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Tom Chaplin: Twelve Tales Of Christmas (Review)

Artist:

Tom Chaplin

Tom Chaplin: Twelve Tales Of Christmas
Album:

Twelve Tales Of Christmas

Medium: CD/LP
Stil:

Besinnliche Indie-Pop-Weihnachtslieder mit Tiefgang

Label: Island Records/Universal
Spieldauer: 43:32
Erschienen: 17.11.2017
Website: [Link]

Vielleicht geht es ja vielen ganz ähnlich wie dem Kritiker, der mit der Vorfreude auf Weihnachten auch das häufig akustische Grauen mit nervender Weihnachtslied-Beschallung, der man sich in keinem öffentlichen Raum mehr entziehen kann, verbindet.
Manchmal möchte man sich wie Noah eine akustische Arche bauen, um diesem ohralen Weihnachtsunwetter zu entfliehen und die musikalischen Beiträge mitnehmen, die nicht nerven, sondern selbst zu dem so ausgelatscht erscheinenden Thema Weihnachten noch gut und ansprechend sind, die aber oftmals ganz unbeachtet hinter der tausendsten „White Christmas“-, „Silent Night-“ oder „Jingle Bells“- sowie allergrusligsten „Last Christmas“-Version ihr verborgenes Dasein fristen.

TOM CHAPLIN, der Sänger von KEANE, der nach seiner schweren Drogenabhängigkeit dem Tod gerade so noch einmal von der Schippe gesprungen war, käme jedenfalls mit seinen Twelve Tales Of Christmas mit auf die Arche, auch wenn uns hierbei garantiert ein paar traurige Erinnerungen in den Sinn kommen, weil die Songs sehr getragen, oft von Streichern umrahmt und immer von der charismatischen, hohen Stimme Chaplins leben.
Und dass dieser traurige Moment durchaus gewollt und gerechtfertigt ist, zeigt uns bereits die Gedenk-Widmung für Wiggy in dem 16seitigen, gefalteten Booklet-Einleger. Wiggy ist ein kleiner Hund – dem Bild nach wohl ein Bolonka – und während neben dem Kritiker der Zeilen gerade zwei kleine Hunde, ebenfalls Bolonkas, auf dem Sofa schlafen, spürt er sofort den Verlust seiner Iffi, einem amerikanischen Cocker Spaniel, deren Platz nun die beiden anderthalbjährigen Wirbelwinde eingenommen haben. Wer einmal einen Hund an seiner Seite hatte, der weiß wirklich, wer der treuste, bedingungslos liebende Kamerad eines Menschen und wie schwer dessen Verlust ist. Sehr oft drängt sich beim Hören von den getragenen, sehr traurig wirkenden „Twelve Tales Of Christmas“ der Eindruck auf, dass TOM CHAPLIN in Gedanken beim Texten, Singen und Komponieren tatsächlich bei seinem verstorbenen Hund war.

Ruhig, verträumt und besinnlich – genauso wie man es zu Weihnachten erwartet, sind die Songs auf dem Album, das nicht nur zu Weihnachten hörenswert ist, ausgefallen.
Dann gibt es da allerdings noch ein großes „Aber“.
Ein „Aber“, das sich auf die nachdenklichen, sehr gelungenen Texte bezieht, welche nicht nur dieses Heile-Welt-Weihnachtsgefühl verbreiten, sondern den Blick öffnen sollen auf die Momente, in denen nicht alles so vermeintlich glatt läuft und ein Leben, das auch nach den Weihnachtsfeierlichkeiten weitergeht und nicht nur aus Plätzchenduft, Kerzenschein, Weihnachtsbaum und Geschenkorgien besteht. Trotzdem bleibt das besondere Weihnachtsgefühl erhalten, das die Familie und auch deren Tiere für einen Moment eng vereint und ein wenig nach der Ruhe und Besinnlichkeit dieses Festes sucht, im Mittelpunkt der zwölf Weihnachtssongs, von denen Chaplin acht selber beisteuerte und zusätzlich mit „Walking In The Air“ sowie „River“, „2000 Miles“ und „Stay Another Day“ jeweils ein Weihnachtslied von HOWARD BLAKE, JONI MITCHELL, THE PRETENDERS und EAST 17 covert.
Doch seine Inspiration holte sich der KEANE-Sänger nicht nur im Gedenken an seinen Hund oder von den gecoverten Musikern, sondern von einem der für ihn wichtigsten Menschen überhaupt – seiner Tochter. Mit „Twelve Tales Of Christmas“ versucht Chaplin, laut eigener Aussage, durch die kindlichen Augen seiner Tochter einen Blick auf die weihnachtliche Welt zu werfen, wobei dann auch solch wundervolle eigene Lieder wie „Midnight Mass“ mit einer Zeile wie: „In spite of everything / To simple truth we cling / To follow the guiding star of love in our hearts and homes“, oder „Under A Million Lights“ mit einem deutlichen Bezug zu unserem rücksichtslosen Umgang mit unserer Erde („We‘re on a blue green ball / Forever in free fall / Spinning beneath our feet / Love as our gravity“) herauskommen...

… Höchste Zeit darum, zu diesem vorweihnachtlichen FAZIT zu kommen:
Twelve Tales Of Christmas“ ist das ganz persönliche, solistische „Do They Know It‘s Christmas“ des KEANE-Sängers TOM CHAPLIN geworden, das man ihm in der ganzen Tiefe und Melancholie, Besinnlichkeit und Wärme, ohne jeglichen Klischee-Kitsch, voll und ganz abnimmt und all denjenigen, die von der weihnachtlichen Kaufhausbeschallung nur noch genervt sind, eine wundervolle Alternative darstellt, in Zeiten, in denen ein paar verpeilt daherkommende Politiker immer noch von Alternativlosigkeit und einem „Wir zuerst“ palavern.
Sein verstorbener Hund, dem das Album gewidmet ist, wäre stolz darauf und seine Tochter, aus deren Blickwinkel es geschrieben wurde, ist es ganz bestimmt!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3103x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Walking In The Air
  • Midnight Mass
  • 2000 Miles
  • Under A Million Lights
  • River
  • London Lights
  • We Remember You This Christmas
  • Stay Another Day
  • For The Lost
  • Another Lonely Christmas
  • Follow My Heart
  • Say Goodbye

Besetzung:

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