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Roger Daltrey: The Who‘s Tommy Orchestral (Review)

Artist:

Roger Daltrey

Roger Daltrey: The Who‘s Tommy Orchestral
Album:

The Who‘s Tommy Orchestral

Medium: CD/Do-LP
Stil:

Orchestrale Kult-Rock-Oper

Label: Polydor/Universal Music
Spieldauer: 69:29
Erschienen: 14.06.2019
Website: [Link]

Schwelgen wir einmal ganz kurz in den Erinnerungen an die „besseren und viel wilderen Zeiten der Spätsechziger“.
Wenn‘s dabei auch noch um Musik ging, dann kam man, besonders all der Wildheit wegen, an THE WHO einfach nicht vorbei, was übrigens auch ein Text in dem heute gesuchten Doppel-Album „Once Upon A Time“, vortrefflich durch J. Schmeisser verfasst, zielsicher auf den Punkt bringt:
„Wohl kaum eine Gruppe hat ihren Erfolg auf den Trümmern so viel zerschlagener Boxen und Verstärker aufgebaut wie die WHO. Die ‚Zerstörungswut‘ entlud sich früher bei jedem Auftritt und es mussten allabendlich mindestens zwei Lautsprecherboxen das Zeitliche segnen. Dem Image und der Härte ihrer Musik nach, den vielfach sozialkritischen Texten ihrer Songs entsprechend, waren die WHO der ausklingenden 60er-Jahre mit der New-Wave-Generation zu vergleichen. […] Ihr Hit „My Generation“ aus dem Jahr 1965 brachte wohl am deutlichsten das aufbegehrende Verhalten der revoltierenden Jugend jener Zeit zum Ausdruck. Der große Durchbruch in den USA wurde im Mai 1969 erreicht, als Townshend sein Meisterstück vollbrachte: Die 90-Minuten-Rockoper ‚Tommy‘, die später von Ken Russell verfilmt wurde. Im August desselben Jahres traten die WHO dann beim legendären Woodstock-Festival auf. Wo immer die WHO in der Folgezeit hinkamen, waren nicht nur ausverkaufte Hallen, sondern auch Krawalle und Skandale angesagt. Da sprengten die munteren Vier Toilettenbecken in die Luft, warfen TV-Sets aus den Hotelfenstern, fuhren Edellimousinen in Swimmingpools...“

Heute aber beschreibt THE WHO-Mitbegründer und Sänger ROGER DALTREY, der statt den großen Zerstörer nun den großen Klassiker gibt und mit seiner Band im Jahr 2018 durch die USA tourte, um das Klassiker-Album „Tommy“ von THE WHO mit dem herausragenden The Budapest Scoring Orchester zu präsentieren, diese Erfahrung mit den Mitgliedern des Orchesters unter Leitung von KEITH LEVENSON als „magisch“. 
Ja, die Zeiten ändern sich – die Magie der Musik aber nicht.
Festgehalten wurde dies rocksymphonische Magie nun als Doppel-LP (Unbedingt schon der Authentizität wegen zu empfehlen, auch wenn sie von der äußeren Gestaltung her nicht gerade ein Kracher ist!), auf CD und digital. Wer sich für die Vinyl-Variante entscheidet, bekommt zusätzlich noch den digitalen DL-Code gratis dazu.

Die neue orchestrale Version von „Tommy“ erscheint pünktlich zum 50. Geburtstag der legendären, 1969 veröffentlichten Rock-Oper. Aufgenommen wurde das Album noch dazu am Standort des originalen Woodstock-Festivals, wo „Tommy“ immerhin 1969 komplett aufgeführt wurde, genauso wie auch auf dem ebenso legendären „Isle Of Weight“-Festival. Selbst für eine Ballett-Aufführung 1970 in Kanada und 1971 eine komplette Opernaufführung war „Tommy“ die musikalische Grundlage. Als Musical eroberte es dann 1993 den Broadway und kurze Zeit später The West End, wo es mit jeder Menge Preise überschüttet wurde.

Als besondere Ehrung der wohl ersten Rock-Oper der Musikgeschichte gibt‘s unter ROGER DALTREY „Tommy“ nun orchestral als Vereinigung von Band und riesigem Orchester, das man in der Doppel-Innenseite des Gatefold-Covers betrachten kann.
Zu dieser „magischen“ Vereinigung, deren orchestrale Seite aus Daltreys Sicht einen ganz besonderen, einzigartigen Reiz ausmacht, stellt der WHO-Sänger fest: „Die Musik von Pete eignet sich besonders für die Verschönerung von Sounds, die ein Orchester der Band hinzufügen kann. ´Tommy´ kann man deuten, wie immer man will. Ich benutze die Figuren darin als wichtige Teile des menschlichen Daseins, es ist also eine Art Geschichte rund um den menschlichen Geist. Und obwohl es 50 Jahre später ist, gehe ich so vor, als würde ich es zum ersten Mal singen.“ 

Allerdings muss man auch ehrlich feststellen, dass ROGER DALTREY nicht nur die Wildheit, sondern auch ein Großteil seiner Stimme abhanden gekommen ist, so sehr auch der Techniker versucht, das etwas zu kaschieren, indem er sie immer wieder mit Hall hinterlegt. Trotzdem ändert das nichts daran, dass Daltrey bei den hohen Tönen gänzlich versagt, auch wenn Band und Orchester sich durch ein perfektes Zusammenspiel auszeichnen. Die stimmlichen Zeiten des „ersten Mals“ sind bei Daltrey längst vorbei – und nach 50 Jahren scheint dieser wilde Lebensstil eben auch bei ROGER DALTREY seinen späten Tribut zu zollen.
Doch wie dem auch sei – der Ansatz hinter „Tommy Orchestral“ ist genau der richtige und irgendwie auch echt altersweise. Die Zeiten von explodierenden Kloschüsseln sind längst vorbei, dafür wird jetzt eben ordentlich auf die Pauke gehauen. Die Hotelketten in aller Welt werden es dankbar zur Kenntnis nehmen.

Und sicher werden auch alle THE WHO-Fans, die früher gerne „Sex‘n‘Drugs‘n‘Rock‘n‘Roll“ ekstatisch auslebten und darüber heute noch stolz ihren Enkeln erzählen, „Tommy Orchestral“ sehr mögen. Allerdings bleibt zu vermuten, dass sie am Ende doch zum 69er-Original greifen, wenn sie ihren kleinen Zöglingen THE WHO näherbringen wollen.
Wer dann aber noch dazu seinen Bildungsauftrag erfüllen möchte, um zu beweisen, dass Rock und Klassik auch zusammen richtig gut funktionieren können, der hat mit diesem Album ein faszinierendes Argument dafür in der Hand und im Ohr. Wenn Wildheit und ernste Musik Hand in Hand ein Tänzchen vollführen, kann das wunderschöner und bombastischer als jeder musikalische Solo-Tanz klingen. Verrückt nur, dass man solch eine Tatsache mit „Tommy“, einer Story und einer Band, vor der uns früher unsere Eltern immer gewarnt haben, beweisen kann!

FAZIT: Im Sommer 2018 tourten ROGER DALTREY und seine Band durch die USA, um den 50. Geburtstag der legendären THE WHO-Rock-Oper „Tommy“ zu feiern. Allerdings auf ganz besondere Art, nämlich „Orchestral“ mit dem herausragenden The Budapest Scoring Orchester. Dabei entstand dieses der Rock-Oper zu aller Ehre gereichende Doppel-Album „The Who‘s Tommy Orchestral”, das zudem am Standort des originalen Woodstock-Festival aufgenommen wurde, wo THE WHO ihren „Tommy“ komplett präsentierten und ein gehöriges Stück Rockgeschichte dabei schrieben.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3363x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (16:42):
  • Overture (5:42)
  • It‘s A Boy (0:41)
  • 1921 (2:57)
  • Amazing Journey (5:10)
  • Sparks (2:12)
  • Seite B (16:50):
  • Eyesight To The Blind (The Hawker) (2:21)
  • Christmas (4:41)
  • Cousin Kevin (3:51)
  • The Acid Queen (3:51)
  • Do You Think It‘s Alright? (0:26)
  • Fiddle About (1:40)
  • Seite C (17:17):
  • Pinball Wizard (3:19)
  • There‘s A Doctor (0:25)
  • Go To The Mirror! (3:51)
  • Tommy Can You Hear Me? (1:39)
  • Smash The Mirror (1:26)
  • Refrain – It‘s A Boy (0:29)
  • I‘m Free (2:46)
  • Miracle Cure (0:14)
  • Sensation (3:08)
  • Seite D (18:40):
  • Sally Simpson / Gospel Piano Interlude (4:53)
  • Welcome (4:04)
  • Tommy‘s Holiday Camp (1:11)
  • We‘re Not Gonna Take It (8:32)

Besetzung:

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Interviews:
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