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Thau: Elektra (Review)
Artist: | Thau |
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Album: | Elektra |
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Medium: | CD | |
Stil: | Elektronische Musik |
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Label: | Brücken-Ton | |
Spieldauer: | 58:56 | |
Erschienen: | 29.09.2015 | |
Website: | [Link] |
Für Freunde elektronischer Musik, die sich immer wieder meistens auf die Berliner Ursprungsschule mit ASH RA TEMPEL, KLAUS SCHULZE oder TANGERINE DREAM und all deren Ableger wie ASHRA, WAHNFRIED, FROESE solo usw. festlegen, gibt es bei einem Blick in Richtung Electronic-Universum deutlich mehr zu entdecken, als die klassischen Wegbereiter aus den 70er-Jahren, die man so gerne als Elektronik-Pioniere bezeichnet, die aber irgendwann zu Lehrmeistern für andere, neue Pioniere wurden, welche ohne Angst vor den großartigen Lehrern ganz ähnliche Wege wie sie beschritten.
Einer von ihnen ist ganz offensichtlich BERND-MICHAEL LAND, den auch wir erst einmal anno 2017 durch sein Album „Transmitter 594kHz“ entdecken mussten und der bereits seit fast 50 Jahren Krautrock und elektronische Musik, die sich nicht bequem, sondern sehr progressiv irgendwo inmitten besagter Berliner Schule eingemietet und einen Klangraum geschaffen hat, der in den unterschiedlichsten, wunderschönen, oft krautrockig verspielten Farben gestaltet wurde.
Im Falle des 2015er-Albums „Elektra“ spielte er gemeinsam mit dem befreundeten Keyboarder FRANK TISCHER unter dem Namen THAU ein Album ein, das nur so vor atmosphärischen Synthie- und Keyboard-Flächen sowie dynamischen Rhythmen, die stark an die frühe 80er-Jahre-Phase von TANGERINE DREAM während „Force Majeur“- und „Tangram“-Zeiten erinnert, strotzt und soundtechnisch ein riesiges Erlebnis voller Stereo-Effekte sowie zwischen den Boxen hin- und her-wandernder, psychedelisch anmutender Töne ist.
Aber vielleicht gibt es ja auch einige Leser, die – wie der Kritiker dieser Zeilen – in der DDR zum Glück nicht nur politisch, sondern auch musikalisch sozialisiert wurden und die Mitte der 80er-Jahre völlig verblüfft in der musikalischen Keyboard-Mangelwirtschaft-Szene großartige elektronische Musik, die sogar auf dem DDR-Platten-Label AMIGA erschien, entdecken durften. Herausragend waren dabei SERVI, ebenfalls ein Elektronik-Duo, mit ihren Alben „Rückkehr aus Ithaka“ (1986) und „Pas de deux in h“ (1988) sowie REINHARD LAKOMY, der urplötzlich seine Liedermacher- und Pop-Schuhe auszog und mit elektronisch meisterhaften Klängen auf die Suche nach dem „geheimen Leben“ (1982) und den „Traum von Asgard“ (1983) experimentierte, um dann 1985 gemeinsam mit RAINER OLEAK 1985 eins der besten Elektronik-Alben der gesamten deutschen Szene zu veröffentlichen: „Zeiten“.
Hört man „Elektra“ - benannt nach der sagenumwobenen Tochter des Königs von Mykene, die ihrem Bruder Orest bei der Blutrache an Mutter und Stiefvater verhalf und besonders durch die gleichbenannte Oper von Richard Strauss Weltruhm erlangte - dann kommen dem Verfasser der THAU-Zeilen und leidenschaftlichem Liebhaber elektronischer Musik genau diese Alben, welche er wieder und wieder in der DDR bis zum erst leisen, dann lauter und lauter werdenden LP-Knistern auf seinem billigen Plattenspieler genoss, wieder in den Sinn. Denn allen Alben war gemein, dass sie nicht nur auf schwebende, sich viel zu oft wiederholende Synthie- und Keyboard-Flächen, sondern zusätzliche Rhythmik – ja fast eine gewisse Form von sich steigernder Dramatik setzten, ohne dabei auf ausgelutschte programmierte Pop-Maschinen-Ästhetik zu setzen, wie es mitunter einem JEAN-MICHEL JARRE oder später auch TANGERINE DREAM passierte.
Auf „Elektra“ hörte man jedenfalls elektronische Musik mit Seele (und sage keiner, elektronische Musik hätte keine Seele! So ein Schwachsinn, denn die Musiker haben eine und das hört man dann eindeutig auch auf ihren elektronischen Kunstwerken, oder man hört es eben nicht!), in der konzeptionell wie bei der Strauss-Oper alle Stücke wie einzelne Sätze ineinander übergehen und zu einem Gesamt-Werk verschmelzen, ganz ohne einen Radio-Popcorn- oder ermüdenden Breitflächen-Ambient-Schwenk.
Mit dem meditativen „Platja Mar Bella Nova“ geht das schon so sehr abwechslungsreiche Album mit Wellenrauschen, zarten Keyboard-Flächen und einer hypnotisch wirkenden akustischen Gitarre, auf ungewöhnliche Weise zu Ende.
FAZIT: Im Pressetext zu THAU heißt es sehr zutreffend: „THAU vereinen elektronische und akustische Instrumente zu einem Klangerlebnis, nicht nur für Freunde dieses Genres.“ Doch im Grunde ist die Musik des Elektronik Duos noch viel mehr, worauf uns sogar ein Titel verweist, denn das vorletzte Stück des „Elektra“-Albums von THAU (alias BERND-MICHAEL LAND & FRANK TISCHER) trägt den Titel „Delhicious“ (War das „h“ wirklich beabsichtigt?), bei dem einem sogar ein paar Erinnerungen an die floydianischen „Echoes auf elektronisch“ in den Sinn kommen - ja, eine gute Wahl, denn genauso vorzüglich klingt auch das Album für Freunde guter elektronischer Musik.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Korona
- Cold River
- The Timekeeper
- Five Miles
- Die Eisstadt
- Deep Sky
- Delhicious
- Platja Mar Bella Nova
- Keys - Bernd-Michael Land, Frank Tischer
- Elektra (2015) - 12/15 Punkten
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