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Tiger Moth Tales: The Depths Of Winter (Review)
Artist: | Tiger Moth Tales |
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Album: | The Depths Of Winter |
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Medium: | CD/Do-LP | |
Stil: | Progressive Rock |
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Label: | White Knight Records/Just For Kicks | |
Spieldauer: | 71:23 | |
Erschienen: | 05.01.2018 | |
Website: | [Link] |
Der blinde singende Multiinstrumentalist PETE JONES und zugleich leidenschaftliche GENESIS-Verehrer ist nach einem gigantischen Debüt-Album und einem ziemlichen Rohrkrepierer als Nachfolger, bei dem er sich zeitlich eines Wettbewerbs wegen viel zu stark selber unter Druck gesetzt hatte, wieder zurück und gibt mit „The Depth Of Winter“ endlich die Antwort darauf, in welche Richtung es nun weitergeht. Welch Glück, dass diese wieder klar definiert ist: „Cocoon“ (Januar 2015) lässt grüßen und „Story Tellers: Part One“ (Oktober 2015) vergessen!
Und damit gar nichts schief geht, bringt Jones auf seinem 3. Studio-Album, ein Konzept-Album rund um den Winter, gleich noch den begnadeten TANGENT- und MASCHINE-Gitarristen LUKE MACHIN mit in Stellung.
Insgesamt ist „Winter Is Coming“, ganz der Jahreszeit entsprechend, recht ruhig, dunkel, traurig, aber trotzdem mit einem flackernd-verspielten Prog-Kerzenschein versehen, der die ganze romantische Schönheit der Jones-Prog-Welt zum Tragen bringt und auch der unglaublichen Ähnlichkeit seiner Stimme mit der von PETER GABRIEL starke GENESIS-Bezüge aufweist. Oftmals gewinnt man beim Hören von „The Depths Of Winter“ den Eindruck, wir wären auf dem 76er-GENESIS-Album „Wind And Wuthering“, ihrem insgesamt melancholischsten, gelandet, nur dass als Sänger nicht Collins sondern Gabriel hinterm Mikro steht. Und bei dem Longtrack „Winter Maker“ würde man garantiert eine Wette halten, dass STEVE HACKETT die Gitarre spielt – aber nein, es ist LUKE MACHIN, während uns daraufhin alle Schönheiten eines echten Prog-Songs präsentiert werden, in dem Bombast und Orchestrales auf akustische Gitarren sowie eine Geschichte, bei der sogar ein Erzähler integriert wird, treffen. Eine echte Meisterleistung modernen Progs!!! (Bewusst mit drei !!! geschrieben!)
In diesem Sinne könnte man noch beliebige weitere kunstvolle Art-Rock-Longtracks benennen, die das Album regelrecht bevölkern, wobei einen beispielsweise auf „Hygge“ dann sogar der Gesang regelrecht umhaut, weil uns bei dieser melancholischen Ballade, wenn wir die Augen schließen, sofort PETER GABRIEL erscheint: „Picture a landscape, a cold winter scene / And tell me how cold is the night.“
Genauso traurig geht es auch auf „Migration“ zu, die ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht, bei dem natürlich auch das Bild des Winters eine wichtige Rolle spielt: „But where is my comfort now? / Who‘s there for me now? / Who‘s my winter home?“
Eine Ausnahme, die sich bewusst nicht in das Winter-Konzept des Albums einpasst, gibt es außerdem zu entdecken. Eine Ausnahme, die einen todtraurigen Hintergrund hat, der sicher jedem Hundeliebhaber Tränen in die Augen treibt. Auf „Take The Memory“ besingt PETER JONES den Tod seines geliebten Hundes, zu dem er als Blinder eine noch stärkere Beziehung als wir Sehenden jemals dazu in der Lage wären, aufbaute. So glaubt er, dass seine Erinnerungen an Barley, den man auf dem Song auch bellen hört, dermaßen stark sind, dass der Hund noch lebt, noch immer an seiner Seite ist und ihm beisteht: „Sometimes I think I hear you / Your footsteps in the hall. But that‘s just wishful thinking / Or does spirit call? / Your absence bring such pain... Barley, we won‘t forget about you!“
FAZIT: Es ist ein rundum bewegendes, melancholisches, aber auch optimistisches Album geworden, dieses „The Depths Of Winter“ von PETER JONES aka TIGER MOTH TALES. Und während es draußen wieder richtig kalt wird, sollte genau dieses Album alle Herzen progressiver Kunstrock-Freunde erwärmen, denen GENESIS und nachdenkliche Geschichten mit deutlichem Bezug zum Winter und unserer Gegenwart wichtiger sind, als heiße Diskussionen über Börsengewinne und profitable Transaktionen, die das eigene Ego bestärken, aber am Ende nur eine Zahl auf einem Nummernkonto hinterlassen. PETER JONES hinterlässt ein Gefühl bei denjenigen, die mit offenen Ohren, offenen Augen und offenem Herzen noch immer nach einer Welt suchen, in der die Jahreszeiten wichtiger als jede Form künstlichen Lichts sind. Manchmal kann ein Blinder eben besser sehen, als all diejenigen, die ihr Augenlicht als eine Selbstverständlichkeit betrachten!
PS: Und wo das Album von Freunden guten Progrocks gekauft wird, ist ja eigentlich klar, genau hier mit einem Klick und nicht bei...
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Winter Is Coming
- Winter Maker
- Exposure
- The Ballad Of Longshanks John
- Migration
- Take The Memory
- Sleigh Ride
- The Tears Of Frigga
- Hygge
- Winter‘s End
- Bass - Steve Bottomley
- Gesang - Pete Jones, Jamie Ambler
- Gitarre - Pete Jones, Luke Machin
- Keys - Pete Jones
- Schlagzeug - Pete Jones
- Sonstige - Pete Jones (Klarinette, Ukulele, Rekorder, Drum-Programmierung), Emma Friend (Flöten), Sara Baldwin (Flügelhorn), Sarah Wardle (Tenor Horn), Joe Heartfield (Tenor Posaune), Andy Baldwin (Euphonium), Barley (Bellen)
- Cocoon (2015) - 15/15 Punkten
- Story Tellers: Part One (2015) - 4/15 Punkten
- The Depths Of Winter (2018) - 13/15 Punkten
- Story Tellers: Part Two (2018) - 13/15 Punkten
- Still Alive (2020) - 12/15 Punkten
- The Whispering Of The World (2020) - 13/15 Punkten
- A Song Of Spring (2022) - 12/15 Punkten
- A Visit To Oxfordshire – Live CD 2022 (2022)
- The Turning Of The World (2023) - 12/15 Punkten
- Cocoon - 10th Anniversary Edition (2024) - 15/15 Punkten
- Inside The Cocoon (2024)
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