich nicht hoch genug einzuschätzen. Aus vorhandenen Mitteln, quer durch die Jahrhunderte, etwas ganz Eigenes zu schaffen; Lord und seinen Mitmusikern ist es gelungen.“
Übrigens ergänzte Kollege König dabei noch, dass er bei dieser zu Papier gebrachten Meldung „April“ hörte und Tränen vergoss.
Nun liegt als ein weiterer Beweis dieser Worte das 2017er Reissue von „Windows“ aus dem Jahr 1974 vor, welches in den Abbey Road Studios mit den originalen Stereo-Spuren neu gemastert wurde. Und klanglich lassen diese Live-Aufnahmen keinerlei Wünsche mehr offen. Sie sind vom Sound her schlicht sensationell! Auch wenn „Windows“ selber gerade wegen des seltsamen Arien-Teils, der an einigen Nervensträngen zerrt, nicht jedermanns Sache ist. Dafür sind aber die klassischen, rockigen und jazzigen Teile meisterhaft arrangiert und miteinander verknüpft.
Der ehemalige DEEP PURPLE-Keyboarder beweist bei diesen Aufnahmen, dass er klassisch geschult nicht nur an seinem Instrument, sondern auch in Komposition und Arrangement ist, wobei seine Hinwendung zu Bach und der Barockmusik unüberhörbar ist.
Ähnlich verhielt es sich mit dem deutschen Komponisten, Weltmusiker, Elektroniker und Dirigenten EBERHARD SCHOENER, der das symphonische Werk gemeinsam mit JON LORD komponierte und das dabei zum Einsatz kommende ORCHESTER DER KAMMEROPER MÜNCHEN dirigierte.
Am 1. Juni 1974 fand das Konzert im Herkulessaal der Münchner Residenz statt und neben dem klassischen Orchester spielte natürlich auch eine extra von Lord dafür zusammengestellte Rock-Band mit den DEPP PURPLE-Bandkollegen DAVID COVERDALE & GLENN HUGHES sowie TONY ASHTON, RAY FENWICK und PETE YORK eine bedeutende Rolle.
Klassik trifft hier auf Rock – oder umgekehrt. Es ist immer eine Frage der Perspektive.
Das Konzert umfasst zwei Teile:
*Das außergewöhnliche und zugleich ungewöhnliche „Continuo On B.A.C.H.“. Hierbei handelt es sich um die Verwirklichung einer bis dato unvollendeten Bach-Fuge, welche der 1865 in Eisenach geborene Komponist, dessen Orgelwerke Weltruhm erlangten, auf einer Skala von Tönen aufbaute, die seinen eigenen Namen B-A-C-H repräsentierten.
Nun besaßen Lord und Schoener den wahrhaften Mut, diesen bereits vorhanden Teil nicht nur auf ihre Weise musikalisch zu interpretieren, sondern vollendeten die Fuge sogar unter ihrem Aspekt. Eine echte Meisterleistung, die noch mehr überzeugt als die folgende Lord-Schoener-Komposition, die dem Album seinen Namen verleiht.
*Die Idee hinter „Windows“ beruht auf der Lyrik, genauer der ungewöhnliche Form des Rengas. Das Renga ist ein japanisches Kettengedicht aus dem Mittelalter, das eben nicht nur von einem Künstler stammt, sondern von mehreren Lyrikern, die ihre kurzen Gedichte aneinanderreihen und es so zu einem langen Renga werden lassen. Ähnliches machen Schoener und Lord eben statt mit Versen mit Noten und schaffen so das ungewöhnliche, aber manchmal doch ein wenig zusammengestückelt wirkende „Windows“. Auch hier treffen die unterschiedlichsten Musik-Formen aufeinander: Klassik, Rock, Oper, Jazz. So gesehen vier unterschiedliche musikalische Strophen, die am Ende das Musik-Gedicht ergeben, welches zugleich bei diesem Titel schon ein wenig in Richtung Aufklärung schielt.
FAZIT: Das 2017er „Windows“-Reissue – ein kompositorisches Gemeinschaftswerk von JON LORD und EBERHARD SCHOENER, welches 1974 samt Rockband (inklusive zwei DEEP PURPLE-Musiker) und Orchester live in München zur Aufführung kam – wurde von Rob Cass mit den originalen Stereospuren in den Abbey Road Studios neu gemastert und mit einem hochwertigen Digipak samt überarbeitetem Artwork versehen. Ein grandioses Klangerlebnis ist das Ergebnis dieser Arbeit.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Continuo On B.A.C.H.
- Window
- 1st Movement – Renga
- 2nd Movement – Gemini
- 3rd Movement – Alla Marcia Allegro
- Bass - Glenn Hughes
- Gesang - David Coverdale, Tony Ashton
- Gitarre - Ray Fenwick
- Keys - Jon Lord
- Schlagzeug - Pete York
- Sonstige - Orchester der Kammeroper München - Dirigent: Eberhard Schoener
- With Pictures (2011)
- Windows (1974) – 2017er Reissue (2017)
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