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The Milk Carton Kids: All The Things That I Did And All The Things That I Didn‘t Do (Review)
Artist: | The Milk Carton Kids |
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Album: | All The Things That I Did And All The Things That I Didn‘t Do |
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Medium: | CD | |
Stil: | Ruhiger Folk Rock und hypnotischer Americana |
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Label: | Anti/Indigo | |
Spieldauer: | 51:36 | |
Erschienen: | 29.06.2018 | |
Website: | [Link] |
„Du, entschuldige, dass ich eine CD zum Besprechen gerade laufen habe. Stört dich das, ich kann auch etwas Anderes auflegen.“
„Ohh, was ist denn das für unglaublich schöne Musik! Die geht ja völlig zu Herzen. Und dieser Gesang, unglaublich. Und wie wundervoll die akustischen Gitarren klingen. Wer ist denn das?“
So lief eine meiner letzten Autofahrten ab, als meine Partnerin zu mir ins Auto stieg, die gerade verzweifelt nach ihrer Lieblings-CD „Push The Sky Away“ von NICK CAVE suchte. Der war jedenfalls mit einem Schlag vergessen, denn gerade hatte sie durch mich und den Kritiker-Zufall „All The Things That I Did And All The Things That I Didn‘t Do“ (In dem Falle wirkt der Titel fast schon prophetisch!) von THE MILK CARTON KIDS kennen und lieben gelernt. Und wenn ich mich nicht täusche, lief zu dem Zeitpunkt gerade „I‘ve Been Loving You“, was ja schon beinahe einer Vorhersehung im doppelten Sinne gleichkommt.
Dabei verunsichert der Name des Duos, das bereits für ihre ersten drei Alben mit jeder Menge hoch angesetzter Preise ausgezeichnet oder dafür nominiert wurde, wie dem „Best Folk Album Of The Year“ (2013), „Best Duo/Group Of The Year“ (2014) oder „Best American Roots Performance“ (2015), gehörig.
Die Milchkarton-Kinder, das klingt eher nach lustigen Kinderliedern als nach gefühlvollem, tief bewegendem Folk, dessen einzige Schwäche vielleicht darin besteht, dass die Stimmungen durchgängig sehr ruhig ausfallen. Dafür aber haben sich THE MILK CARTON KIDS – die irgendwo ganz bedenkenlos als die modernen SIMON & GARFUNKEL bezeichnet werden dürfen – erstmals aber eine ganze Band an die Seite geholt, was ihre ruhige Musik immens beflügelt und eine unendliche Klangvielfalt beschert, bei der sich immer wieder mal die Pedal Steel, dann die Violine oder Klarinette, aber auch die Hammond Orgel oder der Kontrabass in den Vordergrund spielen, um den beiden ausgezeichneten Stimmen noch mehr Tiefe zu verleihen.
Eine kluge Entscheidung ist die Band-Erweiterung auf jeden Fall, eben weil so der SIMON & GARFUNKEL-Vergleich, der besonders für die drei vorherigen Alben hervorragend geeignet war, nun wirklich hinkt, weil THE MILK CARTON KIDS nicht mehr mit Gitarren und Stimmen, sondern zusätzlich breit gefächertem Bandsound daherkommen, wozu JOEY RYAN extra bemerkt: „Wir hatten uns fest vorgenommen, uns musikalisch zu erweitern. Es war echt befreiend für uns, dass wir nicht jeden Song ausschließlich durch unsere Gitarren zur Geltung bringen mussten.“
Darum hätte es früher ein so starkes Stück wie „One More For The Road“ nie gegeben. Ein ganz spezieller „Ausbrecher“ aus dem Album, das es sogar noch reizvoller macht, als es ohnehin schon ist. Der epische, melodramatische Song erstreckt sich über zehn Minuten lang in einer hypnotischen Mischung aus zartem Jazz, gefühlvollem Folk und schwer psychedelischer Verträumtheit – und wirkt wie ein Trip durch ein herrlich blühendes Hanf-Gärtchen der Spätsechziger: „Oh, und wieder auf der Straße, das Leben kann so kalt sein.“
„Big Time“ bekommt ein lebendiges Country-Feeling mit Geige, Mandoline und Pedal Steel und lässt zugleich jeden Freund von NEIL YOUNG oder BOB DYLAN aufhorchen, während sich „Younger Years“ der gewohnt-geliebten SIMON & GARFUNKEL-Zeiten besinnt: „The love inside our hearts is the only kind of savior we‘ve been sent.“
Ja, da ist jede Menge Liebe zu hören in jedem einzelnen Song auf „All The Things That I Did And All The Things That I Didn‘t Do“!
Ein Album für die besonderen Stunden mit einem besonderen Menschen, das sich bei Kerzenschein und einem guten Glas Wein sogar noch mehr eignet als bei einer Autofahrt. Aber auch da vermittelt es einem ein so friedliches Gefühl, dass man, so schnell die Karre auch zu fahren scheint, einfach entspannt aus dem Fenster blickt. Und siehe da, irgendwo am Horizont färbt sich die Sonne rot!
FAZIT: Trotz (Oder gerade wegen?) dieses seltsamen Bandnamens THE MILK CARTON KIDS ist das Duo Kenneth Pattengale und Joey Ryan, die sich erstmals mit einer mehrköpfigen Band auf ihrem aktuellen Album verstärken, in Amerika schon längst über den Geheim-Tipp-Status hinaus und mit reichlich Preisen bedacht. Vielleicht liegt‘s auch daran, dass sich viele bei ihnen an die goldenen SIMON & GARFUNKEL-Zeiten erinnern, die sich im Bandmodus nunmehr Richtung CROSBY, STILLS, NASH & YOUNG neigen. Mit „All The Things That I Did And All The Things That I Didn‘t Do“ gelingt ihnen ein weiteres Meisterstück ruhigen, sehr emotionalen Folk Rocks, der noch dazu in einem schönen Digipak samt 32seitigem Booklet mit jeweils den Liedtexten auf der rechten und einem Bild – mal farbig, mal schwarzweiß – auf der linken Seite, daherkommt. Was für die Ohren und Augen und ganz besonders für‘s Herz!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Just Look At Us Now
- Nothing Is Real
- Younger Years
- Mourning In America
- You Break My Heart
- Blindness
- One More For The Road
- Big Time
- A Sea Of Roses
- Unwinnable War
- I‘ve Been Loving You
- All The Things
- Bass - Dennis Crouch, Paul Kowert
- Gesang - Kenneth Pattengale, Joey Ryan, Lindsay Lou, Logan Ledger
- Gitarre - Kenneth Pattengale, Joey Ryan, Russ Pahl
- Keys - Pat Sansone, Nat Smith
- Schlagzeug - Jay Bellerose
- Sonstige - Nat Smith (Cello), Levon Henry (Klarinetten, Saxofone), Brittany Haas (Violine)
- All The Things That I Did And All The Things That I Didn‘t Do (2018) - 12/15 Punkten
- The Only Ones (2019) - 13/15 Punkten
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