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Derjan: Trauerspiel (Review)
Artist: | Derjan |
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Album: | Trauerspiel |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Neo-Prog, Metal, Gothic, Rock, Pop |
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Label: | Eigenveröffentlichung/Rhodo Records | |
Spieldauer: | 65:10 | |
Erschienen: | 15.09.2017 | |
Website: | [Link] |
Wenn der Jan (Freesemann) als DERJAN seine musikalischen Vorstellungen verwirklicht, dann geschieht das in völliger Eigenunion, beim Komponieren, Entwickeln von Konzepten, Texten und Einspielen der Musik. Das Einzige, was er dabei in andere Hände gibt, ist der Mix, das Mastering und das Layout. Und hiermit beginnt das „Trauerspiel“.
„Trauerspiel“ ist ein Konzeptalbum, das aus unterschiedlichen Perspektiven die Lebensgeschichte eines in sich gefangenen Menschen erzählt, der nach eigener Freiheit strebt, dabei aber bis an die Grenzen der Selbstzerstörung geht. Leider ist dabei die poetische Qualität und der Gesang nur wenig überzeugend. Wie so oft tappen Musiker immer wieder bei dem Versuch, im totalen Alleingang ein Album einzuspielen, in diese Falle, da sie glauben, auch das zu beherrschen, was sich jenseits ihrer Instrumente und Kompositionen bewegt. Das Singen und Texten hätte im Endergebnis von „Trauerspiel“ DERJAN einem Anderen überlassen sollen.
In diesem Zwiespalt treffen musikalische Metall- und Gothic-Elemente plus ein paar progressiven Ideen, wie bei „Ungebrochen“, auf melodiös Rockendes und mitunter banal Poppiges, das sich in fast schlagerhaften Refrains, wie in „Ewig Ruh“, ergießt.
Andererseits weckt DERJAN mit seinem, trotz konzeptionellen Hintergrundes, etwas verworren und zerrissen wirkendem „Trauerspiel“ in den akustischen und ruhigeren Momenten Erinnerungen an die längst vergangenen Art- und Neo-Prog-Zeiten als ANYONE‘S DAUGHTER noch ihren „Adonis“ „In Blau“ besangen oder das TRAUMHAUS weit seine Pforten öffnete, um „Die andere Seite“ zu suchen. Bei den ruhigeren Gothic-Parts kommen einem zugleich immer wieder LACRIMOSA in den Sinn. Das Instrumental „Himmel oder Hölle, Part 3“ mit klassisch gespieltem Piano und breit arrangierten Streicher-Sätzen wird so zu einem Highlight des Albums, auch weil hier kein Gesang auftaucht.
Aus instrumentaler, oftmals auch kompositorischer Sicht überzeugt das Album durchaus und man muss mit Hochachtung feststellen, dass DERJAN hier solistisch dermaßen breitgefächerte Sounds erzeugt, die andere fett aufgestellte Prog-Bands auch nicht viel besser hinbekommen. Ebenso überzeugt der Sound, besonders in den ruhigen und häufig vorhandenen finsteren „Trauerspiel“-Klängen. Die metallischen Ausflüge mit einem oftmals deutlich zu statisch wirkendem Drumming hinken diesbezüglich leider etwas hinterher.
Die banal gereimten Texte und der unspektakuläre, mitunter nervende Gesang, der ein wenig an Johannes Berthold von ILLUMINATE erinnert, konterkarieren dagegen leider den sonst guten musikalischen Eindruck, den „Trauerspiel“ hinterlässt. Wie kann man nur auf solche Zeilen, wie: „Nimm keine Rücksicht auf die anderen Spinner, dann wirst du zu einem Gewinner“ oder „Ich komm‘ nicht raus, ich stecke hier fest. Nimm mir mein Leben, gib mir den Rest“, kommen?
Eine gute Absicht hinter der Geschichte wird so durch lyrisches Unvermögen zerstört. Jan Freesemann ist kein Lyriker, sondern ein Reimer. In dieser Beziehung sollte sich DERJAN weiterhin nicht mehr ausschließlich auf sein Können – das diesbezüglich kaum welches ist – verlassen, sondern sich fremde Hilfe und gute Sänger mit in sein musikalisches Boot holen, um einerseits nicht unterzugehen und andererseits gut Gemeintes zu einem auch für ihn als „Trauerspiel“ Verstandenem werden zu lassen.
Die guten Ansätze sind auf „Trauerspiel“ unüberhörbar, aber in punkto Vollendung ist es doch noch ein weiter Weg, der mehr Mut verlangt, als ein Album in völliger Eigeninitiative umzusetzen.
FAZIT: DERJAN nennt das Konzeptalbum „Trauerspiel“ seinen „Erstling“ und genau das ist es auch. Der erste Versuch komplett eigenständig ein Album unter progressiven Gesichtspunkten im Alleingang einzuspielen und leider auch einzusingen und zu texten. Hier hat sich Jan Freesemann dann doch etwas überschätzt und übernommen. Bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich sein weiterer Weg als DERJAN bewegt. Bisher jedenfalls stimmt die Richtung nur in Ansätzen und auch sollte er diesen nicht mehr so einsam und allein fortsetzen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Schlussstrich
- Ewige Ruh
- Dein nächster Schritt
- Glück
- Ungebrochen
- Abgrund
- Himmel oder Hölle, Part 1
- Himmel oder Hölle, Part 2
- Die Reise
- Himmel oder Hölle, Part 3
- Koma
- Trauerspiel
- Bass - Jan Freesemann
- Gesang - Jan Freesemann
- Gitarre - Jan Freesemann
- Keys - Jan Freesemann
- Schlagzeug - Jan Freesemann
- Trauerspiel (2017) - 7/15 Punkten
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