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Louis Minus XVI: De Anima (Review)

Artist:

Louis Minus XVI

Louis Minus XVI: De Anima
Album:

De Anima

Medium: CD/LP/MC/Download
Stil:

Jazz, Experimental

Label: Atypeek Music
Spieldauer: 29:36
Erschienen: 31.10.2017
Website: [Link]

Freitagabend, Sonnenschein und vorsommerliche Gefühle. Wen überkommt da nicht das Bedürfnis, sich auf den heimischen Balkon zu setzen, in Aristoteles‘ De Anima schmökern und dazu französischen Free Jazz zu hören? Leider gilt es wohl, sich zwischen De Anima, dem Buch, und „De Anima“, dem Album, dem dritten der doppel-saxophonisch besetzten Band LOUIS MINUS XVI, zu entscheiden, denn beiden gleichzeitig die nötige Aufmerksamkeit entgegenzubringen dürfte die Kapazitäten der normalmenschlichen anima deutlich übersteigen. Zähmen wir also unsere Lust nach antiker Seelenlehre und lauschen den ersten Takten von „Lustig Traurig“.

Leise, kratz-streichelnd baut sich da etwas auf, die Saxophone halten sich noch stark im Hintergrund, bilden einen zunächst nur ahnbaren Melodieteppich, auf dem ein monotoner Rhythmus zunehmend an Intensität gewinnt. Wer da an SWANS denkt, ist sicherlich nicht auf dem Holzweg. Ähnlich wie diese beweisen LOUIS MINUS XVI eine Vorliebe für ausgedehnte Steigerungen: Die ganzen rund neun Minuten des Songs arbeiten, kämpfen, stampfen sich nach oben, ans Licht. Ein interessantes Schauspiel, wie nach und nach das Duo aus Alt- und Tenorsaxophon die Oberhand gewinnt und sich auf dem hypnotischen Fundament aus Schlagzeug und Bass austobt, ehe das Ganze endlich in ein lautes Finale von beinahe Metal-hafter Härte mündet und sich anschließend in Dissonanzen auflöst.
Ja, Drummer Frederic weiß sehr gut, was ein Blastbeat ist: Und zeigt dies – wenngleich in dem Genre angepasster Manier – vor allem im chaotisch ruhelosen „Violence Gratuide“. Hier wird dem Hörer kein einziger Moment der Klarheit oder Ruhe vergönnt, verwickelte zweistimmige Trillerkaskaden, atemloses Hetzen von einem Fetzen zum nächsten – ein anstrengendes Vergnügen.
Die Ruhepause wird erst mit „I Want You Lemchaheb“ zugestanden. Beginnend mit einem kärglich gestreuten Bassmotiv lassen sich LM XVI hier viel Zeit, den stärksten Song dieses Albums aufzubauen. Mindestens so spannend und von Anfang bis Ende interessant wie „Lustig Traurig“, aber anders als jenes viel mehr aus einem Guss. Zwar ist es generell schwer auszumachen, wo bei LM XVI die Grenze zwischen Improvisation und Komposition verläuft, „I want you Lemchaheb“ wirkt jedoch zugleich impulsiv und durchdacht, zu keiner Zeit unkonzentriert oder unnötig in die Länge gezogen.
Dies gilt leider nicht für das finale Stück „Une Certaine Dose De Tendresse“, das, beginnend mit abgehackten Saxophonschreien, ein beachtliches Chaos entfaltet und scheinbar nur vom bestimmten Drumming halbwegs in der Spur gehalten werden kann, sich aber auf kein wirkliches Ziel festlegen mag und ohne viel Eindruck hinterlassen zu haben von Dannen quietscht.

FAZIT: Eine runde Sache haben LOUIS MINUS XVI da wieder einmal zusammengebraut. „De Anima“ tänzelt sportlich auf der schmalen Linie zwischen Programm und Freiheit. Wenn die Spannung und Intensität einer durchdachten Grundstruktur mit der Verspieltheit der beiden Saxophone trefflich zusammenkommen, kann man vor der Band nur den Hut ziehen. Und wenn das Kunstbudget schmal bemessen ist, kann man selbiges auch mit der gesamten LM XVI-Diskographie von Bandcamp in Richtung der heimischen Festplatte tun.

Tobias Jehle (Info) (Review 3279x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Lustig Traurig
  • Violence Gratuite
  • I Want you Lemchaheb
  • Une Certaine Dose de Tendresse

Besetzung:

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