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The Brandos: Los Brandos (Review)
Artist: | The Brandos |
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Album: | Los Brandos |
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Medium: | CD/LP | |
Stil: | Rock, Folk, Spanisches und Mexikanisches |
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Label: | Blue Rose Records/Soulfood | |
Spieldauer: | 43:11 | |
Erschienen: | 09.06.2017 | |
Website: | [Link] |
Als 1994 „The Light Of Day“ von THE BRANDOS erschien, war ich der amerikanischen Band, die eigentlich sehr irisch klang, was wohl auch an den irischen Wurzeln des Bandgründers DAVID KINCAID lag, sofort verfallen. Diese Mischung aus straighten Rock-Songs mit jeder Menge Folk-, Blues- und Country-Momenten sowie sehr zeitkritischen Texten nahm einen sofort gefangen. Insgesamt sechs Alben, die sich immer wieder neue erfanden und zwar typisch nach THE BRANDOS, aber doch immer wieder etwas anders (aber leider nicht immer besser) klangen, erschienen in der Zeit von 1987 bis 2006. Dann kehrte Ruhe um die Band ein, in deren Namen sich die Begeisterung für den Schauspieler MARLON BRANDO widerspiegelte.
Ein kleines Wunder und zugleich große Überraschung, dass zehn Jahre Später THE BRANDOS mit „Los Brandos“ aus der Versenkung auftauchen und noch jede Menge weitere Musik-Überraschungen mit im Gepäck haben. Denn schon der Titel in spanischer Sprache verrät uns, dass wohl diesmal auch südländisches Flair in ihre Musik einziehen wird.
Wer bitte hätte das erwartet?
Doch nicht nur der Titel des Albums, an dem Kincaid seit Anfang 2015 über zwei Jahre arbeitete, gleich die Hälfte aller Songs ist in Spanisch gesungen und auch die Auswahl der Instrumente ist außergewöhnlich vielfältig. Wer hier auf die stark rockigen Anfangszeiten von THE BRANDOS wartet, der wird bei den ersten beiden Titeln noch rundum befriedigt, danach aber größtenteils etwas enttäuscht sein – eine Enttäuschung, welche sich im Grunde auf Vorurteilen oder eine falsche Erwartungshaltung aufbaut, auch wenn man ehrlich zugeben muss, dass eine echte Übernummer wie beispielsweise „Gettysburg“ oder der urige Blues von „The Hangin‘ Tree“ auf „Los Brandos“ nicht zu finden ist.
THE BRANDOS von 2017 klingen eben bei Weitem nicht mehr so rockig wie die Band, als die sie vor über 30 Jahren begann. Viel ruhigere, melancholische, melodiösere und offensichtlich südländische Elemente sind in ihre Musik eingezogen, ohne allerdings das Rockige zu verleugnen, doch schon dass Kincaid mit seiner gewohnt rauen, überall heraushörbaren Stimme neben englischen auch spanische Texte intoniert, ist eine großartige, weil unerwartete Idee. Selbstverständlich müssen darum auch jede Menge akustische, spanische Gitarren auftauchen.
Auch seine sozialkritische Ader hat Kincaid behalten und so eröffnet das Album mit „Senor Coyote“ als eine bitterböse Kritik an der inhumanen Schleuserei an der Grenze zwischen Mexiko und den USA, während das folgende „Querer A Los Ninos“ ebenso scharf das Thema Kindesmissbrauch aufgreift. Da die spanischen Texte immer eine zusätzliche englische Erläuterung im Booklet enthalten, ist es zum Glück kein Problem, auch die Hintergründe hinter jedem Text zu verstehen.
Einer der traurigsten Songs wird allerdings in englisch vorgetragen: „Suffer In Silence“. Ähnlich ruhig und nachdenklich sowie akustisch klingt auch der folgende Song „Woodstock Guitar“, in dem anhand einer Gitarre der 1969er-Geist von Woodstock heraufbeschworen wird.
Besonders bewegend ist auch die Ballade „What Kind Of A World“, in der sich Kincaid direkt an seinen vierjährigen Sohn wendet und sich in bedauerndem Ton für das Unheil, was wir den Kindern auf der Welt hinterlassen, entschuldigt und mit dem großen Wunsch nach Frieden endet, damit niemals der Tag anbricht an dem: „And may the day never come / When you must take up a gun / That‘s my fervent wish for you / My little son.“
„Jacinto Chiclana“ ist dann ein akustisches Kult-Stück von ASTOR PIAZZOLLA, das Kincade im Duett mit MARTA GÓMEZ singt und damit echtes Tango-Nuevo-Flair verbreitet. Der Song sticht jedenfalls durch seine Andersartigkeit deutlich aus „Los Brandos“ hervor, genauso wie die zweite, das Album abschließende Cover-Version „A Todo Dar“ aus dem Jahr 1955 von IGNACIO JAIME, der dem Musiker PEDRO INFANTE einen großen Hit bescherte, aber im Falle von „Los Brandos“ als absolut unpassender und enttäuschender Rauswerfer für das Album dient.
Dieses Ende hätten sich THE BRANDOS für „Los Brandos" sparen können!
FAZIT: Nach zehn Jahren Pause sind THE BRANDOS zurück und überraschen erstmals mit einer ausgiebigen Kombination aus spanischen und englischen Texten, die nach wie vor sehr kritisch den Finger auf die Wunden unserer Zeit legen, wobei der straighte Rock zwar nicht zu kurz kommt, aber viel Südländisches und Ruhiges ihm ein wenig den Rang ablaufen. In jedem Falle ist „Los Brandos“ ein würdiger Nachfolger von „Over The Border“ geworden.
PS: Auch wenn THE BRANDOS leider nie über einen Geheimtipp-Status hinauskamen, gibt es mit „Nowhere Zone“ eine wirklich gute deutschsprachige Fan-Homepage für die Band, die kurioserweise noch nicht einmal eine eigene Homepage im Netz aufweisen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Senor Coyote
- Querer A Los Ninos
- Suffer In Silence
- Woodstock Guitar
- Jacinto Chiclana
- Maligna Presencia
- What Kind Of A World
- Bella Encantadora
- These Troubled Times
- A Todo Dar
- Bass - Dave Kincaide
- Gesang - Dave Kincaid, Marta Gómez, Frank Giordano
- Gitarre - Dave Kincaid, Frank Giordano
- Keys - Dave Kincaid
- Schlagzeug - Tommy Goss
- Los Brandos (2017) - 11/15 Punkten
- Honor Among Thieves (1987) / Gunfire At Midnight (1992) / The Light Of The Day (1994) - Re-Issues (2018)
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