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The Moth: Hysteria (Review)
Artist: | The Moth |
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Album: | Hysteria |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Doom |
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Label: | This Charming Man | |
Spieldauer: | 35:51 | |
Erschienen: | 10.11.2017 | |
Website: | [Link] |
Ein Schritt zurück, zwei Schritte vorwärts? THE MOTH waren bislang als nicht wenig raffinierte Combo bekannt, die der Doom-Szene mit ihrem recht breiten Verständnis von dieser Stilistik frisches Leben einhauchen konnte, doch was die dritte Platte der Hamburger betrifft, muss man fast schon von musikalischem Retrofitting sprechen, denn "Hysteria" ist nicht nur das soweit härteste Werk der Band, sondern stellenweise sogar regelrecht primitiv. Es wirkt … nun ja - irgendwie unfertig.
Dem liegt auch eine unzweideutige Ursache zugrunde: Nach zweimaliger Einspielung entschied sich die Band letztlich dazu, die Vorproduktion zur Pressung des offiziellen Produktes zu verwenden, und jetzt hat sie den Salat oder besser gesagt: einen rohen Fleischklumpen. Die kurze Spielzeit mag nicht von ungefähr kommen, denn THE MOTH knarzen und brummeln impulsiv (inklusive rauschender Verstärker und Feedbacks) wie eine live auf der Bühne stehende Kapelle vor sich hin, ohne den Hörer zu lange hinzuhalten. So darf man etwa das Titelstück oder das nur zweieinhalb Minuten währende 'Fail' - beides Tracks mit ausgeprägter Hardcore-Note - als wahrhaftige Eruptionen bezeichnen.
Das Dumme daran? Die Hanseaten scheinen beim Songwriting nicht immer bis ganz zum Ende nachgedacht zu haben, denn ein nicht geringer Teil ihrer neuen Lieder weist keine erkennbare Linie auf, weil das Quartett eben auf Spontaneität setzte, aber wohl vergaß, das Ganze zusammenstreichen und ausbaufähige Ideen wenn nicht zu verfeinern, so doch zumindest durch den Shit-Filter gleiten zu lassen.
So bleibt gut die Hälfte des Materials hinter den Erwartungen zurück, die man an THE MOTH gestellt haben mag. Eventuell zündet dieser hässliche Brocken live, wo sich der Vierer längst bewährt hat, besser als beim Hören durch heimische Boxen, wobei man allerdings eines klarstellen muss: Die im idealen Sinn furchtbar ungehobelte Nichtproduktion gibt alle Instrumente erstaunlich transparent wieder, also liegt die SChwäche von "Hysteria" definitiv nicht auf der klanglichen Seite.
Dort, wo sich THE MOTH ihre subtile Melodiösität bewahrt haben, glänzen sie weiterhin auch unter der schrundig schroffen Oberfläche, beispielsweise im geheimnisvoll verschlungenen 'Brachial' oder während des CROWBAR-Gedächtnis-Elefanten 'This Life'. Angesichts solch überschaubarer Lichtblicke bleibt nichts anderes übrig, als der Gruppe die Nachlässigkeit von Schnellschützen vorzuwerfen. Experiment Purismus fehlgeschlagen.
FAZIT: Vorausgesetzt, man begnügt sich beim Hören von harter Musik nicht mit schierer Garstigkeit, wird man von "Hysteria" enttäuscht sein. Schön und gut, dass THE MOTH ihren Bauch sprechen lassen, bloß überbrüllen sie dies auf Biegen und Brechen, als müssten sie der mancherorts gen Classic Rock oder Epik-Schmalz verweichlichten Doom-Szene eine Ohrfeige versetzen. Dass die Scheibe kein völliges Debakel geworden ist, verdanken die Schöpfer ihrem charismatisch charakteristischen Gesangsduo, Freden und Cecile.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr