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Thomas Konder: Labyrinth (Review)

Artist:

Thomas Konder

Thomas Konder: Labyrinth
Album:

Labyrinth

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock mit Konzept

Label: Musea
Spieldauer: 60:59
Erschienen: 23.03.2018
Website: [Link]

„Wir alle bewegen uns in einem Labyrinth. Wie viele von uns werden wohl den Weg heraus finden?“

Das sind die letzten Worte, die man (in englischer Sprache) im Booklet von Labyrinth lesen kann. Ein Album, das der singende Multiinstrumentalis THOMAS KONDER aus Deutschland, der ein wenig wie ein progressives Überraschungsei, das bisher nur im Verborgenen geschlummert hat, nun wie Phoenix aus der retroprogressiven Asche auftaucht und nicht nur damit überrascht, dass „Labyrinth“ bei Musea, dem französischen Label für Prog-Rock allererster Güteklasse, erscheint, sondern er offensichtlich ein ähnliches Multitalent wie ROBERT REED ist – nur eben die deutsche Ausgabe.
Auch wenn Konders Leidenschaft nicht in erster Linie einem MIKE OLDFIELD gilt, sondern vielmehr solchen Größen wie YES, GENESIS, SAGA, SUPRTRAMP, PINK FLOYD oder der MANFRED MANN‘S EARTHBAND, bei der es ihm das 76er-Album „The Roaring Silence“ ganz besonders angetan hat. Man muss auch nicht vom Licht geblendet werden oder seinen Ohren eine progressive Spülung verpassen, um in den Gängen von Konders Labyrinth immer wieder die Wegweiser seiner unüberhörbaren Vorbilder zu entdecken.

So verweist uns der Titeltrack anfangs sofort auf das schönste musikalische Verbrechen des Jahrhunderts, das uns 1974 SUPERTRAMP präsentierten. Noch dazu ist der Gesang von THOMAS KONDER verdächtig nahe an dem von Mr. Hodgson und Davies und auch am Helliwell-Saxofon wird nicht gespart. Nur zu gerne verläuft man sich mit seinen Ohren in diesem Labyrinth, das der deutsche Multiinstrumentalist zugleich symbolkräftig als Konzept-Album angelegt hat. Sein „Labyrinth“ steht für die Irrungen und Wirrungen sowie den Wandel und das Reifen, das Bewahren guter Erinnerungen und das Nichtzulassen innerer Dämonen im eigenen Leben, für das nun mal nur wir selber verantwortlich sind, auch wenn wir von Anderen permanent durch deren Labyrinthe gejagt werden: „Labyrinth tells the story of one man‘s journey as he tries to navigate this thing we call life.“

Mal erfahren wir Rettung, wenn wir von diesem „Ding namens Leben“ abweichen, uns verlieren. Aber es gibt auch die Momente und Menschen, bei denen jede Form der Rettung zu spät kommt, die unumkehrbar sind, wenn „On A Day Like This“ zur Katastrophe wird. Dieses Labyrinth stürzt über einem ein und erinnert musikalisch an eine Kombination aus ANATHEMA und DISCIPLINE bis hin zu STEVE HACKETT, während THOMAS KONDER dieses Artrock-Stück den Opfern der Germanwings-Katastrophe im März 2015 widmet, die ums Leben kamen, weil ein des Lebens müder Co-Pilot das Flugzeug bewusst gegen einen Berg steuerte, während der verzweifelte Kapitän versuchte, in die verschlossene Kabine zu gelangen, um die todbringende Sackgasse des Labyrinths doch noch zu durchbrechen. Geschickt lässt Konder uns in diesem sehr abwechslungsreichen Stück den inneren und äußeren Kampf durchleben, so bedrückend dies auch erscheinen mag, es ist emotional und musikalisch schwer beeindruckend.

THOMAS KONDER bemerkt zu diesem konzeptionellen „On A Day Like This“-Bestandteil im großen Labyrinth, dass er beim Komponieren und Texten versuchte, sich in „die wirre Gedankenwelt des Unglücksverursacher“ hineinzuversetzen, der irgendwann einmal „die falsche Abzweigung gewählt hat und in einer moralischen Sackgasse stecken blieb“. Diese moralische Sackgasse wurde zu einem tödlichen fliegenden Käfig von 144 Passagieren und 6 Besatzungsmitgliedern. Einer, der den falschen Weg in seinem Labyrinth gewählt hatte, ließ 149 Menschen keine Chance, ihren eigenen Weg aus dem Labyrinth zu finden. Das folgende Instrumental „Road To Nowhere“ greift dann in bester GENESIS-Frühära die traurige Stimmung auf und bringt sie als trauriges Requiem zu Ende.
Doch nicht nur diese beiden Stücke tragen stimmungsmäßig dazu bei, dass „Labyrinth“ ein oftmals nachdenklich und ruhig klingendes Artrock-Album geworden ist, das zusätzlich durch viele akustische Momente besticht – wie bei „Morning Sun“, wenn vordergründig das Piano den Gesang untermalt oder auch betont, während die Kinderstimme von Niklas dem Hörer einen regelrechten Schauer über den Rücken treibt.

Leider fehlen in dem sehr ansprechend gestalteten 12seitigen Booklet die Texte, die zum Verstehen eines umfangreichen Konzepts immer sehr hilfreich sind, selbst wenn die Erklärungen auf der Booklet-Rückseite verständlich die Absicht – textlich wie musikalisch – hinter „Labyrinth“ verdeutlichen. Das alles geschieht rundum in bester, auf dem 70er-Jahre-Prog basierender Konzept-Album-Tradition, bei der eindeutig die melodischen Elemente gegenüber den komplexen dominieren.

Der abschließende, knapp 11 Minuten dauernde Longtrack „A Step A Day“ schließt dann den Kreis des Albums – oder besser: er versucht in spockbärtiger Manier einen Weg aus dem Labyrinth anzudeuten, ein Licht durchschimmern zu lassen, das uns den Weg weist, um aus der Tretmühle um uns heraus mitten in unser eigenes Ich hinein zu finden – oder wie es THOMAS KONDER auf meinen Wunsch hin selber formulierte: „Lass dich nicht von Stimmen verwirren, die dir irgendeine Richtung vorgeben wollen, schau zu, dass dein Weg niemals in einer Sackgasse mündet, umgebe dich mit den Personen, die ehrlich und liebevoll zu dir sind, lasse deinen Blick stets nach vorne gerichtet, um die Richtung zu halten und dein Ziel zu finden, doch vergiss dabei nie, den zurückgelegten Weg hinter dir wertzuschätzen.“

Nicht nur dieser Worte, sondern auch der richtig guten progressiven Musik mit vielen Erinnerungen und Parallelen sowie des bewegenden Konzepts wegen, werden als FAZIT sicher alle Freunde guten, melodiösen Progressive Rocks, der breit instrumentiert ist und in dem neben Kinderstimmen auch Klarinetten, Violinen, Saxofone und Hörner auftauchen, dieses überraschend starke Konzept-Album „Labyrinth“ des bisher gänzlich unbekannten THOMAS KONDER mehr als wertschätzen. Die Engländer haben mit dem MAGENTA-ROBERT-REED ihr Multitalent des Progs – bei uns könnte ebendieses mit THOMAS KONDER heranwachsen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4339x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • The First Step
  • Labyrinth
  • Only The Wind Knows
  • Solitary Road
  • Captured
  • Puzzle
  • Morning Sun
  • On A Day Like This
  • Road To Nowhere
  • Firedance
  • Born
  • A Step A Day

Besetzung:

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